Katharina Naschenweng – „Eindrücke, die man in der Form nie wieder erleben wird“
Bei der UEFA Women’s EURO 2017 in den Niederlanden kam die 19-Jährige [spielerprofil spieler=“Katharina Naschenweng“] kein einziges Mal für das österreichische Frauen-Nationalteam zum Einsatz. Dennoch zählt die Mittelfeldspielerin des SK Sturm Graz seit letztem Jahr zum Stammkader des ÖFB-Teams. Bereits in jungen Jahren debütierte die Kärntnerin für die Mannschaft von Teamchef Dominik Thalhammer. Was uns die junge neunfache Teamspielerin im Interview erzählt hat, könnt ihr hier unten lesen.
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Schönen guten Abend, Katharina. Vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit für 12terMann bzw. 12teFrau genommen hast. Wir freuen uns darauf mehr über dich zu erfahren.
Wie geht es dir nach der bitteren 0:4-Niederlage des Frauen-Nationalteams in der WM-Qualifikation gegen Spanien? Hast du die Niederlage bereits gut verdaut?
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube schon, dass es über die Tage seine Zeit gebraucht hat. Wir haben uns natürlich auch mehr erhofft und uns eigentlich gut vorbereitet. Wir haben uns einfach etwas ganz anderes erwartet. Aber dass es so ausgeht, von dem sind wir natürlich gar nicht ausgegangen. Aber man kann nichts dagegen machen, wir müssen jetzt wieder auf die nächsten Spiele aufbauen und uns auf diese gut vorbereiten. Es ist noch nichts verloren, also von dem her einfach positiv bleiben und den Kopf oben behalten.
Warum habt ihr gegen die starken Spanierinnen nicht ins Spiel gefunden?
Sie waren ziemlich gut auf uns eingestellt. Wir wollten wieder unsere Chip-Bälle spielen, schnell nach vorne kombinieren und hinten sicher stehen. Die Spanierinnen haben sich richtig gut auf das Spiel vorbereitet, auch auf unsere Standards, wirklich auf alles. Es ist uns schwer gefallen ins Spiel zu kommen und sie waren natürlich auch technisch richtig stark. Ihnen ist auch alles aufgegangen an diesem Tag und so wurde es immer schwieriger ins Spiel zu finden. Der frühe Rückstand hat es uns dann auch schwieriger gemacht.
Nach drei Spielen habt ihr nun sechs Punkte auf dem Konto und liegt drei Zähler hinter Spanien. Wie rechnet ihr euch eure Chancen auf eine erfolgreiche Quali aus?
Wie vorhin erwähnt müssen wir einfach positiv bleiben und von Spiel zu Spiel denken. Wir wollen die nächsten Spiele freilich noch gewinnen, aber wir müssen noch viel dafür arbeiten. Wir wollen positiv denken und uns von der Niederlage gegen Spanien nicht unterkriegen lassen. Wir versuchen weiterhin alles zu geben und die nächsten Spiele für uns zu entscheiden.
Es waren Eindrücke, die man in der Form nie wieder erleben wird.
Du standst ja bei der UEFA Women’s EURO in diesem Jahr im Kader des Nationalteams, das sensationell das Halbfinale erreichte. Welche Erinnerungen nimmst du persönlich mit von dieser Reise?
Ich bin ja leider zu keinen Einsatzzeiten gekommen. Das spielt für mich aber dennoch keine große Rolle. Natürlich hätte ich gerne gespielt, aber auch was ich so miterleben durfte, war ein Wahnsinn und einmalig. Ich war sehr froh und stolz, dass ich mitfahren durfte. Es waren Eindrücke, die man in der Form nie wieder erleben wird.
Was war euer Erfolgsrezept für das höchst erfreuliche Abschneiden bei der Europameisterschaft in den Niederlanden?
