Georgiens Nationalteam vor dem ersten Duell gegen Österreich

1. September 20162. September 2016 Edvin Gruber

Wenn am 5. September im Boris-Paichadze-Stadion von Tiflis die WM-Qualifikation für Russland 2018 beginnt, dann trifft Österreichs Nationalteam zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte auf die georgische Fußballnationalmannschaft. Das kommt jedoch nicht überraschend, denn bis zur WM-Endrunde 1990 war Georgien noch Teil der Sowjetunion und nahm noch nicht eigenständig an Turnier-Qualifikationen teil. Erst im Jahr 1992 trat man der UEFA und FIFA bei. Das erste Länderspiel fand am 27. Mai 1990 gegen Litauen statt, das Match endete mit 2:2. Ein Länderspielduell gegen Österreich hat es bisher noch nicht gegeben und damit wird das Match am Montag zu einer Premiere für beide Teams.

[fanshop_start]

Historisches

In der Qualifikation für die EM-Endrunde 1996 in England fanden dann die ersten Pflichtspiele für das 3,7-Millionen-Einwohner-Land statt. Nach fünf Siegen und fünf Niederlagen klassierte man sich sogar auf den dritten Tabellenplatz in Gruppe 7. In den Anfangsjahren hielt man in den Qualifikationen noch gut mit, ehe Mitte der 2000er Jahre jedoch ein sukzessiver Abstieg begann, man klassierte sich seitdem nur mehr auf den vorletzten oder letzten Platz in den Qualifikationsgruppen. Auch in der letzten EM-Qualifikation zur Endrunde in Frankreich belegte man in der Deutschland-Gruppe mit drei Siegen und sieben Niederlagen nur den fünften Platz in der Sechsergruppe.

Den höchsten Sieg feierte Georgien am 30. März 1997 als man Armenien bei einem Freundschaftsmatch mit 7:0 im eigenen Stadion wegschoss. Die höchste Niederlage gab es am 7. September 2005 mit der 1:6-Auswärtsniederlage in der WM-Qualifkation gegen Dänemark. Seit der Unabhängigkeit fanden 205 Länderspiele der georgischen Nationalmannschaft statt. Dabei konnte man immerhin 60 Siege feiern, 39 Spiele gingen unentschieden aus und 106 wurden verloren. Das Torverhältnis von 228:307 ist mit 79 Treffern im Minus.

Derzeit liegt die georgische Auswahl auf dem 118. Platz in der FIFA-Weltrangliste. Die höchste Platzierung gab es im Jahr 1998, als sich das Kaukasus-Land auf dem 52. Platz wiederfand. Ein historisches Tief gab es diesen Juni, man lag nur mehr auf Platz 137 der Rangliste. In den letzten paar Jahren ging es stetig bergab. Seit dem Jahr 2013 lautet die Länderspielbilanz nämlich 5 Siege, 3 Unentschieden und ganze 18 Niederlagen.

Spieler und Trainer

Die meisten georgischen Nationalspieler sind im Ausland engagiert, aber großteils bei eher unattraktiven Vereinen und Ligen aktiv, daher auch weitgehend unbekannt. Der bekannteste Name ist noch Levan Kenia, der von 2008 bis 2012 bei Schalke unter Vertrag stand und derzeit für Slavia Prag kickt. Kapitän in den letzten vier Jahren war Jaba Kankava vom Ligue 1-Absteiger Stade de Reims, der allerdings seit diesem Mai in keinem georgischen Aufgebot mehr stand. Auch einen Österreich-Bezug kann man sogar herstellen: Stürmer Giorgi Kvilitaia wurde im August vom österreichischen Vizemeister Rapid Wien für vier Jahre von Dinamo Tiflis verpflichtet. Der teuerste Spieler momentan ist Solomon Kvirkvelia vom zweifachen russischen Meister Rubin Kazan mit einem Marktwert von 4,5 Millionen Euro.

