Analyse: Das exemplarische Ende einer Horror-Woche
Ein glanzloser Sieg gegen den Weltranglisten-175., das zweites Debakel in Israel innerhalb von zweieinhalb Jahren und eine uninspirierte Endpsiel-Pleite gegen defensive Schotten: Das österreichische Länderspiel-Debakel hat mit einer 0:1-Heimniederlage gegen das Team von der Insel ein unwürdiges Ende genommen. Bei noch vier zu spielenden Partien, liegt Österreich schon vier Zähler hinter dem zweitplatzierten Schottland und den Play Off-Rang für die WM-Qualifikation in Katar. Viel schlimmer als das waren die Auftritte des ÖFB-Teams und die Zahlen, die sich daraus ergeben: 13 Gegentore und damit nur sechs weniger als der Fußballzwerg San Marino und kein Sieg gegen die „stärkeren“ Teams der Gruppe, nachdem diese gegen Färöer und Moldawien nur hart erkämpft werden konnten.
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Im von den Medien als Franco Fodas Endspiel betitelten dritten Länderspiel binnen der letzten sieben Tage kehrte der Nationaltrainer gegen Schottland wieder auf die Viererkette zurück, nachdem sich die die Variante des 3-5-2 bei der Blamage in Israel als Griff ins Klo herausgestellt hatte. Im Vergleich zur Klatsche von Haifa bot Foda drei neue Spieler auf. [spielerprofil spieler=“Christopher Trimmel“], [spielerprofil spieler=“Stefan Ilsanker „] und [spielerprofil spieler=“Louis Schaub“] bekamen ihre Chance. [spielerprofil spieler=“Marko Arnautovic“] agierte wieder als Solospitze. Der Einsatz Ilsankers sollte der starken Physis der Schotten entgegensetzen.
Gegen den EM-Teilnehmer Schottland war man vor dem Spiel auf dem Papier zwar Favorit, dasselbe galt gegen die schwächer eingeschätzten Teams aus Moldawien und Israel aber auch. Dass die schwachen Auftritte ein Weckruf waren, merkte man dem Österreich von Minute eins an. Nichts zu sehen von der Lethargie und Lässigkeit der Auswärtsspiele, vor heimischen Publikum im Ernst-Happel-Stadion zeigte sich das Nationalteam hochmotiviert und spielte die Schotten regelrecht an die Wand. Da war sie wieder, die Spielfreude der Europameisterschaft, mit der man selbst den späteren Sieger an den Rande einer Niederlage brachte. Man hatte wieder das Gefühl, Österreich hätte Lust am Fußballspielen.
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Nachdem die Hausherren aus der anfänglichen Wucht aber kein Kapital schlagen konnten, begangen die Schotten körperbetonter zu spielen. Darauf fand das Nationalteam vor allem in Hälfte eins kein wirkliches Rezept, obwohl der raue Spielstil des Gegners vor der Partie kein Gehemnis war. Der Zug nach vorne hatte zwar nach wie vor Bestand, ging es aber einmal in Richtung [spielerprofil spieler=“Daniel Bachmann“], ließ sich die vordere Achse kaum zurückfallen und für die „Braveheaerts“ ergaben sich einige Räume. Insbesondere [spielerprofil spieler=“Christopher Trimmel“] hatte mit dem schnellen Liverpool-Star Andrew Robertson seine Probleme und stand immer etwas zu weit vorne. Prompt hatten die Schotten mehr Freiheiten, gingen sie durch einen des übermotivierten Martin Hinteregger verursachten Elfmeter in Führung. Dieser Rückstand ist gegen einen solchen Gegner prinzipiell Gift und das bekam auch das Nationalteam zu spüren. Die kreativen Ideen der Anfangsphase blieben aus und Österreich versuchte es zunehmend mit Flanken von [spielerprofil spieler=“David Alabas „] linker Seite. Da dieser einen rabenschwarzen Tag erwischte, fiel das Team vor der Pause eher dadurch auf, indem man mit dem Schiedsrichter und den Entscheidungen des VAR haderten.
