Nationalteam

Österreich und Serbien: Zwei Teams mit einigen Fragezeichen vor der EURO

Wenn Österreich heute Abend (20:45 Uhr) im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf Serbien trifft und damit die erste Generalprobe auf die bevorstehende Europameisterschaft spielt, wird der Testcharakter für beide Mannschaften im Vordergrund stehen. Rückschlüsse auf das, was ab kommender Woche in Deutschland passieren wird, werden sich wohl nur spärlich ziehen lassen.

Durch die zahlreichen Verletzungen, die das ÖFB-Team in den letzten Wochen und Monaten beutelten, ist Rangnicks Kader noch ein wenig in der Findungsphase. Blickt man auf das letzte Länderspiel, das 6:1 gegen die Türkei Ende März, so fallen vor allem die Ausfälle der beiden Schlagers auf. Alexander Schlager dürfte bei der EM durch Patrick Pentz ersetzt werden, Xaver Schlagers Ausfall ist etwas, das die Nationalmannschaft kollektiv abfedern muss.

Wie kann man Xaver Schlager ersetzen?

Speziell der Ausfall des Leipzig-Legionärs und wie Rangnick darauf reagieren wird, ist heute eine der spannendsten Fragen. Der aktuelle Teamkapitän Konrad Laimer spielte in den vergangenen Länderspielen zumeist als Rechtsaußen, könnte aber zur Stabilisierung des Mittelfeldzentrums in die Zentrale rücken, um dort den „Boss“ neben dem unter Rangnick gesetzt Nicolas Seiwald zu geben.

Die weniger dynamische Variante wäre Florian Grillitsch, der im Gegensatz zum „Gegenpressingmonster“ Laimer ein Ankersechser ist und vor allem für Ruhe und Umsicht in Ballbesitz sorgen kann. Gegen diese Variante spricht jedoch, dass Grillitsch bei der TSG 1899 Hoffenheim durchgehend als Innenverteidiger spielte. Ebenfalls eine gute Variante für das Nationalteam, vor allem weil Kevin Danso seinem Klub RC Lens im Saisonfinish mit Adduktorenproblemen fehlte und man beim 25-Jährigen möglicherweise nichts überstürzen möchte. Auch Philipp Lienhart ist erst im Begriff nach seiner Knieverletzung wieder voll fit zu werden.

Auf die Formstärke der Offensiven setzen

In der Offensive wiederum ruhen die Hoffnungen vor allem auf den formstarken Spielern: Romano Schmid war etwa bei Werder Bremen in der Schlussphase der Saison einer der dominantesten Akteure. Auch Sturms frischgebackenen Meister Alexander Prass darf man in den kurzfristigen Planungen aufgrund seiner enorm dynamischen Ader nicht außer Acht lassen. Zudem zeigte Marko Arnautovic mit drei Toren im Saisonfinish für Inter Mailand, dass weiterhin mit ihm zu rechnen ist.

Ladehemmung bei mehreren Offensivspielern

Andere Spieler wie etwa die Rapid-Spieler Grüll und Seidl, Köln-Kapitän Kainz und Wolfsburgs Patrick Wimmer hatten zuletzt eine nach unten zeigende Formkurve. Michael Gregoritsch erzielte zudem in April und Mai nur einen einzigen Treffer. Aber sowohl beim Freiburg-Stürmer, als auch bei Leipzig-Legionär Christoph Baumgartner weiß man, dass sie im Teamdress auch schnell wieder auf Betriebstemperatur sein können.

Überraschende Entscheidung gegen Stöger

Angesichts der allgemein angespannten Lage, bleibt es weiterhin verwunderlich, dass der enorm starke Neo-Gladbacher Kevin Stöger nicht für den Teamkader nominiert wurde. Da der finale Kader aber noch nicht bekanntgegeben wurde, ist das letzte Wort beim „auf Abruf“ notierten Stöger möglicherweise noch nicht gesprochen.

So oder so wird Österreich in seinem Auftaktspiel am 17. Juni gegen Frankreich eine Außenseiterrolle einnehmen. Wer auf Österreich – Frankreich wetten will, erhält bei unserem Partner win2day eine Quote von @6.40 auf einen Sieg der Österreicher. Da die Franzosen als einer der Titelfavoriten gelten, würde das wohl auch eine entspanntere Personalsituation bei der ÖFB-Elf kaum ändern.

Fahrige Serben starten gegen England ins Turnier

Serbien wiederum startet einen Tag früher in die Europameisterschaft und trifft bereits am nächsten Sonntag, den 16. Juni auf England. Später geht es für die Mannschaft von Dragan Stojkovic gegen Slowenien und Dänemark. Die bestens besetzten Serben hinken zwar derzeit ihrer Form ein wenig hinterher, dürfen sich aber durchaus Hoffnungen darauf machen, die Gruppenphase zu überstehen.

