Bei uns gibt es keine Stangenware – Interview mit der österreichischen Sportmarke sanSirro
Eines gehört zum Saisonstart oder zu einem Großereignis wie das Amen zum Gebet: Die Präsentation der neuen Trikots. Für die Vereine und Nationalteams ist der Beginn einer neuen Spielzeit oder die Teilnahme an einer Europa- oder Weltmeisterschaft ein willkommener Anlass, um sich neu einzukleiden. Mit sanSirro Sportswear gibt es jetzt erstmals einen österreichischen Anbieter, der ein heimisches Bundesligateam ausrüstet. Wir haben uns mit Michael Hofer über die vielfältigen Aspekte unterhalten, die ein Trikotdesigner bei seiner Arbeit beachten muss.
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12terMann.at: Danke, dass du dir für ein Interview mit 12terMann.at Zeit nimmst. Sprechen wir etwas über das Unternehmen sanSirro. Kannst du etwas zu eurer Geschichte und eurer Philosophie erzählen?
Michael Hofer, sanSirro Sportswear: sanSirro wurde 2013 von Hannes Steiner in Lebring, in der Südsteiermark gegründet. Unsere Vision ist es, individuelle Sportbekleidung für Teams und Einzelsportler herzustellen, die es erlaubt, sie bis ins Detail zu personalisieren. Sich von der Masse zu differenzieren, aber gleichzeitig im Trend zu sein – das wollen wir mit der Marke sanSirro ermöglichen.
Was hat es mit dem Namen sanSirro auf sich? Gibt es einen Bezug zum berühmten Stadion in Mailand?
Mit dem Namen sanSirro soll natürlich ein Sportbezug assoziiert werden, welcher einfach zu merken ist. Im Gegensatz zum Stadion in Mailand schreibt man unser sanSirro allerdings mit Doppel „r“
Ab der Saison 2020/21 rüstet ihr den Wolfsberger AC aus, das ist euer erstes Engagement in der höchsten Spielklasse, die Kärntner sind damit auch der einzige Bundesligaverein mit einem heimischen Ausstatter. Wie kam es zur Kooperation mit dem WAC?
Ich glaube sogar, dass wir das erste heimische Unternehmen sind, dass je ein Ausrüstermandat in der Bundesliga ergattern konnte. Auf das sind wir natürlich sehr stolz und es zeigt uns, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Neben dem WAC sind wir auch offizieller Produzent für BWT Sportswear, die ja jetzt bekanntlich Ausrüster von LASK Linz ist.
Wie schwierig ist es für einen kleinen Ausrüster wie sanSirro auf diesem umkämpften Markt zu bestehen? Muss man eine Nische besetzen, um gegen die großen Player eine Chance zu haben?
Natürlich geht es gegen derartige Riesen nur mit einem Nischendenken. Bei uns gibt es keine Stangenware. Wir produzieren jedes Stück komplett individuell nach den Wünschen unserer Kunden. Außerdem ist das Fußballdress für unsere Kunden nach unserer Auslieferung komplett fertig. Der Kunde muss dann nicht mehr Sponsorenlogos, etc. separat bedrucken lassen. Bei uns geht das Hand in Hand. Es spielt auch keine Rolle, ob 100 Logos oder nur der Hauptsponsor am Trikot vorhanden ist. Der Preis bleibt immer gleich. Wir garantieren auch eine lebenslange Haltbarkeit der Drucke. Es gibt kein Auswaschen, kein Ablösen oder Ausbleichen mehr. Zusätzlich können unsere Kunden auch dauerhaft Nachbestellen, weil es keine auslaufenden Kollektionen gibt. Ein weiterer Vorteil von uns sind die kurzen Lieferwege, welche wir in Gegensatz zu den großen Playern gewährleisten können.
Den Großteil des Marktes teilen sich inzwischen große Firmen wie Nike, Adidas und Co auf, viele kleinere Marken sind verschwunden. Geht damit auch die Vielfalt an Designs verloren und werden die Trikots immer mehr zu einem Einheitsbrei?
