US-College-Kicker Stefan Strohmaier im Interview
Stefan Strohmaier wechselte vor ein paar Jahren von der Südoststeiermark nach Florida um dort an der Lynn University nicht nur zu studieren, sondern auch um dort Fußball zu spielen. Mit uns sprach der 22-Jährige über seine Zeit in den USA, den College-Fußball und seine Zukunft.
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Hallo Stefan! Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst. Starten wir das Interview am besten damit, dass du uns ein wenig von dir erzählst? Wo kommst du her, was und wo studierst du?
Mein Name ist Stefan Strohmaier, bin 22 Jahre alt und komme aus Sankt Stefan im Rosental. Ich studiere International Business Management an der Lynn University in Boca Raton/Florida. Ich habe die BG/BORG Graz HiB Liebenau besucht und wurde in der Jugend von St.Stefan im Rosental, dem LAZ Gnas und der GAK Akademie ausgebildet.
Wie bist du zu der Möglichkeit gekommen, an der Lynn University zu studieren bzw. was waren deine Gründe dann wirklich nach Amerika zu gehen?
Begonnen hat alles bei einem Gespräch mit meinem sehr guten Freund Luca Puster. Er studierte bereits ein Jahr an der Lynn University und fragte mich in diesem Gespräch ob ich nicht auch Lust hätte an der Lynn University zu studieren bzw. College Soccer zu spielen. Am Anfang dachte ich nicht groß darüber nach, aber ein paar Tage später wurde mir bewusst, dass das eine richtig gute Möglichkeit sein könnte um eine Ausbildung an einer Top-Universität zu bekommen und das Ganze mit meinem Hobby zu verbinden und nebenbei auch die englische Sprache perfekt zu erlernen und ein neues Land bzw. Kulturen kennen zu lernen. Luca brachte mich in Kontakt mit dem Coach der Universität und dann gewann das Ganze an Form. Der Coach besuchte mich bzw. uns (Alexander Roth) beim einem Freundschaftsspiel in Gnas und beschloss nach dem Spiel, dass er uns gerne in der Mannschaft hätte. In den folgenden Monaten folgten einige Englisch Tests und auch einiges an Papierkram kam auf mich zu. Aber schlussendlich funktionierte alles und ich konnte das Abenteuer Amerika starten.
Wie lässt sich der Sport mit deinem Studium vereinbaren?
Der Alltag als Student Athlete ist vor allem im Herbst sehr stressig, weil die Meisterschaft nur im Herbst gespielt wird und wir oft mehrere Spiele in der Woche hatten. Es ist sehr gut vergleichbar mit dem Alltag eines Profi-Fußballers, am Vormittag ging es für einige Stunden in die Universität, danach in die Kantine zum Mittagessen, von 1-3pm trainierten wir und danach hatten wir Freizeit. In der Freizeit erledigten wir die Dinge für die Universität, regenerierten uns von den oftmals sehr harten Einheiten, relaxed am Pool oder machten einen schnellen Abstecher zum Strand, der nur 10min entfernt von uns war.
Du befindest dich derzeit wieder in Österreich und hältst dich in der Landesliga beim USV Gnas fit. War es für dich eine große Umstellung vom College-Fußball zur österreichischen Landesliga mit Gegnern wie dem St. Anna?
Man kann den Fußball meiner Meinung nach nur schwer vergleichen. Im College-Fußball wird sehr viel Wert auf Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit gelegt, während oft das taktische, technische und spielerische oftmals vernachlässigt wird. Es braucht auf jeden Fall Zeit sich in beiden Ligen einzugewöhnen, vor allem weil der Fußball sehr unterschiedlich ist.
Ihr habt in der letzten Saison das Finale der Sunshine State Conference gegen West Alabama gewonnen. Welchen Stellenwert hat dieser Titel für euch und für die Universität?
Dieser Titel hat auf jeden Fall einen hohen Stellenwert für mich weil die Sunshine State Conference wahrscheinlich die beste Conference ist in der ganzen NCAA Division-2. Wir spielten keine perfekte Regular Season, aber die entscheidenden Spiel und vor allem die Play-off-Spiele konnten wir für uns entscheiden. Natürlich ist auch für die Universität jeder Titel was ganz besonderes, vor allem weil jeder Titel auch den Stellenwert der Universität in die Höhe treibt. Jeder Titel wird als Repräsentation genutzt und die Universität gewinnt dadurch auch an Ansehen.
In der letzten Saison 2017/18 kamst du auf 16 Einsätze, in denen du vier Tore erzielt und vier weitere vorbereitet hast. Bist du zufrieden mit deinen Leistungen? Was ist dein persönliches Ziel für die neue Saison?
Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, der Kader war riesig (34 Mann) und vollgepackt mit Qualität aus verschiedensten Ländern. Es war natürlich schön persönliche Erfolgserlebnisse wie Tore oder Assists zu feiern aber im Vordergrund stand auf alle Fälle das Team und der gemeinsame Erfolg. Unglücklicherweise bekam ich am Ende der Meisterschaft eine Schambeinentzündung welche mich zum Teil sehr hinderte aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit meiner Saison.
