Zwei Debütanten beim ersten ÖFB-Lehrgang nach der EM im Kader
Ralf Rangnick gab vor kurzem den ersten ÖFB-Kader nach dem bitteren Ausscheiden im Europameisterschafts-Achtelfinale bekannt. Er sprach auf der Pressekonferenz von einem Neustart mit Blick auf die anstehenden Nations-League-Spiele. Mittlerweile wurde es zur Tradition, dass bei der Zusammenkunft der Spieler mit dem Staff ein Welcome-Back-Video zusammengestellt wird. Im Blickfeld dieses Mal – die Europameisterschaft, die mit der bitteren 1:2-Niederlage gegen die Türkei für das ÖFB-Team zu Ende ging.
Tränenreicher Abschied nach dem Achtelfinale
Das vorbereitete Video hat es in sich, wie der Cheftrainer verriet. „Ich habe es schon zwei, dreimal angesehen und hatte jedes Mal Tränen in den Augen“, gab Rangnick zu. Nach den zwei Standardgegentoren gegen die Türkei steckt der Stachel noch tief. Nach dem Spiel fuhr das Team gemeinsam in das Teamhotel in Leipzig. „Dort sind die Spieler in der Lobby noch drei Stunden beieinander gesessen, bis 4:30 Uhr in der Früh. Die gesamte Mannschaft ohne Handy, teilweise schweigend, teilweise in kleinen Gruppen sprechend. Das ist bemerkenswert und zeigt diesen extremen Zusammenhalt der Gruppe. Am nächsten Tag bei der Verabschiedung sind viele Tränen geflossen“, erinnert sich der Fußball-Lehrer an den Abschied zurück.
Dieses Kapitel soll mit dem „Welcome-Back-Video“ abgeschlossen und der Blick nach vorne gerichtet werden. Es gehe jetzt darum, „den Spannungsbogen wieder neu aufzubauen und an der bisher erbrachten Leistung anzuknüpfen,“ stellte der 65-Jährige auf der Pressekonferenz klar. Dieser Neustart soll auch aufgrund der langen Verletztenliste mithilfe von zwei Debütanten gelingen.
Jakupovic und Stöger erstmals im A-Team der Nationalmannschaft
Gerade im Sturm ist der ÖFB aufgrund der Verletzung von Gregoritsch, Entrup und Kalajdzic „nicht mehr so üppig besetzt“, weshalb der Chefcoach auf Arnel Jakupovic setzt. Nach vielen Videosichtungen und langen Telefonaten kam Rangnick mit seinem Team zu dem Eindruck, dass es „Sinn macht, den Jungen mal anzuschauen“. Mit 26 Jahren befindet sich Jakupovic nach den Aussagen von Rangnick „im besten Alter“ und er „weiß, wo das Tor steht“. Der 65-jährige Übungsleiter zeigte sich begeistert von der Schusstechnik und der Torgefährlichkeit des Linksfußes. Zu Scherzen war der sonst so fokussierte Trainer auch aufgelegt. „Außerdem ist es für Marko (Arnautović) nicht verkehrt, einen weiteren ‚ic‘ mit dabei zu haben“, sagte er mit einem Augenzwinkern. „Grillitsch ist ja kein richtiger. Der wird ja mit ’sch‘ geschrieben“, fügte er noch grinsend hinzu.
Die gute Laune von Rangnick spiegelt im Allgemeinen die gute Stimmung im ÖFB-Team wider. Grund zur Freude hat auch Kevin Stöger, der vom Cheftrainer persönlich die Nachricht bekam, bei dem Lehrgang dabei zu sein. Stöger sei vor der EM 2024 schon eine Option gewesen, doch damals hatte er sich Rangnick noch für Florian Kainz entschieden. Kainz fällt aber aufgrund einer Sprunggelenksverletzung aus und auch „Baumi“ konnte am vergangenen Wochenende nach einer Verletzung nur 20 Minuten absolvieren, weshalb Stöger nachrückt. „Es ist der Zeitpunkt gekommen, ihm die Chance zu geben. Er hat sich das über viele Wochen und Monate verdient“, erklärte der deutsche Trainer die Nominierung.
Arnautović mit dabei – Alaba nicht
Ein großes Fragezeichen schwebte nach der Europameisterschaft über der Zukunft von Arnautović. Mit seiner Aussage, sich Zeit für die Familie nehmen zu wollen, ließ er eine Rückkehr ins Nationalteam offen. Für Rangnick hat sich diese Frage nie gestellt, weil auch Arnautović sich ihm gegenüber nie geäußert habe, dass er aufhören will. Der rot-weiß-rote Rekordspieler ist eine wichtige Stütze in der Offensive und ist in der Lage, die Debütanten wie eben Sturmpartner Jakupovic zu führen.
Ein Einsatz für den noch immer an einem Kreuzbandriss leidenden Alaba kommt definitiv zu früh. Rangnick sieht selbst für den nächsten Lehrgang im November eine geringe Chance auf Einsatzzeiten des Real-Stars. „Ich würde mich ehrlich gesagt auch schwertun, selbst wenn er dann grade schon so weit wäre, dass er kurz vor dem Einstieg ins Mannschaftstraining steht, ihn dann einzuladen und zu nominieren“, äußerte er sich zu einem Comeback von Alaba. Dem deutschen Cheftrainer ist es wichtiger, dass Alaba eine Perspektive für die WM-Qualifikationsspiele darstellen kann. Die Quali steht für den Nationalteam-Trainer über dem Risiko, ihn vorher schon einzusetzen und eine erneute Verletzung zu provozieren. Einen möglichen Wechsel von Kevin Danso sieht Rangnick als den nächsten Schritt in der Entwicklung des Innenverteidiger-Kollegen von Alaba.