Mentales Training in der Österreichischen Bundesliga – eine Bestandsaufnahme
Diesmal möchte ich beleuchten, wie professionell österreichische Bundesligavereine auf mentaler Ebene arbeiten. Wenn wir uns die aktuelle Situation in der Meisterschaft und der Europa League ansehen, dann läuft es mit Ausnahme von Red Bull Salzburg bei sämtlichen Mannschaften, die budgetmäßig zu den finanzstärksten in der Bundesliga zählen (Rapid, Austria, Sturm), nicht richtig rund. Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass nicht nur die körperliche Fitness der Spieler und die Trainer Vorgaben einen großen Einfluss auf die Leistung haben, sondern vor allem der mentale Aspekt entscheidend ist.
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Zu den mentalen Einflussfaktoren zählen für mich unter anderem:
- Leistung auf den Punkt abrufen können
- Mentale Störfaktoren ausschalten (z.B. Selbstzweifel, Ablenkung, usw.)
- Positive Gedanken eines jeden Spielers
- Richtige Zielsetzung
- Selbstvertrauen
- Team-Zusammenhalt
- Positive Einstellung
- Hohe Konzentrationsfähigkeit
- uvm.
Dazu habe ich etwas näher recherchiert (Stand August 2018) und mir angesehen, welche Bundesliga-Vereine einen Mentalcoach bzw. Sportpsychologen an Bord haben und ihren Spielern und Trainern diese wichtige mentale Unterstützung bieten.
FC Red Bull Salzburg agiert auch auf mentaler Ebene hochprofessionell und hat für seine Kampfmannschaft einen Mentalcoach angestellt. Das zeigt sich auch in den Leistungen.
SK Rapid Wien hat mir bestätigt, dass sie einen Sportpsychologen angestellt haben. Dieser muss sich allerdings um sämtliche Spieler, angefangen von der Akademie über die zweite Mannschaft bis zur Bundesliga Mannschaft kümmern. Zusammengerechnet von der U16 bis zur Kampfmannschaft müsste er somit knapp 100 Spieler betreuen. Wie intensiv da gearbeitet werden kann, bezweifle ich allerdings.
FK Austria Wien hat auch nach mehrmaligen Nachfragen nicht reagiert. Laut Insiderinformationen arbeitet die Kampfmannschaft allerdings mit keinem Mentalcoach zusammen. Die derzeitige Leistung der Spieler und der Tabellenrang bestätigen das. Für mich unverständlich, wie eine professionelle Mannschaft diesen Bereich brach liegen lässt.
SK Puntigamer Sturm Graz beschäftigt ebenfalls keinen Mentalcoach bzw. Sportpsychologen. Wer das Match gegen AEK Larnaka gesehen hat, kann nachvollziehen, dass den Spielern diese wichtigen mentalen Fähigkeiten, die sie international benötigen, fehlen.
Die Vereine des LASK, des SC Rheindorf Altach und des FC Wacker Innsbruck arbeiten laut Auskunft des Vereins mit einem Mentalcoach bzw. Sportpsychologen zusammen. Wie intensiv und langfristig diese Arbeit angelegt ist wurde nicht bekannt gegeben.
Der SKN St. Pölten arbeitet nicht fix mit einem Psychologen zusammen. In speziellen Situationen lassen sie einen Sportpsychologen für einzelne Tage kommen. Erfahrungsgemäß ist diese Art der mentalen Betreuung nicht nachhaltig!
Beim Aufsteiger TSV Prolactal Hartberg wird momentan noch nicht mental gearbeitet. In Zukunft soll der Bereich von einem der Co-Trainer abgedeckt werden.
Die Vereine des FC Flyeralarm Admira, des SV Mattersburg und des RZ Pellets Wolfsberg sehen hier keinen Mehrwert und bieten ihren Spielern und der Mannschaft keine mentale Unterstützung an.
Das Ergebnis dieser Recherche verwundert mich nicht. Wir sprechen zwar von Profivereinen, aber die mentale Arbeit in den meisten Clubs ist momentan noch nicht vorhanden oder mehr als dürftig.
Was könnte der Grund sein, dass die Vereinsverantwortlichen noch nicht den Mehrwert erkannt haben?
Liegt es daran, dass sie in der Vergangenheit vielleicht negative Erfahrungen mit unseriösen „Motivations-Gurus“ machten, die ohne Ausbildung und Erfahrung auf die Spieler einwirkten? Unterliegen alteingesessene Trainer vielleicht noch immer der Meinung, dieses „Mentale“ mach ich mit, dazu brauchen wir keinen Externen? Oder ist bei den Verantwortlichen noch der Mythos vorhanden, Kopftraining ist etwas für Schwache?
Dabei gibt es mit der ÖFB Frauen-Nationalmannschaft ein Paradebeispiel, was mentales Training bewirken kann. Dominik Thalhammer ist hier ein Vorreiter und Befürworter für regelmäßige mentale Arbeit.
Mein Fazit lautet: in Österreichs Bundesligavereinen gibt es auf mentaler Ebene noch viel zu tun. Das positive dran ist, es gibt viel Potential nach oben.
In diesem Sinne, darf ich mit einem Zitat von Andreas Hofer- „Manda, s’isch Zeit“ zum Schluss kommen!
Be strong,
Wolfgang
Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach und HeartMath® Coach mit einer Praxis in Wien und in der Süd/Ost-Steiermark. Er bringt langjährige Wirtschafts-Erfahrung mit, war selbst erfolgreicher Leistungssportler (unter anderem viertbester Österreich beim Ironman Hawaii 2012) und ist heute Mentalcoach von Einzelsportlern, stressgeplagten Menschen, Mannschaften und Unternehmen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen Betreuung von SpielerInnen sowie im mentalen Coaching und in der mentalen Beratung von Fußballmannschaften.
MANA4YOU
Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Lebens- und Sozialberater
HeartMath Coach®
Mentalcoach von IRONMAN Austria und von erfolgreichen SportlerInnen
mind@mana4you.at
www.mana4you.at
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