Wo bleibt die EUROphorie?
Stell dir vor dein Nationalteam steht kurz vor der Qualifikation für die Europameisterschaft und keinen interessiert es. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Leider beweist das gerade Österreich. Unser Nationalteam hat nach dem gestrigen Sieg sehr gute Karten sich für die EURO 2020 zu qualifizieren, von Euphorie oder Begeisterung ist leider keine Spur.
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Österreich schlägt Israel mit 3:1 und klettert auf Rang zwei in der Qualifikationsgruppe. Wenn die restlichen Spiele nach der Papierform laufen, würden Österreich wahrscheinlich sogar zwei Remis gegen Slowenien und Nordmazedonien und ein Sieg in Lettland für die Qualifikation für die EURO 2020 reichen. Eigentlich eine tolle Situation. Doch eine richtige Begeisterung und Euphorie um das Nationalteam will nicht aufkommen.
Blicken wir vier Jahre zurück. Auch damals stand Österreich kurz vor der Qualififikation für die EURO 2016. Sämtliche Heimspiele waren restlos ausverkauft, sogar für das bedeutungslose letzte Heimspiel gegen Liechtenstein waren alle Tickets binnen kürzester Zeit vergriffen. Die Begeisterung rund um das Nationalteam kannte keine Grenzen und eine Welle der Fußballbegeisterung schwappte über unser Land. Doch was hat sich in diesen vier Jahren so dramatisch geändert, dass zu einem so vorentscheidenden Spiel wie dem gegen Israel das Stadion nicht einmal zu zwei Drittel gefüllt ist?
In der aktuellen EM-Quali agiert das Team nicht aus einer Position der eigenen Stärke heraus wie noch 2015, sondern profitiert von der Schwäche der Gegner. Denn so ehrlich muss man sein, alles andere als eine Qualifikation in einer Gruppe mit Polen, Slowenien, Nordmazedonien, Israel und Lettland wäre eine Blamage. Und dass dann bei einem Heimspiel (!) gegen Israel, das die letzten drei Spiele nicht gewonnen hat (!), nur DREI (!!!) wirkliche Offensivkräfte in der Startelf stehen, ist einfach unverständlich. Und Spieler wie Onisiwo, Goiginger, Kainz oder Schaub sitzen auf der Bank. Das erklärt dann auch teilweise den erschreckend passiven Auftritt gestern Abend. Die Analyse der Kollegen von ballverliebt.eu bringt es schonungslos auf den Punkt „Vom inhaltlichen Standpunkt her war die Darbietung der Mannschaft von Franco Foda eine Gemeinheit. Ein Spiel, das de facto gewonnen werden musste, wurde angegangen, als spielte man auf ein 0:0. Die Anlage war extrem passiv, es gab keinen mannschaftstaktisch erkennbaren Plan nach vorne und rein invidiuelle Versuche, aus der starren Passivität auszubrechen.“
Die Art und Weise, wie das Team aktuell auftritt, ist nicht mehr mit dem Spielstil unter Marcel Koller vergleichbar. Aus „gewinnen um jeden Preis“ wurde „nur nicht verlieren“, aus „Vollgas bis zum Ende“ wurde „lieber nichts riskieren“. Dass sich die Spielanlage des Teams unter Franco Foda verändern wird, war klar, jeder Trainer hat seine eigene Handschrift. Zudem ist Foda im heimischen Fußball kein Unbekannter, man wusste, dass der Deutsche nicht als Offensivpapst bekannt ist. Und man kann dem Teamchef auch nicht vorwerfen nicht erfolgreich zu sein. Zwölf Siege, zwei Remis und fünf Niederlagen sind alles andere als eine schlechte Bilanz. Auch der Torschnitt in der aktuellen Qualifikationskampagne ist nicht schlechter als 2015. Man hat aber einfach das Gefühl, dass mehr drinnen wäre und das aktuelle „Spielermaterial“ mehr zulassen würde. Die internationalen Auftritte von Salzburg, dem LASK oder dem WAC zeigen aktuell, wie viel Begeisterung offensive Spielweise auslösen kann. Und dass man einem Team auch eine Niederlage verzeiht, wenn man sieht, dass es alles gegeben und versucht hat und vor allem, wenn die Mannschaft ohne Angst agiert.
Trotz allem, drücken wir unserem Team für das Spiel in Slowenien kräftig die Daumen. Hoffentlich tritt das Team nach dem gestrigen Sieg befreiter auf und schafft es wieder eine EUROphorie zu entfachen.
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