Ich denke es war unser Zusammenhalt innerhalb des Teams und jede Spielerin alles für die anderen gegeben hat. Wir waren offen für alles und haben sehr viele neue Dinge erlernt. Das haben wir dann auch richtig gut am Platz umgesetzt. Das Rezept war einfach, dass wir Wir geblieben sind. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und sind als Team aufgetreten.
Gibt es eine oder mehrere Spielerinnen im Nationalteam, die dir als Vorbild dienen und von denen du dir einiges abschauen kannst?
Gute Frage, ich schätze es sind mehrere, eigentlich alle Spielerinnen. Ich habe nicht wirklich ein richtiges Vorbild. Man kann sich von jeder Spielerin eine Scheibe abschneiden und sich an deren gebotenen Leistungen orientieren. Als junge Spielerin kann man sich von jeder einzelnen Spielerin etwas abschauen.
Der Frauenfußball in Österreich hat im letzten Jahr einen enormen Aufschwung erlebt. Spürt ihr diesen Aufbruch auch innerhalb der Liga und im Nationalteam?
Im Nationalteam ist das Interesse von den Medien und auch generell sehr gestiegen. Man merkt, dass beim Training viel mehr Leute zusehen und es sprechen einen auch mehr Leute an. Im Verein selber finde ich nicht, dass es so einen großen Unterschied ausmacht. Wir haben noch immer ungefähr dieselben Zuschauerzahlen. Man bekommt diesen Aufschwung also nur im Nationalteam mit, eher weniger im Verein.
Was könnte man deiner Meinung nach seitens der Vereine, der Medien und des ÖFB machen, damit die Bundesliga attraktiver wird?
Es hat viel mit der Qualität mit der Liga zu tun. Es gibt ein paar Mannschaften, bei denen man sagen kann, dass da Qualität dahinter steckt. Aber ich glaube, dass der Rest einfach viel mehr Unterstützung braucht. Es muss natürlich auch viel mehr Werbung für den Frauenfußball gemacht werden innerhalb der Liga.
Du hast bereits neun Länderspiele in den Beinen und dein Debüt mit erst 18 Jahren gegeben. Hättest du je damit gerechnet so jung schon Nationalspielerin zu werden?
Ich bin ja nach St. Pölten zum Nationalen Zentrum für Frauenfußball gegangen und davor war es schon mein Ziel, dass ich es ins Nationalteam schaffe. Dass es dann mit 18 Jahren soweit ist, damit hätte ich natürlich nicht gerechnet. Aber umso stolzer bin ich und umso mehr freut es mich, dass ich beim ÖFB-Team dabei sein kann.
Wie bist du überhaupt zum Fußball gekommen? Gab es besondere Erlebnisse, die dich zu diesem Sport geführt haben?
Eigentlich bin ich durch meine Eltern zum Fußball gekommen. Mein Vater hat früher auch Fußball gespielt. So bin ich damit aufgewachsen am Fußballplatz zu sein und das hat sich dann mit der Zeit einfach so ergeben.
…ich bin sehr froh, dass ich den Schritt nach Graz gewagt habe.
Du kommst ja aus Spittal an der Drau und hast dort zunächst bei den Carinthians Soccer Woman gespielt. Wie bist du im Jahr 2015 zum SK Sturm gekommen?
Ich war damals bei den Carinthians, die zunächst in St. Veit an der Glan stationiert waren. Dort habe ich auch in der Bundesliga gespielt. Wir sind dann abgestiegen und standen eine Saison später wieder vor dem Wiederaufstieg. Ich wollte aber dennoch einen Tapetenwechsel vollziehen und nach Graz gehen. Mich hat es hier wirklich angesprochen und ich bin sehr froh, dass ich den Schritt nach Graz gewagt habe.
Was hast du bislang in deiner Zeit bei den ‚Blackies‘ mitnehmen können? Welche Erlebnisse sind dir in Erinnerung geblieben und wie siehst du deine bisherige persönliche Entwicklung in Graz?
