Rest der Welt: Zufriedene Weltenbummler
Die meisten österreichischen Legionäre spielen in Europa, doch auch im Rest der Welt tummeln sich einige Kicker und ein Trainer. Diese entgehen aufgrund des eurozentrierten fußballerischen Fokus häufig der Berichterstattung, doch den allermeisten Auswanderern müsste es ziemlich gut gehen. Es braucht nicht mehr Gründe, im 21. und letzten Teil verabschiedet sich 12terMann.at versöhnlich von der „Großen Pause“.
Photo-Credits: Foolad FC, Maccabi Bnei Reina, Instagram Richard Windbichler
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Auch außerhalb Europas und Amerikas wird Fußball gespielt und auch Österreicher mischen hie und da eifrig mit. Über den gesamten asiatischen Kontinent sind Legionäre verteilt, während ein Trainer heuer bereits in zwei nordafrikanischen Ländern trainierte, darunter in seinem Heimatland.
Windbichler und Zulj in China gesetzt
Die höchste Spielklasse in China entwickelte gegen Ende der 2010er Jahre für kurze Zeit schlagartig den Ruf als eine der spendabelsten Ligen der Welt. Alternde Top-Spieler verschlug es ins Land des autokratischen Lächelns, aber auch Spieler auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren wie Alex Teixeira, Oscar oder Yannick Ferreira Carrasco konnten angeworben werden. Doch die Zahlungen reicher Investoren in die Klubs rentierten sich nicht, wurden dementsprechend schnell wieder zurückgefahren und die Goldgräberstimmung war vorbei. Einige Spitzenklubs gibt es heute schon nicht mehr oder sie leiden unter großen finanziellen Schwierigkeiten.
[spielerprofil spieler=“Marko Arnautovic“] war im Sommer 2021 einer der letzten dieser Klassespieler, der von Dannen zog. Da China im Fußball aber weit weg davon ist, eine Weltmacht zu sein, ist die Liga auf gute Legionäre angewiesen. Die Klubs schaffen es heute zwar weiterhin ausländische Spieler ins Land zu holen, doch in die höheren Regale können sie nicht mehr greifen. In China spielen mit [spielerprofil spieler=“Richard Windbichler“] und [spielerprofil spieler=“Peter Zulj“] zwei Spieler, die vorher solide Laufbahnen hinlegten und dies auch dort weiterhin tun.
Seit sich Richard Windbichler im Jänner 2017 aus Österreich verabschiedet hat, spielte er vor allem in der östlichen Hemisphäre. Auf eine gute Zeit in Südkorea folgte ein Intermezzo in Dänemark, bevor es über Australien wieder in das Land des K-Pops ging. Nach längerer Vereinslosigkeit holte ihn dann im April 2022 kurz vor Saisonstart der chinesische Aufsteiger Chengdu Rongcheng. Dort war er als Innenverteidiger nahezu die gesamte Spielzeit über gesetzt, die mit Jahresende vorbei ist. Bisher spielte er 27-mal und erzielte ein Tor. Mit dem Klub steht er zwei Spiele vor Saisonschluss auf dem hervorragenden fünften Tabellenrang.
Dass alle vier Aufsteiger der 18 Vereine großen Liga in der oberen Tabellenhälfte stehen und mit Wuhan Three Towns sogar einer aktuell die Tabellenführung inne hat, offenbart den großen Qualitäts- und Bedeutungsverlust dieser Liga. Changchun Yatai gelang im Vorjahr als einziger Aufsteiger ein starker vierter Platz, den sie in diesem Jahr jedoch nicht bestätigen können. Auch der Ende August 2022 ablösefrei verpflichtete Peter Zulj konnte an der Inkonstanz des Klubs nichts ändern. Auf dem 12. Rang liegend haben sie aber zumindest mit dem Abstieg nichts zu tun.
Der elffache Nationalspieler Zulj entschied sich nach Auflösung seines Vertrags beim Basaksehir FK für das Abenteuer Fernost und gegen eine Rückkehr nach Österreich, wo er beim SK Sturm die beste Phase seiner Karriere hatte. Sein Debüt konnte er jedoch aufgrund einer Verletzung erst zwei Monate später geben, seitdem ist er im Mittelfeld des Klubs jedoch gesetzt und konnte in zehn Ligaspielen fünf Scorerpunkte (ein Tor, vier Vorlagen) sammeln.
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Spendlhofer wieder im Aufwind
Einen weiteren Ex-Sturm-Kicker verschlug es im Sommer hinaus aus Europa, zumindest geografisch. [spielerprofil spieler=“Lukas Spendlhofer“] wechselte nach einer durchwachsenen und verletzungsgebeutelten Zeit in Italien bei Zweitligist Ascoli Calcio im Sommer 2022 nach Israel. Nachdem er bereits in der Rückrunde 2020/21 auf Leihbasis bei Ihud Bnei Sachnin spielte, schloss er sich nun fest dem Ligakonkurrenten Maccabi Bnei Reineh an. Klubs aus der Ligat ha‘Al sorgen wie das israelische Nationalteam international immer wieder für Aufsehen.
