UEFA Champions League

Champions League: Kein Zutritt – geschlossene Gesellschaft

Die UEFA hat am Dienstag die neue Europacup-Reform beschlossen. Der wichtigste Inhalt: In der Champions League gibt es ab der Saison 2018/19 26 Fixplätze – bei insgesamt 32 Startplätzen. Die „Königsklasse“ verkommt somit immer mehr zur geschlossenen Gesellschaft. Oder will man gar sagen Inzucht-Liga? Die großen Nationen wollen ihre Macht weiter einzementieren. Jeder Neue, vor allem wenn er aus kleinen (Fußball-)Nationen ist, ist ein unerwünschter Gast. 

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Dass unfassbare 50 Prozent der Startplätze an die vier Top-Nationen (Spanien, England, Deutschland, Italien) vergeben werden steht ja bereits länger fest. Der Viertplatzierte der UEFA-Fünfjahreswertung hat somit doppelt so viel Startplätze wie der Fünftplatzierte und viermal so viele wie der Siebente. Die Kluft geht somit nicht nur zwischen den Top vier und der unteren Hälfte von Fußball-Europa weiter auseinander, sondern soll bereits im oberen Drittel weiter aufgehen. Große Verschiebungen innerhalb der Fünfjahreswertung werden durch die neue Reform natürlich ebenso weiter erschwert.

Das Produkt „Champions League“ ist mittlerweile 26 Jahre alt. Der Name wird dabei immer mehr zur Lachnummer. „Champions“ findet man in dem Bewerb nämlich immer weniger. Nach der neuen Reform werden es noch ganze 14 Mannschaften sein, die zuvor in ihren Ländern „Champions“ wurden. Das sind gerade einmal 44% der Teilnehmer.

Ab der Saison 2018/19 teilen sich die 32 Startplätze dann wie folgt auf:

  • Titelverteidiger und Sieger Europa League (2 Fixplätze)
  • Nationen 1 bis 4: jeweils 4 Fixplätze (16 Fixplätze)
  • Nationen 5 und 6: jeweils 2 Fixplätze (4 Fixplätze)
  • Nationen 7 bis 10: jeweils 1 Fixplatz (4 Fixplätze)
  • Nationen 11 bis 55: In bis zu fünf Qualifikationsrunden werden 4 Startplätze ausgespielt
  • Nationen 5 bis 15: In drei Qualifikationsrunden werden 2 Startplätze ausgespielt

Da sollten doch bei allen Ligen außerhalb von England, Spanien, Deutschland und Italien die Alarmglocken schrillen. Länder wie Portugal, Frankreich, Russland und Belgien sind die ersten Leidtragenden. Von den „unteren 45“ der UEFA-Fünfjahreswertung erst gar nicht zu sprechen. Umso unfassbarer, dass diese Entscheidungen nicht auf mehr Widerstand stoßen. Das fortschreitende Einzementieren von Macht kann dem Fußball nicht gut tun. Der Fußball, wie der ganze Sport, lebt von den Abwechslungen und Sensationen. Nicht umsonst erfreut sich die Europa League immer größerer Beliebtheit. Es ist nicht immer dieselbe Leier, nicht zum gefühlt dreihundertsten Mal der „Clasico“, sondern dort besiegt dann mal das kleine Östersund auswärts den großen FC Arsenal.

Die UEFA setzt indes weiter auf das große Pferd Champions League und übersieht dabei, dass Sachen irgendwann zur Gewohnheit werden und sich abnutzen. Auch wenn sie früher einmal das Nonplusultra waren. Der Fußball wird aber ohnehin längst nicht mehr im Sinne des Sports entwickelt. Geldgier ist der große Antreiber von UEFA, FIFA und Co. Der Fußball ist für die Verbände nur mehr Mittel zum Zweck, sprich zu mehr Geld und Macht.

Was kann der gemeine Fan, für den es aber mitunter die schönste Nebensache der Welt ist, dagegen tun? Die beste Form des Protests haben die Fans in Dortmund erst diesen Montag gezeigt. Vom Match fernbleiben bzw. den Fernseher nicht einschalten. Vielleicht führt es dann irgendwann einmal zur Einsicht, dass die kleinen Nationen und Vereine genauso wichtig sind. Zumindest wichtiger als irgendwelche Verkaufszahlen in Asien. 

Es stellt sich auch die Frage wie gewichtig das Wort von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin ist. Bei seiner Wahl im September 2016 hat sich der Slowene gegen die geplante Reform und für das Stärken der kleinen Nationen ausgesprochen. Die verkalkten Strukturen dürften sich im europäischen Fußballverband aber schon zu sehr festgefahren haben. Dies lässt sich auch an der fehlenden Empörung der leidtragenden Länder jenseits der Top vier erkennen. Und diese Resignation ist beinahe das Schockierendste an der aktuellen Entwicklung.

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Sebastian Sohm

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Sebastian SOHM
(Redakteur, Nachwuchsfußball)

Bei 12terMann seit: 09/2015

M: sebastian.sohm@12termann.at

 

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