WM-Quali – Rechenspiele mit den Gruppenzweiten
Gestern fixierte das Frauen-Nationalteam den Einzug in das Play-Off für die Weltmeisterschaft 2023. Durch den Heimsieg gegen Lettland und die gleichzeitige Niederlage von Nordirland gegen England kann Österreich nicht mehr vom zweiten Tabellenplatz verdrängt werden. Nun beginnen aber die großen Rechenspiele für Irene Fuhrmann und ihr Team.
[werbung_block1]
Zu Beginn eine kurze Erklärung des Qualifikationsmodus: Die neun Gruppensieger sind fix für die Weltmeisterschaft qualifiziert, so weit, so einfach. Dahinter wird es etwas komplizierter. Die neun Gruppenzweiten werden gereiht, die drei besten Gruppenzweiten sind direkt für das „Play-Off-Finale“ qualifiziert. Die sechs restlichen Gruppenzweiten spielen zunächst in drei Halbfinalpaarungen um den Einzug in die nächste Runde. Im Finale gibt es wieder drei KO-Paarungen. Ein Sieg im Play-Off Finale bedeutet aber immer noch nicht die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Nur die beiden Teams mit dem höchsten Ranking lt. der Qualifikation holen sich ein Ticket für die Endrunde, der am niedrigsten gerankte Play-Off-Sieger muss noch durch ein interkontinentales Ausscheidungsturnier, bei dem insgesamt 10 Teams um drei Startplätze kämpfen.
Eine möglichst gute Position in der Tabelle der Gruppenzweiten hätte also den Vorteil, das man im Idealfall mit nur einem Sieg sein WM-Ticket buchen kann. Muss man durch Halbfinale, Finale und Play-Off sind bis zu vier Siege notwendig um sich für die Endrunde zu qualifizieren.
Um eine Tabelle der Gruppenzweiten zu erstellen, muss man noch beachten, das es in der europäischen Qualifikation unterschiedlich große Gruppen gibt. In Gruppe A-C spielen fünf Teams, in den restlichen Gruppen D-I jeweils sechs Mannschaften. Daher werden in den Sechsergruppen die Spiele gegen die Gruppenletzten nicht gewertet, um die Gruppen vergleichbar zu machen.
Wie sieht die Tabelle der Gruppenzweiten nun aus?
Belgien | 7 Spiele | 16 Punkte | +24 | Gruppe F |
Schweiz | 7 Spiele | 16 Punkte | +17 | Gruppe G |
Niederlande | 6 Spiele | 14 Punkte | +24 | Gruppe C |
Österreich | 6 Spiele | 13 Punkte | +20 | Gruppe D |
Serbien | 6 Spiele | 12 Punkte | +5 | Gruppe H |
Wales | 6 Spiele | 10 Punkte | +11 | Gruppe I |
Finnland | 6 Spiele | 10 Punkte | +8 | Gruppe A |
Schottland | 6 Spiele | 10 Punkte | -1 | Gruppe B |
Russland | 4 Spiele | 9 Punkte | +10 | Gruppe E |
Österreich steht in der Tabelle aktuell auf Rang vier, müsste also im Play-Off-Halbfinale antreten. Andererseits hat das Frauen-Nationalteam seine beiden Spiele gegen den aktuellen Tabellenletzten schon hinter sich, d.h. die beiden verbleibenden Spiele zählen voll für die Wertung der Gruppenzweiten. Geht man davon aus das die Spiele nach der Papierform laufen wird Österreich gegen England verlieren und gegen Nordmazedonien gewinnen und diese Wertung somit mit 16 Punkten abschließen.
Belgien könnte hingegen bei den aktuellen 16 Punkten hängen bleiben. In den restlichen beiden Spielen geht es gegen Tabellenführer Norwegen und Schlusslicht Armenien. Gut sieht es hingegen für die Schweiz aus. Mit einem Sieg gegen Kroatien würde man auf 19 Punkte kommen, ein Sieg zum Abschluss gegen Moldau würde hingegen nicht in die Wertung einfließen. Die Niederlande werden die Wertung ziemlich sicher vor Österreich abschließen, obwohl es noch ein großes Fragezeichen mit dem Namen „Belarus“ gibt. Aber egal ob das Spiel noch nachgetragen oder zwangsgewertet wird, mindestens 17 Punkte werden bei den amtierenden Europameisterinnen sicher in der Wertung stehen. Zudem könnte man sich mit einem Sieg im direkten Duell am letzten Spieltag in Island auch noch den Gruppensieg sichern, aber auch Island wird, falls man Gruppenzweiter wird, in dieser Tabelle vor Österreich bleiben.
Serbien schlug Deutschland sensationell mit 3:2 und kletterte somit auf Rang zwei in Gruppe H. Hier kommt es am nächsten Spieltag zum vorentscheidenden Duell mit Portugal, das nur zwei Zähler hinter Serbien liegt. Aus österreichischer Sicht wäre hier ein Remis das perfekte Ergebnis, da Serbien so auf maximal 16 Punkte kommen würde, die aktuell aber deutlich schlechtere Tordifferenz hat. Wales hat mit Griechenland und Slowenien zwei anspruchsvolle Aufgaben vor der Brust, von zwei Siegen bis zwei Niederlagen ist alles realistisch, lassen sie einmal Punkte liegen werden die Waliserinnen aber hinter Österreich bleiben.
Finnland braucht wohl zwei Siege um noch an Österreich vorbei zu kommen, allerdings wartet am letzten Spieltag das Duell mit Gruppensieger Schweden. In Gruppe A hat auch Irland noch Chancen auf den zweiten Tabellenplatz, die Damen von der Insel haben ein Spiel weniger absolviert und könnten mit einem Sieg im Nachtrag gegen Georgien an Finnland vorbei ziehen. Die beiden Kontrahenten um Rang zwei treffen am vorletzten Spieltag auch noch im direkten Duell aufeinander.
Für Schottland stehen noch Spiele gegen die Ukraine und die Färöer auf dem Programm, 16 Zähler in der Endabrechnung sind also realistisch. Schottland hat aber als einzige zweitplatzierte Mannschaft eine negative Tordifferenz, die Chancen Österreich zu überholen sind also nicht sehr hoch. Völlig offen ist der Ausgang in Gruppe E, da Russland aktuell von allen Wettbewerben ausgeschlossen ist. Ob die Spiele nachgetragen, zwangsgewertet oder einfach aus der Wertung genommen werden, ist momentan noch nicht beschlossen.
Was bedeutet das jetzt für Österreich? Zuerst muss das Team seine Hausaufgaben machen, also am letzten Spieltag zu Hause gegen Nordmazedonien einen möglichst hohen Sieg holen. Wenn man davor gegen England die (zu erwartende) Niederlage in Grenzen hält, steht man in Sachen Tordifferenz schon mal sehr gut da. Gelingt die Überraschung und man nimmt gegen den Favoriten Punkte mit, verbessert das die Ausgangsposition noch mal deutlich. Auf jeden Fall ein Auge sollte man auf die Spiele Belgien-Norwegen und Serbien-Portugal haben. Zwei der drei vordersten Plätze scheinen an die Schweiz und den Gruppenzweiten aus Gruppe C (Niederlande oder Island) vergeben. Die Chancen auf den dritten Platz sind für Österreich aber durchaus intakt und realistisch.