Das ÖFB-Team und der Videoschiedsrichter – Freunde werden sie keine mehr. Nachdem das technische Hilfsmittlel für Spielleiter bereits bei der EM das ein oder andere Mal der (korrekterweise) Rot-Weiß-Rote Spielverderber war, resultierten gegen die Schotten gleich zwei sehr kontroverse Strafraumszenen nicht in einem Strafstoß. Diesen Zorn konnten die Österreicher nicht in ihr Spiel nach vorne unmüntzen. Im Gegenteil, nach der annehmbaren Leistung in Hälfte eins, agierten sie nach dem Seitenwechsel völlig uninspiriert und fand gegen tief stehende Gäste keine Lösung. Ein Spiegelbild von Spielen wie gegen Moldawien oder Nordmazedonien bei der EM: Ohne Brechstange fehlt es dem Team an spielerischen Geistesblitzen. Selbst der offensive Wechsel von [spielerprofil spieler=“Michael Gregoritsch“] für Ilsanker brachte keine neuen Ansätze. So etwas wie Gefahr strahlte die Vordermannschaft nur aus, wenn die großgewachsenen Arnautovic und Gregortisch einmal empor stiegen, ohne dabei den Ball zu erwischen. Über das Zentrum passierte sowieso so gut wie gar nichts, Mittelfeld-Akteure wie [spielerprofil spieler=“Konrad Laimer“] und [spielerprofil spieler=“Florian Grillitsch“] wurden quasi aus dem eigenen Spiel genommen.
Vielmehr waren es die offensiv nominell deutlich schwächeren Schotten, die über Konter gefährlich wurden. Bei denen fehlte ähnlich wie gegen Israel jegliche Zuordnung und auch die Kommunikation blieb hinten völlig aus. Allein der Fakt, dass das defensivere Team in der Schlussphase einen Stürmer brachte, spricht Bände in Sachen Mut und Selbstvertrauen. Besonders letzteres ließ Österreich völlig vermissen, kein Kampfgeist, wenig kreatives und schon gar kein gängiges System. Die Einwechslung von Barcelonas Jungstar [spielerprofil spieler=“ Yusuf Demir“] brachte durchaus Schwung ins einfallslose Spiel der Österreicher, viel mehr als nur mehr Kritik an Fodas später Einwechslung des Spielmachers und daran, dass er ihn über den Flügel kommen ließ, blieb dadurch aber nicht übrig.
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Das deklarierte Endspiel endet für Foda also in einer symptomatischen Niederlage. Die Kritik am Teamchef vor der Europameisterschaft scheint vor der Länderspielpause fast schon wieder in Vergessenheit geraten zu sein. Die harsche Landung auf dem Boden der Tatsachen, spiegelte sich schon in Ilsankers Interview direkt nach dem Spiel. Seine Aussagen sprechen für keine allzu harmonische Stimmung zwischen Coach und Spielern, der Salzburger hatte sich persönlich bei den Fans für die Darbietung entschuldigt. Arnautovic und Alaba waren nach dem Spiel sogar direkt mit den pfeiffenden Fans auf der Tribüne konfrontiert. Fodas Reaktion nach dem Spiel, man hätte nicht zu oft mit hohen Bällen agiert und sich einige Chancen herausgespielt, spricht ebenfalls für keine ausreichende Selbstkritik, um den Spielstil in absehbarer Zeit zu verbessern.
[spielerprofil spieler=“Christoph Baumgartner“] brachte die Gefühlslage aller Österreicher auf den Punkt: „Nach so einer EM wieder in dieser Lage zu sein, tut einfach weh“. Für ihn seien es vor allem die individuellen Leistungen gehuldigter Spieler, die ihre Qualität nicht auf den Rasen brigen, mit ihm eingeschlossen. Die ersten Länderspiele nach einem (erfolgreichen) Großturnier sind für jede Nation schwer. Selbst Europameister Italien konnte keines seiner ersten beiden Qualifikationsspiele bisher gewinnen. Schließlich war die Pause nach der EM mit nur zwei Monaten doch relativ kurz und bei so gut wie keinem der Spieler war die Liga Saison mit den Vereinen so richtig losgegangen. Insofern sind die dürftigen Auftritte durchaus zu erklären. Dennoch ist es auffällig, dass die fast schon ekstatische EM-Euphorie ausgerechnet beim österreichischen Nationalteam wieder nur zu einem kleinen Funken wurde.
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