Kommentar: Das UEFA-Verfahren gegen Arnautovic überrascht
Die UEFA ermittelt nun doch gegen [spielerprofil spieler=“Marko Arnautovic“]. Es geht um den provokanten Torjubel beim 3:1 gegen Nordmazedonien. Dabei hat sich Arnautovic bereits überall wo es geht entschuldigt, selbst per Handschlag beim betroffenen Spieler Egzjan Alioski. Ein professionelles Verhalten auf allen Ebenen, was das Verhalten nach dem „Aufreger“ angeht. Selbst die UEFA hat schon am Montag ein Verfahren ausgeschlossen, doch dann hatte der nordmazedonische Verband eine Idee. Ein Schreiben, dass die UEFA zum Umdenken gebracht hat.
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Ein geschlossenes Kapitel ist noch einmal schnell aufgewärmt worden. Es ist hier schwer zu beurteilen, wie sehr aus nordmazedonischer Sicht dieser Torjubel tatsächlich verletzt hat. Dabei hat [spielerprofil spieler=“David Alaba“] sowieso Arnautovic beim Torjubel schnell beruhigt, und der ÖFB-Teamstürmer selbst hat auch die Initiative ergriffen. Arnautovic entschuldigt sich am Montag in Interviews, in Sozialen Netzwerken und auch am Vorabend bei den Nordmazedoniern selbst. In seiner Instagram-Story entschuldigt sich Arnie sogar auf mazedonisch und albanisch. Er distanziert sich emotional von allen Rassismus-Vorwürfen.
Wie reagiert der betroffene Spieler Alioski? Er soll einem albanischen Sender ein Interview gegeben haben, das nordmazedonische Medien zitieren. Er spricht von einer Entschuldigung per Handschlag und findet das Verhalten wirklich fair. So gehört es sich auch, das Thema ist ausgesprochen, es ist nichts weiter schlimmeres passiert. Doch dann kommt der nordmazedonische Verband ins Spiel. Am Montagabend wird in einem Schreiben die schärfste Strafe der UEFA gefordert. Man sei „gegen Nationalismus, Diskriminierung und alle anderen Formen von Beleidigungen und Ausbrüchen, die nicht im Sinne des Fußballs und der Werte stehen, für die wir alle zusammenstehen“, heißt es.
Und plötzlich wird die UEFA doch wieder aktiv. Am Montag wird vor dem Schreiben gegenüber dem deutschen Sportinformationsdienst SID noch klargestellt, dass es kein Verfahren geben soll. Auch nach dem Schreiben des nordmazedonischen Verbandes gibt es keine Anzeichen eines Verfahrens. Dienstagmittag nun die Kehrtwende, die UEFA bestätigt gegenüber der APA ein Ethik- und Disziplinarverfahren. Die APA fragt auch beim nordmazedonischen Verband nach, was die Entschuldigung von Arnautovic per Handschlag angeht, dort wolle man aber davon nichts wissen.
Wenn schon beide Spieler davon sprechen, dann wird das aber wohl geklärt sein. Komisch, dass es da aus dem Verband andere Aussagen gibt. Selbst wenn der nordmazedonische Verband recht haben sollte – Österreichs Torschütze zum 3:1 hat sich ja sowieso schnell für den entstandenen Eindruck entschuldigt. Dass jede Form von Nationalismus, Rassismus, Diskriminierung und alles was mit Beleidigen zu tun hat zu verurteilen ist, das ist ganz klar. Das sieht aber auch Arnautovic so, der es selbst betont, kein Rassist zu sein. Der Torjubel war nicht rassistisch gemeint, und damit ist das doch bitte erledigt. Dass der Fußball-Verband Nordmazedoniens da jetzt nachtritt, anscheinend auch einen ganzen Montag gebraucht hat, um dieses Schreiben zu veröffentlichen, lässt doch eine schiefe Optik entstehen. Ist es PR? Ist es der Frust wegen der Niederlage? Oder fühlt man sich hier tatsächlich durch den Torjubel gekränkt?
Aber genau das hat ja Arnautovic mit einem aktiven Zugehen auf Spieler, Fans und Medien klargestellt – es sollte niemand gekränkt werden. Dass sich die UEFA das noch anschaut, ist in Ordnung. Aber wir dachten, das hätte sie schon am Sonntagabend bzw. am Montag gemacht und mit einem Ausschließen des Verfahrens war es bereits erledigt. Dass der nordmazedonische Verband dann aber trotzdem noch mit einem Schreiben reagiert und dabei gleich die härteste Strafe fordert, das überrascht und schockiert. Vorausgesetzt die Vorwürfe, die eigentlich ausgeräumt worden sind, erhärten sich nun doch, dann droht Arnautovic nun neben einer Ermahnung auch eine Geldstrafe. Im Worst Case ist auch eine Sperre möglich, wobei hier die Verhältnismäßigkeit fehlen würde. Bei der Fußball-WM 2018 haben die Schweizer Spieler mit kosovarischen Wurzeln Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und auch Stephan Lichtsteiner im Match gegen Serbien bei einem Torjubel mit den Händen einen albanischen Adler gemacht – die Folge war eine Geldstrafe, keine Sperre.
2018 ist der Vorwurf aber offensichtlich gewesen, bei der Causa Arnautovic mischen sich ja mittlerweile auch Lippenleser ein, um etwas mehr aus dem Torjubel auszulesen. Dass es – vorsichtig ausgedrückt – nichts nettes war, ist klar. Aber Arnie hat sich eben entschuldigt, von allen rassistischen und nationalistischen Vorwürfe distanziert – und damit sollte es erledigt sein. Dass die UEFA dann aber auf ein, logischerweise einseitiges Schreiben, des nordmazedonischen Verbandes so reagiert, muss wohl so sein. Es überrascht einfach der nordmazedonische Verband mit dem späten Schreiben.
Die Einleitung des Verfahrens sei laut ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer nämlich ein normaler Vorgang. Überraschend nur, dass es durch den nordmazedonischen Verband so weit gebracht wurde.
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