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Hochsaison der Eskalation

Die Fußball-WM in Russland hat sportlich bis jetzt einige interessante Dinge zu bieten: Noch kein 0:0, viele Elfmeter, der oft eingesetzte VAR (Video Assistant Referee) und einige überraschende Ergebnisse.

Doch abseits davon fällt auch etwas Anderes auf. Emotionale Eskalation durch das Einwirken von Politik in den Sport ist in Mode.

Vor der WM gab es bereits die Aufsehen erregende Geschichte um Mesut Özil, Ilkay Gündogan und den türkischen Präsidenten Erdogan. Die beiden Spieler wurden von Jogi Löw unter großem Aufschrei der deutschen Fans allerdings dennoch nach Russland mitgenommen.

Mehrfache Eskalation

Dort folgten in den letzten Tagen negative Schlagzeilen am laufenden Band. Auf der einen Seite die Schweizer Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka mit ihrem provokanten Jubel mit dem (groß-)albanischen Doppeladler gegen Serbien. Dass die beiden aus dem Kosovo stammenden Kicker, wie nachher betont, nicht provozieren wollten, glaubt ihnen beim Anblick der Bilder samt dabei getätigtem Gesichtsausdruck kaum wer. Die schlechten Ausreden machen die Sache fast noch schlimmer.

Geschehen sind diese Jubel im Spiel gegen Serbien. Dessen Trainer Mladen Krstajic wünscht den Schiedsrichter nach der Partie übrigens nach Den Haag (Sitz des Kriegsverbrechertribunals, Anm.). Fehlentscheidungen hin oder her, diese Rhetorik hat im Sport mit Sicherheit nichts verloren.

Ein weiteres Beispiel sind die Jubelszenen aus der Kabine der (stark auftretenden) kroatischen Mannschaft. Dort wird der Sieg gegen Argentinien mit nationalistischen Liedern besungen. Die Vorbildwirkung all dieser Aktionen ist enorm – die Spieler, Trainer, Funktionäre und Verbände geben den Fans somit die Berechtigung zur weiteren Eskalation. So gesehen in Graz und Wien, wo frustrierte serbische und albanische Fans aneinander gerieten und Polizeieinsätze forderten.

Deutsche Deeskalation

Wie man Deeskalation schaffen kann, zeigte gestern der DFB. Die haben zwar wie anfangs erwähnt auch keine sorgenfreie Zeit, aber sich gestern via Twitter immerhin für respektloses Verhalten entschuldigt.

 

Deutliche Gesten

Eine stärkere Trennung von Politik und Sport wird es aber auch in Zukunft nicht spielen. Sonst würde es vermutlich auch keine Fußball-Weltmeisterschaften in Russland oder Katar geben. Bezeichnend auch das Eröffnungsspiel Russland gegen Saudi-Arabien, als FIFA-Präsident Gianni Infantino in der Mitte von Vladimir Putin und dem saudischen Prinzen Mohammed bin Salman die Partie verfolgte. Da braucht man sich also nicht wundern, wenn (nationalistische) Politik im Fußball an der Tagesordnung steht. Das tut sich bei der FIFA aber wohl ohnehin niemand.

 

Titelbild: Screenshot FIFATV (YouTube).

 

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Sebastian Sohm

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Sebastian SOHM
(Redakteur, Nachwuchsfußball)

Bei 12terMann seit: 09/2015

M: sebastian.sohm@12termann.at

 

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