Mental-Coaching

Routinen und Rituale im Fußball

Die Bedeutung von Routinen und Ritualen im Fußball

Jeder Pilot führt vor dem Start einen Routine-Ablauf durch, um sicher an sein Ziel zu gelangen. Auch im professionellen Fußball werden unterschiedliche Strategien eingesetzt, um sich auf Spiele vorzubereiten. Einige Spieler nutzen bestimmte Rituale, andere wiederum Routinen. Was unterscheidet nun Rituale von Routinen, warum sind diese hilfreich und in welcher Form werden diese im Fußball angewandt?

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Rituale sind oft an Aberglaube geknüpft

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Bezeichnungen Rituale und Routinen gleichbedeutend verwendet. Wir sollten beide Begriffe jedoch differenziert betrachten. Wenn wir von Ritualen sprechen, dann sind diese häufig an „Aberglaube“ geknüpft und weisen meist starre Verhaltensmuster auf. Typisch sind oft das Bekreuzigen vor betreten des Spielfeldes. Im Afrikanischen Fußball sind auch das beschwören magischer Kräfte, wie zum Beispiel Voodoozauber üblich. Aber auch der „blaue Pullover“ vom Deutschen Bundestrainer Joachim Löw bei der WM 2006 sind typische Rituale.

Ich möchte diese Art von Ritualen nicht schlecht reden. Ihr symbolischer Charakter kann unter gewissen Umständen entlastend auf Spieler und Trainer wirken und Sicherheit geben. Es gibt sogar Studien, die eine positive Wirkung von Aberglauben auf die Leistung nachweisen konnte. Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass bei veränderten Umständen das Ritual oft nicht ausgeführt werden kann und sich das negativ auf die Leistung auswirkt.

Ein Beispiel dazu ist das Champions-League-Achtelfinale 2008/09 zwischen Arsenal und AS Rom. Das Ritual des damaligen Arsenal-Spieler Kolo Touré war, als letzter Spieler seines Teams den Rasen zu betreten. Und daran hielt er auch konsequent fest. Problematisch wurde es für Touré allerdings bei diesem Match gegen den AS Rom. Einer von Tourés Mitspieler hatte sich kurz vor der Halbzeit verletzt und wurde noch in der Kabine behandelt. Da der Schiedsrichter wieder zur zweiten Hälfte anpfeifen wollte, jedoch Touré keinesfalls als Vorletzter auf das Feld wollte, mussten seine Teamkollegen kurzzeitig mit neun gegen elf spielen. Erst als der behandelte Spieler wieder
fit war, betrat auch Touré, natürlich als letzter Arsenal-Spieler, den Rasen.

Routinen haben direkten Einfluss auf die Leistung

Ein Unterscheidungsmerkmal von Routinen zu Ritualen ist, dass Routinen direkten Einfluss auf die Leistung haben. Dazu ein Beispiel: Wenn ein Spieler vor dem Match zuerst seine Aufwärmübungen durchführt und danach mittels Entspannungs- und Aktivierungsübungen in seine persönliche Zone der idealen Leistungsfähigkeit schlüpft, dann sollte sich dies im besten Fall positiv auf die Leistung auswirken. Der Spieler beeinflusst durch diese Routine bewusst seine physischen, mentalen und emotionalen Prozesse.

Ein zweites Unterscheidungsmerkmal ist, dass Routinen flexible Anteile beinhalten. Sie sollten so verinnerlicht werden, dass sie auch bei wechselnden Bedingungen vor dem Match angepasst werden können. Folgender Satz beschreibt den Unterschied zwischen Ritualen und Routinen ganz gut:

„Whereas rituals often control athletes, athletes always control their routines.“

Die positive Wirkung von Routinen auf die sportliche Leistung ist unbestritten, das zeigen eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten in verschiedenen Sportarten. Routinen werden dabei zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt, zum Beispiel zur Vorbereitung auf ein Match aber auch zur Bewältigung von Misserfolgen. 

Im Allgemeinen unterstützen Routinen Spieler dabei, ihre Gedanken zu strukturieren, emotionale Stabilität zu erlangen, ihre Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu fokussieren und auf aufgabenrelevante Informationen zu achten. Diese trainierten Verhaltensmuster helfen dabei, die Trainingsleitungen auch unter Wettkampfbedingungen abrufen zu können.

Routine verleihen Sicherheit und Vertrauen

Jeder Spieler und jede Mannschaft sollte ihre eigenen und persönlichen Routinen erarbeiten, die ihnen Sicherheit und Vertrauen geben. Erfolgreiche Spieler und Mannschaften haben sich Routinen erarbeitet, die sie vor dem Match, in der Pause, bei Unterbrechungen während des Spiels und zur schnelleren Regeneration nach dem Spiel anwenden.

Nachfolgend möchte ich ein Beispiel für eine Routine in der Halbzeitpause Pausen vorstellen:

Nach der Beanspruchung der ersten Spielhälfte ist es zunächst notwendig, dass sich die Spieler gedanklich und körperlich von den ersten 45 Minuten lösen. Je nach Spieler muss zuerst einmal der Ärger oder die Freude herausgelassen werden. Als nächster Schritt sollte dann bewusst auf Ruhe und Entspannung geschaltet werden um den Kopf frei zu bekommen. Dazu gibt es schnelle und effiziente mentale Methoden, wo die Spieler sich in einen kohärenten Zustand versetzen, um den Anweisungen des Trainers folgen zu können. Im letzten Abschnitt steht dann die körperliche und gedankliche Aktivierung im Vordergrund. Die Spieler müssen sich wieder auf die Anforderungen
des Matches einstimmen. 

Als Mentalcoach unterstütze ich unter anderem Spieler und Mannschaften, ihre persönlichen Routinen zu erarbeiten. Denn diese Routinen geben Sicherheit und stärken das Vertrauen von Spieler und Teams, die Herausforderungen zu meistern.

In diesem Sinne, vertraue auf deine persönlichen Routinen!

 

Be strong,

Wolfgang

Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach und HeartMath® Coach mit einer Praxis in Wien und in der Süd/Ost-Steiermark. Er bringt langjährige Wirtschafts-Erfahrung mit, war selbst erfolgreicher Leistungssportler (unter anderem viertbester Österreich beim Ironman Hawaii 2012) und ist heute Mentalcoach von Einzelsportlern, stressgeplagten Menschen, Mannschaften und Unternehmen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen Betreuung von SpielerInnen sowie im mentalen Coaching und in der mentalen Beratung von Fußballmannschaften.

MANA4YOU
Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Lebens- und Sozialberater
HeartMath Coach®
Mentalcoach von IRONMAN Austria und von erfolgreichen SportlerInnen

mind@mana4you.at
www.mana4you.at

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Alexander Doubek

Alexander DOUBEK (Gründer/Chefredakteur) Bei 12terMann seit: 09/2011 M: alexander.doubek@12termann.at T: @AlexanderDoubek  

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