Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits: „Im Worst Case wird auch mit 15 Clubs gespielt“
Im Sommer wird die neue Liga-Reform in Österreich umgesetzt. Die Bundesliga wird in eine 12er-Liga aufgestockt und künftig nach einem Grunddurchgang im Playoff-System ausgespielt. Die neue 2. Liga wird aus 16 Mannschaften bestehen. Doch in der zweithöchsten Spielklasse sind künftig auch Amateurteams spielberechtigt – was im Vorfeld für ein wenig Unklarheit sorgt. Noch ist unklar ob sich genug Aufsteiger aus den Regionalligen finden. Wir haben mit Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits über die Reform und die nächsten Schritte gesprochen.
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12teMann.at: Erstmals Vielen Dank für das Interview, Herr Herovits!
In den letzten Monaten sind einige Medienberichte aufgekommen, dass sich nicht genug Aufsteiger in die neue 2. Liga finden könnten. So wurde von einer Liga mit 15 Mannschaften – oder weniger – gesprochen. Können Sie diese Berichte so bestätigten?
Reinhard Herovits: Wir sind zuversichtlich, dass es genügend potentielle Bewerber im Frühjahr geben wird. Es waren ja bereits im Dezember erste Unterlagen fällig und da haben wir von elf Regionalligisten welche erhalten. Dahingehend sind wir sehr zuversichtlich, dass die nächste Saison der neuen 2. Liga mit 16 Klubs beginnen wird.
Falls sich aber tatsächlich nicht genug Mannschaften für die zweithöchste Spielklasse finden, ist dann eine Liga mit weniger als 16 Teams möglich?
Es ist natürlich nicht das Wunschszenario. Im Worst Case wird aber auch mit 15 Clubs gespielt.
Die neue Liga wird aus Profi-Teams und auch Amateurmannschaften bestehen. Befürchten Sie, dass vor allem in sportlicher Hinsicht eine Kluft entstehen könnte?
Generell gibt es Kluften in jeder Liga – auch in Topligen zwischen Top-Vereinen und Nicht-Top-Vereinen. Wenn man zum Beispiel nach Deutschland zu den Bayern und nach Österreich zu Red Bull Salzburg blickt, dann ist da immer eine gewisse Heterogenität gegeben. Das Konzept der neuen 2. Liga sieht aber etwas ganz anderes vor. Es soll eine Art Drehscheibe zwischen dem Breitenfußball, also dem Amateursport, und dem Profisport werden. Dahingehend können künftig drei Arten von Mannschaften an der Liga teilnehmen. Teams, die sich auf den Bewerb in der höchsten Liga vorbereiten, Clubs die eher im Amateurstatus verbleiben möchten und der dritte neue Aspekt sind die Amateurmannschaften der Bundesliga-Teams.
Neben Liefering könnte es auch mit dem FC Juniors OÖ eine zweite Amateurmannschaft eines Bundesligisten (LASK Anm.) geben, die als ein eigenständiger Verein angesehen wird. Stimmt das?
Genau so ist es. Wir haben das Limit für maximal drei Amateurmannschaften von Bundesliga-Teams. Nicht berücksichtigt werden da Liefering oder der FC Juniors OÖ.
Könnte aber diese große Umstellung für einen möglichen Absteiger aus der Bundesliga nicht eine Herausforderung werden? Immerhin steigt dann die Mannschaft aus der höchsten Spielklasse in eine Halbprofi-Liga ab, in der eben auch Amateurmannschaften mit Spielern, die zum Beispiel einen normalen Beruf ausüben, vertreten sind.
In der neuen 2. Liga gibt es eine Zulassung mit eingeschränkten Anforderungen, um auch Amateurclubs ein Mitspielen zu ermöglichen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein zwingender Profitum in der zweithöchsten Spielklasse nicht finanzierbar gewesen wäre und auch infrastrukturelle sowie organisatorische Herausforderungen mit sich gebracht hätte. Wir haben aber in doppelter Hinsicht Vorsorge getroffen. Wenn ein Verein aus der höchsten Spielklasse absteigt, dann erhält er eine Ausgleichszahlung in Höhe von 250.000 Euro. Gleiches gilt für jene Clubs, die sich in der 2. Liga lizenzieren lassen, aber mangels sportlicher Qualifikation nicht aufsteigen können. Diese Mannschaften erhalten dann den sogenannten Lizenzbonus.