In dem Sinn gibt es für mich keine weitere Saison in den USA. Ich hab mich entschieden mein Studium online zu beenden, da ich nur mehr ein halbes Jahr bis zu meinen Bachelor habe und ich momentan in der Steiermark sehr glücklich bin, das Fußballspielen beim USV Gnas genieße und auch privat eine tolle Person an meiner Seite habe, die mir sehr viel bedeutet.
Ihr seid zahlreiche Österreicher in der Mannschaft aber auch viele Studenten aus verschiedensten Staaten. Wie stark machen die verschiedenen Herkunftsländer und Kulturen einen Einfluss auf das Mannschaftsgefüge oder ist das sogar ein Vorteil?
Um genau zu sein waren wir 6 Österreicher, Alexander Roth, Sebastian Radakovics, Luca Puster, Richard Wagenhofer, Martin Drobits und Ich. Wir verstanden uns prächtig und es entstanden tolle Freundschaften. Zu Beginn der Saison war oft zu sehen, dass sich Gruppen bildeten, eine Gruppe deutschsprachiger, eine Gruppe mit Briten und eine südamerikanische Gruppe, vor allem war es zu Beginn schwer ein gutes Teamklima zu bekommen, weil der Kader mit 34 Leuten sehr groß war. Im Laufe der Saison konnten wir aber alle Barrieren überwinden und wurden ein tolles Team, wo jeder für jeden kämpfte und diese Einstellung brachte uns auch ins Finale der NCAA Division-2. Es ist großartig Freunde aus aller Welt zu haben, man lernt sehr viel voneinander und wird sehr weltoffen.
Im Finale der NCAA-Division 2 habt ihr erst im Elfmeterschießen gegen die Charleston Golden Eagles verloren. Wie groß war die Enttäuschung nach dem Schlusspfiff?
Definitiv einer der schlimmsten Momente in meiner sportlichen Laufbahn, wir waren so knapp davor den Titel des National Champion zu gewinnen und die dazugehörigen Ehrungen zu bekommen. Das wir im Elfmeterschießen verloren haben macht das ganze natürlich noch schmerzhafter. Auf der anderen Seite konnten wir aber das Halbfinale im Elfmeterschießen für uns entscheiden und da war das Glück auf unserer Seite, natürlich war auch die grandiose Leistung von Alexander Roth ein Faktor. Nach dem Finalspiel wurde ein Mannschaftsfoto gemacht und um ehrlich zu sein, ich habe selten ein Foto gesehen mit so vielen hängenden Köpfen.
Wie schauen die Vorbereitungen für die neue Saison aus? Was sind die ausgegebenen Ziele?
Wie schon gesagt, werde ich nicht mehr an die Lynn Universität zurückkehren daher liegt mein Hauptaugenmerk jetzt auf den USV Gnas. Die Vorbereitung starten bei uns in Gnas am 2.7.2018 und wird sicherlich intensiv werden, vielleicht wird auch noch ein kurzes Trainingslager eingeschoben. Die Ziele in der nächste Saison sind definitiv eine weitere Verbesserung in unserem Spiel, wir wollen spielerisch noch besser werden um zu zeigen das wir in Gnas nicht nur einen erfolgreichen, sondern auch schönen Fußball spielen. Mein persönliches Ziel ist eine Stütze des Teams zu werden und mit guten Leistungen zum Erfolg beitragen.
Wie hat dir das Leben im Sunshine State (Anm. Florida) gefallen?
Das Leben in Florida ist einzigartig, Sommer, Sonne und Meer das ganze Jahr. Tropische Temperatur und auf lange Klamotten kann die meiste Zeit verzichtet werden. Miami ist von Boca Raton nur 50min entfernt und ist eine Stadt die von Luxus und Lifestyle nur schwer zu übertreffen ist. Ich habe unglaublich Erfahrungen und Momente in Florida erlebt welche mir keiner mehr nehmen kann.
Weißt du schon wie dein weiterer Lebensweg nach dem Studium aussehen wird? Hast du dir einen Verbleib in den USA vorstellen können? Oder wolltest du immer zurück nach Österreich?
Einen Verbleib in den USA konnte ich mir eigentlich nie vorstellen, weil ich einfach ein sehr heimatverbundener Mensch bin. Die beiden Saisonen und das Leben in Amerika waren eine unglaubliche Zeit und ich bereue es auf keinen Fall dieses Abenteuer gemacht zu haben, aber ich gehöre in die Südoststeiermark und fühle mich hier sehr wohl. Wie gesagt, ich werde mein Studium im Dezember 2018 abschließen und bin daher schon auf Jobsuche, weil ich nach meinen Bachelorabschluss ins Arbeitsleben eintreten möchte.
Vielen Dank für das Interview, Stefan und noch alles Gute für deine Zukunft.
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