Grundsätzlich ist zu beobachten, dass das Rad hinsichtlich von Designkonzepten nicht immer neu erfunden wird. In letzter Zeit erkennt man nämlich, dass sich die Großen ähnlicher Designideen bedienen. Allerdings muss man natürlich auch anmerken, dass bei den meisten Fußballclubs eine große Tradition und Historie vorhanden ist. Ein ausgefallenes Design kann dann schon einmal gehörig nach hinten los gehen.
Wie läuft der Designprozess eines neuen Trikots ab? Wie ist der Weg vom ersten Entwurf bis zum fertigen Shirt, das auf dem Platz getragen wird?
Im besten Fall entwirft der Kunde in unserem Onlinekonfigurator selbst sein Trikot bzw. sein Dress. Sollte das nicht der Fall sein, teilt der Kunde uns seine Designvorstellungen mit und übermittelt uns die Logos. Wir erstellen dann die Designkonzepte. Nach Design-Freigabe startet der Produktionsprozess. Nach etwa 10-12 Werktagen können die Kicker dann schon am Platz mit den neuen Trikots aufgeigen.
Gibt es auch Vorgaben der Bundesliga oder der UEFA, die man beim Design beachten muss? Die Trikots für Champions oder Europa League unterscheiden sich ja teilweise sehr von denen, die im normalen Meisterschaftsbetrieb getragen werden.
Ja, es gibt natürlich Vorgaben seitens der Bundesliga und der UEFA (aktuelle Ausrüsterverordnung). In erster Linie ist die Sponsorenwerbung der gravierendste Unterschied zwischen den beiden Organisationen. Im Gegensatz zur österreichischen Bundesliga darf im europäischen Vereinswettbewerben nur der Hauptsponsor am Trikot präsentiert werden. An den Ärmeln der Trikots müssen die Embleme der Wettbewerbe positioniert werden. Aus diesem Grund schauen die internationalen Trikots eleganter und aufgeräumter aus.
Wie achtet man während der Designentwicklung darauf, dass das Trikot auch im Fernsehen gut zur Geltung kommt?
Das ist eine schwierige Frage. Man kann versuchen, Designelemente, welche im Stadion nur schwer zu sehen sind, vermehrt zu integrieren. Zum Beispiel Vereinsclaim, Gründungsdatum, Symbole, etc.
Ist es einfacher, wenn ein Verein schon mit klaren Wünschen und Vorgaben aufwartet oder wenn man mit dem Design wirklich auf einem weißen Blatt Papier beginnen kann?
Wenn der Verein mit exakten Designvorstellungen zu uns kommt, erspart das für uns sehr viel Zeit. Meistens müssen danach keine Änderungen am Design mehr vorgenommen werden.
Wie geht man mit Sponsoren um? Ich stelle es mir z.B. schwierig vor ein Sponsorenlogo einzubauen, dessen Farbe überhaupt nicht zu den Vereinsfarben des Teams passt.
Das stellt uns oft vor eine große Herausforderung. Schwierig wird es dann, wenn einige Logos auch noch mit weißem Hintergrund hinterlegt werden sollen. Eine elegante Lösung sind für mich in diesem Fall 1 C Logos, hier werden alle Logos einfarbig eingefügt.
Gibt es aktuell irgendwelche Designtrends, die besonders beliebt sind? Und haben auch Erfolge von anderen Teams einen Einfluss, wenn also, wie gerade eben Bayern München die Champions League gewinnt, versucht man dann etwas aus deren Trikots zu kopieren?
Zurzeit sind Muster (Streumuster) im Hintergrund des Designs sehr beliebt, welche sich mit auffälligen Akzentfarben sehr gut ergänzen. Ein weiterer Trend ist Retro. Viele Clubs bedienen sich aus den Designs vergangener Tage. Zum Beispiel Arsenal London mit dem „Bruised Banana“ Trikot. Wir versuchen keine Elemente von den Trikots erfolgreicher Mannschaften zu kopieren.