Von internationalen Nächten ist Aufsteiger Bnei Sachnin jedoch noch weit entfernt, immerhin zählt Spendlhofer dort zum Stammpersonal. Der 29-jährige Innenverteidiger stand in allen 14 Ligaspielen in der Startformation und konnte mit dem Abstiegskandidaten unter anderem gegen Champions-League-Teilnehmer Maccabi Haifa und Ex-Klub Bnei Reineh einen überraschenden Sieg erringen. Somit steht der Klub aktuell auf Tabellenplatz 12 und einen Rang sowie Punkt über dem Strich.
Petrovic in Japan geschätzt
Spendlhofer und Zulj sind gewiss keine Sturm-Legenden, Michael „Mischa“ Petrovic hat sich diesen Status bei den Grazern während seiner aktiven Spielerkarriere in den Späten 80ern und Frühen 90ern und anschließend als Trainer in den 2000ern erarbeitet. Der gebürtige Jugoslawe hat seit 1989 die österreichische Staatsbürgerschaft und trainierte nach nach seinem Karriereende in der Oststeiermark, Slowenien und von 2003 bis 2006 für drei Jahre den SK Sturm in schwierigsten Zeiten.
Anschließend ging er nach Japan, wo er seitdem bei drei Vereinen tätig war und überall erfolgreich war. Nach Sanfrecce Hiroshima und den Urawa Red Diamonds ist er seit Februar 2018 Cheftrainer beim Erstligisten Hokkaido Consadole Sapporo. Mit diesem klassierte sich der 65-jährige Petrovic auch heuer wieder im Tabellenmittelfeld und erreichte das dritte Mal den 10. Platz. Mit dem inzwischen 43-jährigen Shinji Ono hat er auch besondere Hilfe im Kader. Der ehemalige Feyenoord– und Bochum-Kicker kam heuer jedoch nur in einem Spiel zum Einsatz.
Knett spielt im kriselnden Iran
Wie Japan nahm auch der Iran heuer an der Weltmeisterschaft teil. Die angespannte politische Situation im Land schwappte auch auf die internationale Fußballbühne über. Das „Team Melli“ konnte aber trotz des Vorrunden-Aus einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Top-Spieler des Teams um Sturmtank Mehdi Taremi verdienen ihr Geld allesamt in Europa, die Teams der heimischen Liga haben aber viele Anhänger und stecken viele Ressourcen in die Talenteentwicklung.
Sonderliche Entwicklung braucht ein erfahrener Torhüter wie [spielerprofil spieler=“Christopher Knett“] bestimmt nicht mehr. Der heute 32-jährige Wiener und langjährige Lustenau-Schlussmann wagte im September 2021 den Schritt aus Griechenland in das große Land. Nach einem Jahr bei Sepahan Isfahan spielt er seit Juli diesen Jahres beim Foolad FC aus der Millionenstadt Ahvaz. Dort absolvierte er bisher alle 12 Ligaspiele und blieb in sechs ohne Gegentreffer. Die von Spieler-Legende Javad Nekounam trainierte Truppe steht aktuell auf Platz 10 in der 16 Mannschaften großen Persian Gulf Pro League.
Chabbi mit El Jadida im Mittelfeld
Tunesien, das Heimatland von Lassaad Chabbi, konnte heuer bei der Weltmeisterschaft trotz mangelnder Erfahrung überzeugen. Trotz eines Sieges gegen den späteren Vizeweltmeister Frankreich kam die Mannschaft dennoch nicht aus der Gruppenphase hinaus. Im krassen Gegensatz dazu gelang Marokko ein fast märchenhafter Sturm ins Halbfinale. In einer Gruppe mit Belgien, Kanada und Kroatien blieb die Truppe von Walid Regragui ungeschlagen. Als nächstes zerbrachen Spanien und Portugal an der disziplinierten Defensive, doch Frankreich war den Marokkanern dann doch eine Nummer zu groß.
Chabbi ist in Österreich bekannt von seinen Engagements bei Austria Lustenau und der SV Ried, wo Sohnemann Seifedin noch immer unter Vertrag steht. Seit 2019 trainiert er Teams in Nordafrika. Nach seinem Aus beim tunesischen Étoile Sportive du Sahel im Mai 2022 ist er seit diesem Juli wieder in Marokko bei Difaâ Hassani El Jadidi tätig, wo er davor schon beim Spitzenklub Raja CA in Casablanca unter Vertrag war. In der marokkanischen Botola wurden in dieser Saison erst acht Spiele ausgetragen. Der Verein aus El Jadida gewann zwei, spielte vier Unentschieden und verlor zwei.