In der nahen Vergangenheit hatten die Georgier einige interessante Teamkicker in ihren Reihen. So sind den eingefleischten Fußballfans Namen wie Levan Kobiashvili und Alexander Iashvili aus der deutschen Bundesliga ein Begriff. Kobiashvili, der für Freiburg, Schalke und Hertha kickte, ist auch mit 102 Partien Rekordnationalspieler seines Landes. Iashvili (198 Bundesliga-Partien für Freiburg und Karlsruhe) liegt auf Platz 5 der Rekordspieler und auf Platz 3 der Torjäger. Auch ein Levan Tskitishvili stand für Freiburg und Wolfsburg 127 Mal in der Bundesliga auf dem Platz. Außerhalb der deutschen Liga gab es weitere interessante Spieler wie Shota Arveladze, der für Ajax Amsterdam und die Glasgow Rangers auf Torejagd ging und zudem mit 25 Treffern Rekordtorschütze Georgiens ist. Ein Kakha Kaladze hat sich auch international einen Namen gemacht, kickte der ehemalige Innenverteidiger doch neun Jahre beim glorreichen AC Milan und gewann dabei zweimal die Champions League mit den Italienern.

Der georgische Trainer ist auch kein Unbekannter. Der Slowake Vladimir Weiss übernahm im März 2016 das Traineramt, wobei in den ersten drei Testspielen nur ein Remis gegen Kasachstan heraussprang, dafür aber Spanien kurz vor der EURO 2016 mit 1:0 auswärts geschlagen werden konnte. Vorsicht ist also geboten vor diesem Gegner. Österreich ist zwar klarer Favorit, aber solche Spiele waren nie ein Selbstläufer und auch die Georgier können kicken. Das ÖFB-Team muss 100-prozentig fokussiert sein, ansonsten kann es hier eine böse Überraschung geben. Die Punkte in Georgien werden sehr wichtig sein, will man die Qualfikation für die WM 2018 in Russland schaffen.

Kader (Verein/Länderspiele/Tore)

Tor:
Giorgi Loria (Krylija Sovetov Samara/RUS/34)
Roin Kvaskhvadze (Torpedo Kutaisi/GEO/3)
Giorgi Makaridze (Moreirense FC/POR/5)
Nukri Revishvili (Mordovya Saransk/RUS/32)

Abwehr:
Ucha Lobzhanidze (Dinamo Tiflis/GEO/47/1)
Otar Kakabadze (Gimnastic de Tarragona/ESP/4)
Solomon Kverkvelia (Rubin Kasan/RUS/15)
Guram Kashia (Vitesse Arnheim/NED/45/1)
Aleksandre Amisulashvili (Dinamo Tiflis/GEO/47/4)
Lasha Dvali (Slask Wroclaw/POL/4)
Giorgi Navalovski (Veria FC/GRE/13)
Zurab Tsiskaridze (FK Teplice/CZE/2)
David Khocholava (Chernomorets Odessa/UKR/0)

Mittelfeld:
Nika Kvekveskiri (FK Qabala/AZE/4)
Murtaz Daushvili (Diosgyöri VTK/HUN/27)
Giorgi Aburjania (FC Sevilla B/ESP/2)
Tornike Okriashvili (KRC Genk/BEL/29/7)
Aleksandre Kobakhidze (Vorskla Poltava/UKR/32/3)
Jano Ananidze (Spartak Moskau/RUS/31/3)
Valeri Kazaishvili (Vitesse Arnheim/NED/15/3)
Jaba Jighauri (Dinamo Tiflis/GEO/2)
Giorgi Chanturia (Ural Jekaterinburg/RUS/11/2)
Giorgi Papunashvili (Dinamo Tiflis/GEO/3)
Lasha Parunashvili (Dinamo Tiflis/GEO/0)

Angriff:
Vladimer Dvalishvili (Dinamo Tiflis/GEO/34/5)
Davit Skhirtladze (Silkeborg IF/DEN/0)
Otar Martsvaladze (Ordabasy Shymkent/KAZ/21/2)