UEFA Champions League

Positions-Frust bei Sabitzer nach CL-Auftaktsieg in Brügge

Den ersten Auftritt von Borussia Dortmund in der reformierten Champions League konnten die Deutschen für sich entscheiden. Beim 3:0-Auswärtserfolg in Belgien entschieden die Schwarz-Gelben das Spiel gegen Brügge spät für sich – entscheidender Spieler war dabei der englische Jungstar Jamie Bynoe-Gittens, der den BVB mit einem Doppelpack auf die Siegerstraße führte. Einen unglücklichen Auftritt hatte hingegen Marcel Sabitzer, der das Feld für den späteren Matchwinner nach gut einer Stunde verlassen musste.

Sabitzer: Außenstürmerposition nicht die „ideale Position“

Die Auftaktpartie in der Königsklasse war für Sabitzer nach 68. Spielminuten zu Ende, als er gegen Gittens ausgetauscht wurde. Nach einem unglücklichen Auftritt mit 36 Ballkontakten sowie vier Abschlüssen erschien der ÖFB-Star sichtlich frustriert zum Interview beim Bezahlsender „Sky“. Sabitzer, der gerne das Spiel aus dem Zentrum heraus diktiert, wurde von seinem Trainer beim Gastspiel in der UEFA Champions League auf der Position des Außenstürmers eingesetzt. „Die Sechs ist besser. Es ist so ein anderes Spiel für mich als im Zentrum, nicht die Idealposition“, äußerte sich Sabitzer enttäuscht im Interview bei „Sky“. Trotz der ungeliebten Position zeigte „Sabi“ im Anschluss der Partie eine höchst professionelle Einstellung, denn über die Rolle „entscheidet der Trainer“ und diese respektiere er.

Rückendeckung durch die Vereinsführung

Dass die Stimmung beim BVB auch nach der Entscheidung harmonisch ist, zeigen die Aussagen des Neo-Trainers Nuri Şahin und des Sportchefs Sebastian Kehl. Şahin sieht in dem ÖFB-Spielmacher einen wichtigen Bestandteil des Teams und er steht bei ihm nicht zur Diskussion. Im Spiel gegen Brügge sei es allerdings nötig gewesen, Sabitzer auf die Flügelposition zu stellen, so der Übungsleiter. „Er wird auch noch sehr viele Spiele auf der Sechs machen“, blickte Sahin in die Zukunft.

Sebastian Kehl lobte nach dem Abpfiff die Einstellung des Österreichers. „Ich glaube, Sabi stellt sich zum einen in den Dienst der Mannschaft, zum anderen hat er auf verschiedenen Positionen schon richtig gute Spiele gemacht. Ich finde, er hat auch nicht schlecht gespielt“, erklärte Kehl auf Nachfragen der Journalisten. Weiter zeigt der ehemalige Nationalspieler Deutschlands Verständnis für die Verärgerung nach der Auswechslung. Ihm sei bewusst, dass jeder Spieler gerne über 90 Minuten zum Einsatz kommt, dies aber bei Betrachtung der großen Spielanzahl nicht mehr möglich ist.

Große Konkurrenz im Mittelfeld bei Borussia Dortmund

Sich im Mittelfeld der Borussen festzuspielen wird für Sabitzer aber alles andere als einfach, denn dort herrscht aktuell ein enormer Konkurrenzkampf. Neben Emre Can, der den defensiven Part auf der Dortmunder Sechserposition übernimmt und sich beim Spielaufbau häufig in die Innenverteidigung fallen lässt, kam mit Pascal Groß ein neuer Konkurrent aus der Premier League. Groß absolvierte in der letzten Saison 36 Ligaspiele für Brighton & Hove Albion und überzeugte national sowie international durch sein großes Spielverständnis und seine hervorragende Übersicht. Durch die starken Leistungen schaffte Groß auch den Sprung in die Nationalmannschaft und konnte bei der EM dem Spielder Deutschen seinen Stempel aufdrücken. Der Sechser/Achter-Hybrid hat zudem einen ähnlichen Spielstil wie Sabitzer und ist offensiv, aber auch defensiv flexibel einsetzbar.

Für das offensive Mittelfeld hat der BVB mit Julian Brandt und Giovanni Reyna zwei hochkarätige Alternativen parat. Brandt, der zum Ende der vergangenen Saison immer stärker wurde, schaffte nicht den Sprung auf den EM-Zug, weshalb er sich intensiv auf die neue Spielzeit vorbereiten konnte. Diese Pause schien dem mehrfachen Nationalspieler geholfen zu haben, denn er überzeugte mit seinen Trainingsleistungen und stand in allen drei Bundesligaspielen in der Startelf. Durch die Verletzung von Gio Reyna hat Sabitzer zumindest kurzzeitig einen Konkurrenten weniger, doch der Kampf um einen Stammplatz im Mittelfeld von Borussia Dortmund bleibt für Sabitzer heiß.

Joker Bynoe-Gittens sticht doppelt

Ganz anders sah am Mittwochabend die Situation für Jamie Bynoe-Gittens aus. Der 20-jährige Engländer kam nach gut einer Stunde für Sabitzer in die Partie und schoss sich direkt in die Herzen der BVB-Fans. Nach einem doppelt abgefälschten Schuss brachte er Borussia Dortmund mit 1:0 in Führung. Kurz vor dem Ende sorgte er mit einem sehenswerten Solo und einigen Übersteigern im Strafraum von Brügge für einen Höhepunkt und vollendete eiskalt.

In England wurde der junge Flügelspieler von der Zeitung „Sun“ als „Erbe von Bellingham“ bezeichnet. Bynoe-Gittens wurde nach seinem überragenden Auftritt von englischen Fans in den sozialen Medien als „Retter“ betitelt. In Dortmund scheint man ein Händchen für junge englische Talente zu haben, denn Bynoe-Gittens könnte nach Jadon Sancho und Jude Bellingham bereits der dritte Engländer sein, der bei der Borussia den Durchbruch und den Sprung in die Weltklasse schafft. Seit dieser Woche ist er nach dem ehemaligen Topstar David Trézéguet der zweitjüngste Spieler, der in der Königsklasse nach einer Einwechslung einen Doppelpack erzielen konnte.