Es gibt Vereine, die ihrem Design sehr treu sind. Die Trikots von z.B. Salzburg verändern sich von einer Saison zur nächsten meist nur minimal. Wie kompliziert ist es, etwas zu entwerfen was dem vorigen Modell möglichst ähnlich sieht und trotzdem neu ist?
Das ist ein sehr schwieriges Unterfangen, da man in der Farbgestaltung und in Formgebung natürlich sehr gebunden ist. Man kann beispielsweise bei einem Design mit vertikalen Streifen in den Farben weiß und grün nicht wirklich viel verändern. Was man allerdings ändern kann ist der Schnitt und die Kragenvariante. So kann ein Raglanschnitt und ein Stehkragen für neue Akzente sorgen.
Muss ein Trikot auch authentisch sein und zum Team passen? Wenn z.B. England in einem komplett ausgeflippten Design aufläuft würde das für mich unpassend wirken, das würde ich eher mit einem Team aus Afrika oder der Karibik verbinden.
Genau so ist es. Viele Designer toben sich daher beim Ausweichtrikot, beim sogenannten Third Kit so richtig aus.
Wie schwierig ist es den Spagat zwischen den verschiedenen Geschmäckern zu schaffen? Ich denke z.B. an das schwarz-weiße Auswärtstrikot von Österreich bei der EURO 2016. Damals gingen die Meinungen von „klassisch-elegant“ bis „einfallslos-langweilig“.
Ich persönlich finde das schwarz-weiße Auswärtstrikot als sehr gelungen. Man hat damals den österreichischen Adler in den Mittelpunkt gestellt. Auf das rot-weiß-rote „Schild“ des Wappens wurde verzichtet. Aber natürlich, Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden. Das macht den großen Reiz des Trikotdesigns aus.
Da wir gerade von ÖFB-Trikots sprechen, wie gefällt dir das Design des aktuellen Auswärtstrikots in schwarz-türkis? Auch das hat sehr geteilte Meinungen hervorgerufen.
Wie ich bereits vorher gesagt habe, liegt dieses Design voll im Trend. Eine auffällige Farbe, welche übrigens auch zur beliebtesten Farbe gewählt wurde und dezentes Muster im Hintergrund. Persönlich gefällt mir dieses Muster allerdings nicht besonders. Die Farbkombination ist allerdings sehr cool.
Ist das Auswärtstrikot generell etwas, mit dem man leichter Experimente machen kann als mit dem Heimtrikot?
Ja genau, entweder mit dem Auswärtstrikot oder mit dem Ausweichtrikot. Das Heimtrikot wird meistens traditionell gehalten.
Wird ein Trikot nicht grundsätzlich immer mit den Erfolgen verbunden sein, die damit erspielt werden? Ein hässliches Shirt, mit dem man einen Titel geholt hat, wird wahrscheinlich immer beliebter sein, als ein sehr schönes, mit dem man abgestiegen ist.
Das ist auf jeden Fall so. Ich assoziiere das Trikot von Manchester United, in dem sie 1999 im Champions League Finale gegen Bayern München noch mit 2:1 gewonnen haben als sehr schön, obwohl das Trikot eigentlich nur rot mit einem etwas außergewöhnlichen Kragen ist.
Kommen wir zum Abschluss. Was macht ein Trikot für dich schön? Und was sind deine Top 3 Trikots, die dir besonders gut gefallen?
Es muss einfach passen und stimmig sein. Die Farben sind für mich besonders wichtig. Wenn mir eine Farbe nicht gefällt, dann kommt auch das schönste Design nicht zur Geltung. Meine Top 3-Trikots sind das der Niederlande, in dem sie 1988 den EM-Titel holten, eines der norwegischen Nationalmannschaft und eines von PSG.
Danke für das Gespräch, 12terMann.at wünscht viel Erfolg für die Zukunft.
Bitte, gern geschehen. Vielen Dank.
Ich wünsche 12terMann.at weiterhin viel Erfolg.
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