Spielbericht: Werder Bremen erkämpft sich einen Punkt gegen Meister Leverkusen
In einem Topspiel, das seines Namens würdig war, kam Xabi Alonsos Elf nicht über ein Remis bei Werder Bremen hinaus. Der Gastgeber darf sich währenddessen über die ersten Heimtore dieser Saison und einen insgesamt verdienten Punktgewinn freuen.
Am Samstagabend kam es zum sogenannten „Topspiel“ der Fußball-Bundesliga zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen. Dabei las sich die Bilanz der beiden Mannschaften gar nicht so fulminant, wie es dieses Prädikat suggeriert. Zwar hatten die Gastgeber ihr letztes Spiel beim VfL Wolfsburg gewonnen (4:2). Jedoch musste man bis in die vorherige Saison zurückblicken, um den letzten Heimsieg, ja sogar den letzten Heimtreffer der Grün-Weißen zu konstatieren. Und auch beim Gegner aus Leverkusen ließ die bisherige Bilanz zu Wünschen übrig. Nach einem enttäuschenden Auftritt unter der Woche in Guingamp beim Fußballzwerg Stade Brest (1:1) und dem vorübergehenden Absturz auf Platz vier der Tabelle, erlebte die Euphorie aus der Vorsaison einen ersten Knick.
Bremen hat die Chancen, Leverkusen trifft
Dementsprechend reagierte Xabi Alonso mit sieben Wechseln im Vergleich zum Champions-League-Spiel. Doch diese zeigten zunächst kaum Wirkung. Bremen war sofort aggressiv und hätte bereits nach zwanzig Sekunden die Führung besorgen können. Jedoch scheiterte Marvin Ducksch mit seinem Flachschuss an Leverkusens Torwart, Lukas Hradecky. Er war es auch, der die nächsten zwei Großchancen besaß. Nach einem Ballgewinn und anschließendem Chippass von Mitchell Weiser war der Nationalspieler frei auf weiter Flur. Jedoch verschätzte er sich bei seinem Versuch eines Lupfers derart, dass der finnische Schlussmann die Kugel nur noch aus der Luft fangen musste (14.). Ähnliches Bild fünf Minuten später: Nach einem Steckpass von Romano Schmid versuchte Ducksch es mit einem Schlenzer, Hradecky war erneut auf dem Posten und parierte (19.).
Nach dieser intensiven Anfangsphase schafften es die Gäste, ihre geliebte Dominanz allmählich herzustellen. Und gleich die erste erfolgreiche Ballstafette war von Erfolg gekrönt. Nach einem starken Zusammenspiel von Xhaka, Wirtz und Frimpong auf der rechten Außenseite, gab letzterer eine starke Hereingabe in die Mitte, wo Boniface sich von Malatini löste und Zetterer keine Chance ließ (30.). Sicherlich ein besonderer Treffer für den Nigerianer, der noch vor wenigen Tagen einen Autounfall erlitt und daraufhin das Spiel in der Bretagne verpasste.
Doch auch in der Folge erarbeitete sich Bayer nichts Zwingendes und so ging es mit dem aus Bremer Sicht unbefriedigenden Fazit in die Pause, dass die Gastgeber die zwingenden Chancen, aber Leverkusen das Tor zu verbuchen hatte. Dies sollte sich in Durchgang zwei ändern.
Ducksch beendet Torlosserie, Bremen charakterstark
Leverkusen und insbesondere Starspieler Florian Wirtz kamen mit neuer Energie aus der Kabine. Nach einem starken Tempodribbling griff Zetterer in höchster Not ein (53.), nur zwei Minuten später parierte letzterer einen Fernschuss von Boniface, der durch eine schnörkellose Aktion Wirtz‘ initiiert wurde. Zehn Minuten später probierte der deutsche Nationalspieler es dann selber. Aus spitzem Winkel und umgeben von mehreren Bremern wurde der Schuss aber zu harmlos, Zetterer vereitelte den Versuch im Nachfassen (62.).
Und die Hausherren? Die schafften es in dieser Phase immer mal wieder durch lange Bälle nach vorne. So vergab Zielspieler Marvin Ducksch erneut per Distanzschuss (67.) bzw. Dropkick (69.) am aufmerksamen Hradecky. Es schien so, als sollten die Bremer ihr erstes Heimtor seit dem letzten Spieltag der Vorsaison nicht zustandebringen können. Doch nach einem gefährlichen Grimaldo-Freistoß (71.) war es dann so weit: Nach einer mehrfach abgefälschten und halb geklärten Flanke von links kam Innenverteidiger Malatini aus zwanzig Metern zur Kugel. Mit einem wunderbaren Chip überspielte er die apathische Leverkusener Hintermannschaft, die nur noch zusehen konnte, wie Marvin Ducksch (wer sonst an diesem Abend?) seinen Kopfball aus linker Position mustergültig ins Tor köpfte (74.). Das Nebelhorn ertönte, das Weserstadion glich einem Tollhaus.
Turbulente Schlussphase wird mit Schmid-Traumtor veredelt
Und doch sollte die Euphorie kurze Zeit später erneuter Enttäuschung weichen. Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich rannte Robert Andrich die Grundlinie herunter. Seine Hereingabe wurde von Patrik Schick nach rechts zu Frimpong verlängert. Dieser brauchte jedoch nicht einzugreifen, da Linksverteidiger Felix Agu vor ihm an die Kugel kam und sie in bester Stürmermanier über Zetterer hinweg ins eigene Tor beförderte. Der bittere, erneute Rückstand für die Gastgeber.
War das die Entscheidung in diesem Topspiel? Zunächst schien es so. Nach einer kurz ausgeführten Ecke wurde der Ball von der Bremer Hintermannschaft ungenügend in den Rückraum geklärt, wo Wirtz lauerte und wuchtig abschloss. Nur der Pfosten stand der vorzeitigen Entscheidung im Wege. So blieb Bremen noch bis zum Schluss in der Partie. Ole Werner reagierte und wechselte viermal und setzte so auf den „Lucky Punch“.
Tatsächlich bot sich eine letzte Chance für den Gastgeber. Nach einem schönen Pass von Derrick Köhn kam Romano Schmid vor der linken Strafraumkante in Aktion. Nach einem Zuspiel zu Justin Njimah drang er in den Sechzehner hinein, wo er den Ball mustergültig zurückgespielt kam. Der Rest grenzte an Weltklasse: Mit einem trockenen Abschluss schweißte der ehemalige Spieler von Sturm Graz und Red Bull Salzburg den Ball oben links ein. Hradecky war machtlos und Bremen hatte tatsächlich den Ausgleich erzielt.
So blieb nur noch die Nachspielzeit und eine dicke Chance vom links vorbeizielenden Florian Wirtz zu überstehen (90+7.). Dann war es geschafft. Bremen holte einen des Kampfes wegen verdienten Punkt, bewies Mentalität und erzielte seine ersten Heimtore. Auf der anderen Seite rückt Leverkusen ins Hintertreffen mit nun fünf Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze.
Für beide Mannschaften geht es jetzt im DFB-Pokal weiter. Bremen wird versuchen, die Euphorie ins Spiel in Paderborn zu übertragen. Leverkusen hat derweil die Pflichtaufgabe Elversberg zu Hause zu bewältigen und muss versuchen, mit einem passenden Ergebnis wieder in die Spur zu finden.