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ZEITREISE: Als Österreich „Europameister“ war

Seit 1960 findet bekannterweise alle vier Jahre die UEFA Europameisterschaft statt. Weniger bekannt ist jedoch, dass es einen Vorgänger des kontinentalen Fußballbewerbs gab. Beim Europokal der Nationen wurde bereits in den späten 1920er Jahren Europas beste Fußballnationalmannschaft ermittelt und Österreich war mittendrin im Konzert der Großen. Wir springen für euch 86 Jahre in die Vergangenheit und blicken zurück auf die Zeit als Österreich das Maß der Dinge war und dennoch die heimischen Fans nicht zufrieden waren.  

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Vorgeschichte

In der Zwischenkriegszeit änderte sich der Sport um das Runde Leder immer mehr. Schrittweise kam es zu einer Professionalisierung des europäischen Fußballs, den Anfang machte hierbei Österreich. Rot-Weiß-Rot stellte 1924 als erstes Land auf den Profibetrieb um. Ungarn, Tschechoslowakei und Italien folgten den Trend. Auf Bestreben von Österreichs Sportfunktionär Hugo Meisl entstand der Europapokal der Nationen. Das erste Kräftemessen der Nationalmannschaft fand von 1927 bis 1930 statt und brachte die Italiener als Sieger hervor.

Der Modus

Das Turnier lebte vom dauerhaften Konkurrenzkampf. Alle Teilnehmer (bei der ersten Austragung Österreich, Ungarn, Tschoslowakei, Italien und die Schweiz) in Hin- und Rückspiel gegeneinander, dies dauerte meist zwischen zwei und drei Jahren. Insgesamt wurde der Europapokal der Nationen sechs Mal zwischen den Jahren 1927 und 1960 ausgetragen.  Am 12. März 1938 kam es nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland zum Abbruch des Bewerbs. Nach den Grauen des 2. Weltkriegs wurde erst 1948 wieder interkontinental gekickt.

Österreichs Glanzstunde

Nach Platz zwei bei der ersten Austragung sicherte sich Österreich bereits bei der zweiten Auflage den Titel. Nach einer knappen 1:2-Auftaktniederlage gegen Italien gab sich das ÖFB-Team in der Folge keine Blöße mehr. Es folgten vier Siege und drei Unentschieden. Als am 28. Oktober 1932 die Tschechoslowakei Italien in Prag schlug, war der erste und bis heute einzige Titel eines österreichischen Nationalteams in einem internationalen Turnier perfekt. Kurioserweise waren die österreichischen Fans dennoch nicht zufrieden, als das heimische Team fünf Tage zuvor die Schweiz mit 3:1 geschlagen wurde, hagelte es Pfiffe von den Tribünen. Wie die damalige Tageszeitung „Reichspost“ einen Tag nach dem Spiel gegen die Schweiz berichtete, waren die Zuseher mit der gezeigten Darbietung des Teams nicht zufrieden. Der heimische Fußballfan hätte sich in seiner erfolgsverwöhnten Wahrnehmung einen höheren Sieg gegen die Eidgenossen gewünscht – Probleme, die wir derzeit nur all zu gerne hätten. Bei den darauffolgenden Anläufen gelang es Österreich sich stets unter den drei besten Mannschaften zu platzieren.

Zum ganzen Artikel über den damaligen Triumph geht es hier:

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19321024&query=%22europapokal%22+%22der%22+%22nationen%22&ref=anno-search

 

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Tobias Kurakin

  Tobias Kurakin (Redaktionsleitung) Bei 12ter Mann seit 3/2018