Die März-Testspiele verliefen für Serbien allerdings nicht nach Plan. Gegen die schwachen Zyprer gab es einen 1:0-Sieg, zuvor setzte es eine deftige 0:4-Klatsche gegen Russland, was aber auch mit einer frühen roten Karte für Milan Gajic nach einer Notbremse zu tun hatte.

Vier Säulen in Stojkovic’ Team

Die serbische Nationalmannschaft hat einige unumstößliche Säulen in ihren Reihen, um die herum es durchaus einige Fragezeichen gibt. Diese Säulen sind beispielsweise Salzburg-Innenverteidiger Strahinja Pavlovic, der mittlerweile 35-jährige Kapitän Dusan Tadic von Fenerbahce Istanbul, sowie die beiden Saudi-Arabien-Legionäre Sergej Milinkovic-Savic und Aleksandar Mitrovic, die in der abgelaufenen Saison mit Al-Hilal das Double holten. Mitrovic erzielte in 43 Pflichtspielen 40 Tore.

Sehr routinierte serbische Mannschaft

Serbien verfügt demnach über eine äußerst routinierte Mannschaft. Der 20-jährige Salzburg-Angreifer Petar Ratkov ist der einzige Spieler im Kader, der jünger als 22 Jahre ist. Mit Ratkov, Pavlovic, Samardzic und Ilic gibt es nur vier Spieler, die jünger als 24 sind. Zum Vergleich: Im vorläufigen Kader der Österreicher gibt es derer gleich neun.

Offensive Flügel, nur ein echter Außenverteidiger im Kader

Unter Trainer Stojkovic spielen die Serben nahezu immer in einer 3-4-3-Grundordnung, wobei in letzter Zeit zumeist mit einer Solospitze, also einem 3-4-2-1, statt mit einer 3-4-1-2-Variante operiert wurde. Ebenfalls auffällig ist, dass Stojkovic mit Panathinaikos-Legionär Filip Mladenovic nur einen einzigen etatmäßigen Außenverteidiger einberief. Auch wenn man mit der Dreierkette das Zentrum stärken will, so sind die Flügelverteidigerpositionen äußerst offensiv – mit Flügelstürmern – besetzt. Gegen Zypern begannen hier etwa Filip Kostic von Juventus und Andrija Zivkovic von PAOK.

Zahlreiche Optionen fürs Zentrum

Im Mittelfeldzentrum und in der Innenverteidigung hat Stojkovic zahlreiche Optionen, aber nur die wenigsten haben einen sicheren Platz im Team. Es ist daher zu erwarten, dass die Serben heute Abend vor allem in den „drei Reihen“, also der Innenverteidigung, dem Sechser/Achter-Raum und der Zehnerposition, mehrere Varianten austesten werden.

Hier hat Serbien auch einige Spieler im Aufgebot, die international betrachtet ein wenig unter dem Radar spielen. Innenverteidiger-Optionen sind beispielsweise Srdjan Babic (Spartak Moskau), Nemanja Stojic (TSC Backa Topola) und Uros Spajic (Roter Stern Belgrad). Gegenüber Pavlovic, Fiorentinas Nikola Milenkovic, Sevillas Nemanja Gudelj und Werder-Abwehrspieler Milos Veljkovic haben sie aber nur Außenseiterchancen.

Im zentralen Mittelfeld haben einige „nicht hochkarätige“ Legionäre hingegen bessere Chancen auf Einsätze: So etwa Nemanja Maksimovic von Getafe, Mijat Gacinovic von AEK Athen oder Sasa Lukic von Fulham. Auch Roter-Stern-Sechser Srdjan Mijailovic ist hier neben den Top-Leuten Milinkovic-Savic, Samardzic und Ilic eine Option auf der „Sechs“.

Individuelle Klasse im Angriff

In der Offensive ist neben Stürmerstar Mitrovic natürlich auch Juventus-Stürmer Dusan Vlahovic zu nennen. Milan-Reservist Luka Jovic und Salzburgs Ratkov sind die Alternativen. Und auf den Flügeln wurden neben den bereits genannten Kostic und Zivkovic auch Veljko Birmancevic von Sparta Prag und eben Kapitän Tadic einberufen, wobei Letzterer eher eine Freigeistrolle im Team innehat.

Heute um 20:45 Uhr geht’s also in die erste von zwei Generalproben für die EM. Am Samstag wird das kurze Testprogramm dann mit einem Spiel gegen die Schweiz abgeschlossen. Diese testen heute Abend zu Hause gegen Estland.