Kommen wir noch zu einigen offenen Fragen. In der Bundesliga stehen die neuen Anstoßzeiten ja schon fest. Am Wochenende finden künftig jeweils drei Spiele am Samstag und am Sonntag statt. Gibt es schon genauere Überlegungen bezüglich der Ankickzeiten in der 2. Liga?
Es gibt ein Grundkonzept, das auch auf die Amateurmannschaften ausgerichtet sein wird. Am Freitagabend oder am Sonntagvormittag werden nur solche Partien stattfinden, die in einem vertretbaren Zeitrahmen zu bewältigen sind. Alles was über 150-200 Kilometer Entfernung auseinander geht, wird sicher nicht an diesen Tagen stattfinden, weil es dann einfach nicht möglich ist auch noch einem anderen Job nachzugehen. Die konkreten Anstoßzeiten werden derzeit mit potentiellen Interessenten für eine mediale Verwertung besprochen.
Mediale Verwertung ist das richtige Stichwort. Wie schaut es punkto TV-Vertrag aus?
Interesse ist durchaus vorhanden. Wir evaluieren derzeit wie weit dieses Interesse geht. Ziel ist es, dass wir künftig von jeder Runde alle Tore zeigen inklusive einem Live-Spiel pro Spieltag.
Wird es auch einen Namenssponsor für die neue 2. Liga geben?
Das Thema ist noch eher hinten angestellt, weil jetzt schauen wir, wie die mediale Verwertung aussieht und das ist auch hinsichtlich einer etwaigen Bewerbssponsorleistung wichtig.
Der Zuschauerschnitt in Österreichs Stadien ist bei uns ein ewiges Thema. Auch in der derzeitigen Ersten Liga explodieren die Zuschauerzahlen ja nicht wirklich. Wird es da einen Schwerpunkt in den nächsten Jahren geben, um mehr Zuseher in die Stadien der 2. Liga zu bringen?
Naja, es hat kürzlich einen Report von der Vereinigung der Europäischen Profiligen (EPFL) gegeben. Und wenn man sich den durchschaut, dann befinden wir uns – was die zweiten Ligen angeht – in einem ähnlichen Bereich mit vergleichbaren Ländern wie Dänemark oder der Schweiz.
Wenn man jetzt aber eine Liga von zehn auf 16 Clubs erweitert und zudem auch Amateurclubs aufsteigen, dann wäre es vermessen zu planen, dass man den Schnitt steigert. Die Zuschauerzahl an sich ist im Wesentlichen aber eigentlich auch gar nicht das Ziel.
Was sind so die großen Ziele in den nächsten Jahren?
Diese sind sehr sportlich orientiert. Die Liga soll eben eine Drehschreibe zwischen Profi- und Amateurfußball darstellen. Das ist für einen funktionierenden Kreislauf im Fußball einfach notwendig. Früher war die Schnittstelle von der dritten in die zweite Spielklasse – künftig wird diese Schnittstelle aber von der zweiten in die höchste Spielklasse sein.
Ein weiteres Ziel ist es, dass einerseits Spieler den Sprung im Sinne eines Sprungbretts in den Profifußball schaffen und andererseits auch Nachwuchsteamspieler entwickelt werden. Der Anteil von regional verwurzelten Spielern, auch bei kleineren Vereinen, wie zum Beispiel Lafnitz, soll zudem gefördert werden. Es steht einfach eine Vorbildfunktion für regionale Jugendspieler im Sinne von Sport und Gesundheit im Vordergrund.
Wie geht es jetzt eigentlich in nächsten Wochen und Monaten weiter?
Es hat im Oktober bereits zwei Workshops gegen. Einerseits in Wien für die Clubs aus den Regionalligen Ost und Mitte und andererseits noch einen Termin in Salzburg für weitere Vereine aus den Regionalligen Mitte und West. Es waren zahlreiche Teilnehmer mit dabei und jetzt steht Ende Jänner noch ein weiterer Termin an. Da geht es konkret darum, die Clubs auf die Antragsstellung zur Zulassung in die 2. Liga optimal vorzubereiten. Sobald die Aufsteiger feststehen, findet im Juni noch ein sogenanntes Aufsteiger-Meeting statt, bei dem wir uns mit den Aufsteigern aus der Regionalliga zusammensetzen um sie endgültig auf die neue 2. Liga vorzubereiten.
Vielen Dank für das Interview, Herr Herovits!
Das telefonische Interview führte David Chomiczuk am 22. Jänner 2018!
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