Ein besonderes Erlebnis war natürlich die UEFA Women’s Champions League gegen den FC Zürich. Da haben wir uns zum ersten Mal für diesen Wettbewerb qualifiziert, darauf waren wir sehr stolz und haben uns auch sehr darüber gefreut. Es ist damals leider nicht so ausgegangen wie wir uns das erhofft hatten, aber es war auf jeden Fall eine Champions-League-Erfahrung mehr, auf die man zurückblicken kann. In Zypern spielten wir heuer in der Champions-League-Qualifikation. Es hat leider auch hier nicht zum Weiterkommen geklappt, aber es war trotzdem ein cooles Erlebnis. Von solchen Erlebnissen kann man nur lernen und auch persönlich wachsen.
Nach der Hinrunde liegt ihr derzeit in der Bundesliga auf dem dritten Rang, Titelverteidiger St. Pölten dürfte heuer wieder nicht einholbar sein. Was ist euer Ziel für diese Saison?
Das Ziel war von Anfang an unter den ersten Drei zu landen. Wir sind nicht so gut in die Saison gestartet, sind dann aber immer besser in Fahrt gekommen und haben gute Spiele absolviert. Das Ziel für die restliche Saison ist es näher an den SKN zu kommen und vielleicht auch den zweiten Platz zu fixieren.
Was sind deine weiteren sportlichen Ziele? Was möchtest du persönlich in den nächsten Jahren erreichen?
Auf jeden Fall möchte ich den Platz im Nationalteam weiterhin behalten, da möchte ich unbedingt standhalten und im Team bleiben. Natürlich will ich dann auch irgendwann ins Ausland gehen oder versuchen mich woanders weiter zu entwickeln.
Welche Liga im Ausland würde dich reizen?
Für mich wäre klarerweise die deutsche Bundesliga sehr interessant. Aber auch von England wäre ich nicht abgeneigt. Ich bin eigentlich für alles offen, mal sehen was die nächsten Jahre auf mich zukommt.
Bevor man urteilt, soll man sich jedoch ein Bild darüber machen…
Wir können uns relativ wenig vorstellen wie das Leben einer Fußballerin finanziell aussieht. Kannst du vom Fußball leben, oder musst du einer weiteren Tätigkeit nachgehen? Musst du schon jetzt für die Zeit nach der aktiven Karriere denken?
Ja, auf jeden Fall mache ich mir jetzt schon meine Gedanken. Ich habe im Sommer die Matura fertig gemacht und habe nebenbei immer Fußball gespielt. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass ich die Schule abgeschlossen habe. Natürlich schaue ich, dass ich nebenbei noch eine Ausbildung mache. So wie es jetzt ist, kann ich nicht vom Fußball leben. Deswegen schaue ich auch, dass ich eine gute Ausbildung mache, damit ich nach dem Fußball auch ein zweites Standbein habe. Ich werde Sport- und Eventmanagement zu studieren anfangen.
Die Vorurteile gegenüber dem Frauenfußball sind ja eigentlich immer mehr im Verschwinden. Wie gehst du damit um, wenn dennoch unpassende Aussagen und Kommentare fallen, oder ist dieses Thema nicht mehr der Rede wert?
Ich finde die Vorurteile sind immer weniger geworden, natürlich auch durch die Europameisterschaft. Viele Leute haben gesehen, dass Frauen auch Fußball spielen können und dass man sie sich auch vor dem Fernsehgerät ansehen kann. Wenn manchmal auffällige Kommentare fallen, dann soll es so sein. Jeder hat seine eigene Meinung, jeder hat das Recht das zu denken was er will. Bevor man urteilt, soll man sich jedoch ein Bild darüber machen und dann kann man immer seine Meinung dazu äußern.
Katharina, ich danke dir im Namen der gesamten Redaktion für dieses Gespräch und wünsche dir in Zukunft weiterhin alles Gute und viel Erfolg, sowohl beruflich als auch privat.
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