Thomas König: „Die Objektivität darf nicht verloren gehen“
Die 12termann-Redaktion traf ORF-Kommentator Thomas König am Tag vor dem freundschaftlichen Länderspiel gegen Schweden in Wien. Der 53-Jährige ist seit 1999 Fußball-Kommentator und war bei den EM-Endrunden 2000 bis 2016 und den WM-Endrunden von 2002-2018 im Einsatz. Seit April 2005 ist Thomas König auch Sportchef im Landesstudio Vorarlberg. In einem spannenden Interview spricht er über seine persönlichen Highlights, Patriotismus im Kommentar und Kritik von außen.
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12termann: Du giltst mittlerweile als Kommentatoren-Legende mit viel Erfahrung. Bist du trotzdem immer noch nervös wenn du auf Sendung gehst? Gibt es Spiele oder Großereignisse, die dich besonders nervös machen oder auf die du dich besonders vorbereiten musst?
Thomas König: Nein, die gibt es Gott sei Dank nicht mehr. Aber eine gewisse Spannung, die brauchst du. Vor allem ist eine gute Vorbereitung wichtig. Mittlerweile habe ich schon bald mehr als 600 Spiele kommentiert und verbinde die Aufgabe ein Spiel zu kommentieren eher mit positiver Vorfreude.
Was war das bisherige absolute Highlight deiner Kommentatoren-Karriere? Ein bestimmtes Spiel oder Großereignis?
In meiner Karriere gab es bislang natürlich viele Highlights – dazu gehörten vor allem die kommentierten Finali der Welt- und Europameisterschaften oder auch der Champions League. Aber es gab auch eher kuriose Ereignisse die mir in Erinnerung geblieben sind – etwa einen Zusammenstoß mit Diego Maradona. Oder als in einem Champions League-Spiel in Glasgow ein Ball zu meinem Kommentatoren-Platz geschossen wurde. Als kein Ordner kam um den Ball zu suchen, habe ich ihn als Souvenir mit nach Hause genommen.
Was hältst du von Patriotismus im Kommentar? Oft wird ja kritisiert, die österreichischen Fussballkommentatoren würden zu patriotisch sein und als Nationalismus interpretiert.
Grundsätzlich denke ich darf ein Kommentator patriotisch sein, das muss aber immer in Maßen passieren. Die notwendige Objektivität darf dabei nicht verloren gehen. Insgesamt sollte man eine Formulierung wie „Wir“ eher vermeiden und lieber von „den Österreichern“ sprechen. Aber wenn wir ein Schlüsselspiel des Nationalteams oder auf Klubebene haben, dann darf es schon ein bisschen mehr sein.
Besonders in den letzten Jahren scheint es ein populärer Trend geworden zu sein, sich über Kommentatoren lustig zu machen, wenn nicht sogar sie auf das Härteste zu kritisieren. Wie gehst du mit solcher Kritik um?
Ich verfolge grundsätzlich keine Kommentare in Foren und „Google“ mich auch nicht selbst. Fussball ist eben eine emotionale Angelegenheit und damit muss man leben. Wenn Kritik kommt – die kommt ja manchmal auch persönlich – dann überprüfst du automatisch ob irgendetwas dabei sein könnte womit er oder sie recht hat.
In anderen Sportarten ist der Einsatz von Co-Kommentatoren üblich (zb in der Formel 1 oder im Schisport). Manche sagen das würde die Objektivität und Professionalität verbessern und auch besser unterhalten. Warum hat sich das im Fussball-Kommentar noch nicht durchgesetzt?
Es gibt durchaus bereits Beispiele eines solchen Einsatzes von Co-Kommentatoren, beispielsweise in der Schweiz oder auch bei Sky Deutschland, die fallweise zu bestimmten Spielsituationen Experten quasi in den Kommentar „einschalten“. Auch beim ORF haben wir das bereits probiert. Zum Beispiel als Roman Mählich das Match gegen Schweden in der erfolgreichen EM-Qualifikation mit mir co-kommentierte. Bislang hat sich das aber nicht durchgesetzt. Ich glaube, dass ein Experte wie Roman als Analyst im Studio besser zur Geltung kommt, stehe aber grundsätzlich dem Einsatz von Co-Kommentatoren positiv gegenüber. Das muss aber dann auch mit klar zugeordneten und verteilten Rollen passieren.
Im Dezember 2017 führte die Tageszeitung Heute eine Umfrage durch, in der der nervigste Sportmoderator erfragt wurde. Diese hat mit Abstand Rainer Pariasek vor Peter Hackmair und Armin Assinger gewonnen. Du bist in dieser Statistik weit abgeschlagen. Wie erklärst du dir, dass du offenbar bei den Zuschauern gut ankommst?
Die Bewertung von Moderatoren und Kommentatoren beim Publikum ist etwas sehr subjektives. Es ist auch kein Nachteil wenn man polarisiert. Ich denke dass meine Art, die Dinge beim Namen zu nennen sehr gut beim Publikum ankommt.
Zum Abschluss interessiert uns natürlich, wie du die Chancen Österreichs in der anstehenden Nations League beurteilst?
Ich hoffe und denke auch dass wir aus den letzten beiden Jahren, als es nicht so gelaufen ist, gelernt haben. Vielleicht muss man aber auch anerkennen, dass die Qualifikation zur EM 2016 für Österreich überdurchschnittlich gut gelaufen ist und dass das kein langfristiger Maßstab sein kann. Grundsätzlich ist es realistisch, dass das Team aus der Gruppe als Sieger hervorgeht. Für die EM-Qualifikation muss man dann sehen, wer da noch kommt.
Was ist dein Tipp für das Testspiel morgen gegen Schweden?
Ich tippe auf einen 2:1-Sieg für Österreich.
Danke für das Gespräch!
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