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Wuchtel-Ecke: Eine über 9300 Kilometer weite Auswärtsreise im französischen Pokal

Unsere zweite Ausgabe der 12terMann Wuchtel-Ecke handelt wohl von einer der längsten und weitesten Auswärtsreisen im Fußball. In jedem nationalen Pokal spielen in den ersten Runden Außenseiter oder Amateurmannschaften mit – für die größeren Vereine kommt es daher immer wieder zu abenteuerlichen und auch erfrischenden Spielen. In Frankreich ist heuer auch so eine unglaubliche Geschichte geschrieben worden. Eine Mannschaft aus dem französischen Überseegebiet La Réunion – eine ganz kleine Insel mitten im indischen Ozean zwischen Afrika und Ozeanien – hat die Hauptrunde der Coupe de France erreicht und dort gleich einen Zweitligisten eliminiert. Es ist das Fußballmärchen von JS Saint-Pierre bzw. Jeunesse Sportive Saint-Pierroise.

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Am französischen Pokal dürfen nämlich auch Mannschaften aus den Überseegebieten teilnehmen – sie scheitern aber in der Regel in der Vorqualifikation. 1989 erreicht eine Mannschaft aus Französisch-Guayana die Hauptrunde und sogar das Sechzehntelfinale. Seitdem hat kein Team aus einem französischen Überseegebiet die Hauptrunde des Pokals erreicht. 2020 gelingt aber JS Saint-Pierre ein unglaublicher Erfolg. 

Saint-Pierre ist eine kleine Stadt auf La Réunion – einer kleinen Insel im indischen Ozean, die unter anderem für ihre Vulkanlandschaft, ihren Rum und den Vanilleanbau bekannt ist. Das französische Überseegebiet liegt knapp 700 Kilometer von Madgaskar – das ja auch eine Insel vor Afrikas Ostküste ist – entfernt. Bis zur afrikanischen Ostküste ist es von Réunion also schon mal ein weiter Weg. Der Flug nach Paris dauert sogar zehn bis elf Stunden – immerhin beträgt die Distanz etwa 9000 Kilometer. Bis nach Niort, einer Gemeinde nahe der französischen Westküste, sind es etwa 9.366 Kilometer Luftlinie – was für viele Bewohner von Réunion eigentlich nie eine relevante Info war. Bis mit JS Saint-Pierre ein Fußball-Verein der Insel die Hauptrunde der Coupe de France erreicht und im Zweiunddreißigstelfinale des Pokals Chamois Niort aus der Ligue 2 zugelost bekommt.

VIDEO: JS Saint-Pierre besiegt ES Thaonnaise und zieht in die Hauptrunde ein

Normalerweise haben unterklassige Mannschaften automatisch Heimrecht im Cup – bei französischen Überseegebieten ist es anders. Sie spielen in der Hauptrunde automatisch auswärts. Auf Réunion entsteht trotzdem eine große Euphorie – alleine der Einzug in die Hauptrunde und damit ins Zweiunddreißigstelfinale der Coupe de France ist schon ein großer Erfolg. Am 4. Jänner 2020 trifft JS Saint-Pierre dann nach einer über 9000 Kilometer weiten Anreise auswärts auf Chamois Niort. Und die unglaubliche Fußballgeschichte geht weiter. Die Underdogs gewinnen sensationell mit 2:1 und ziehen sogar ins Sechzehntelfinale ein.  

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Mögliche Gegner im Sechzehntelfinale: Bordeaux oder Marseille aus der Ligue 1. Die Auslosung beschert Saint-Pierre letztendlich aber keine Topmannschaft, sondern lediglich ein Auswärtsspiel gegen den französischen Viertligisten SAS Épinal. Für die Mannschaft aus La Réunion beginnt damit wieder eine etwa 9000 Kilometer weite Auswärtsreise – diesmal endet das Märchen aber unglücklich. JS Saint-Pierre hält lange dagegen, schafft es mit einem 0:0 in die Verlängerung – kassiert aber in der 118. Minute das Gegentor und scheidet damit spät im Sechzehntelfinale aus. Was bleibt, sind aber Erinnerungen an unglaubliche Reisen und ein neuer Teil der Sportgeschichte des französischen Überseegebietes La Réunion.

David Chomiczuk

David CHOMICZUK
(Redaktion)

Bei 12terMann seit: 04/2017

M: david.chomiczuk@12termann.at