Österreichische Bundesliga

ANALYSE: Warum Red Bull Salzburg ohne Koita und Camara nur halb so gut ist

Am Donnerstag hat es auch die breite Öffentlichkeit erfahren: Die Disziplinarkommission der UEFA hat die Entscheidung getroffen, Sekou Koita und Mohamed Camara mit sofortiger Wirkung für drei Monate für alle nationalen sowie internationalen Bewerbe zu sperren. Mit der Mannschaft wurde laut Cheftrainer Jesse Marsch bereits vergangenen Sonntag über eine mögliche Sperre der beiden Malier gesprochen. Die genauen Details von der UEFA gab es erst am Mittwochabend – und seit Mittwoch gilt auch die Sperre.

Darüber hinaus ist besonders bitter, dass die beiden aufgrund der Sperre auch nicht am Mannschaftstraining teilnehmen dürfen, wobei noch geklärt wird, wie lange sich Koita und Camara in dieser Hinsicht noch gedulden müssen.

[werbung_block1]

Eines steht jedoch fest: Die beiden Malier werden den Salzburgern in den nächsten drei Monaten fehlen. Vor dem Spiel gegen Rapid sprach [spielerprofil spieler=“Zlatko Junuzovic“] in Bezug auf die Sperre der beiden Stammspieler von einem herben Verlust für diese Saison.

Den Salzburgern wird vor allem die Sperre von Sekou Koita wehtun. Der 21-jährige Malier spielte, wie so viele junge Talente in Salzburg, zuerst beim FC Liefering. Mit einer anschließenden Leihe zum WAC sammelte er erste Erfahrungen in Österreichs höchster Spielklasse. Doch erst in der aktuellen Saison scheint der Knoten beim 1,73 Meter großen Stürmer endgültig geplatzt zu sein. Mit 14 Toren in 16 Bundesligaspielen ist eigentlich schon alles gesagt. Interessanter ist da vielleicht ein anderer Wert: Pro Bundesliga-Tor braucht der Angreifer im Durschnitt nur 60 Minuten. Ein gewisser Erling Haaland brauchte bei den Mozartstädtern in seiner Halbsaison von Sommer bis Winter 2019 rund 61 Minuten pro Treffer.

Koita besticht vor allem mit seiner Schnelligkeit und Explosivität. Kommt er einmal ins Laufen, ist er nur schwer zu stoppen. Natürlich hat er auch gerne den Ball am Fuß, wobei man hierbei anmerken kann, dass er im Dribbling teilweise noch zu „unsauber“ agiert. Des Weiteren ist er im Angriff variabel einsetzbar. Er startet gerne aus dem Zentrum in die Tiefe oder geht auf dem Flügel ins eins gegen eins.

Was die Sperre noch bitterer macht: Aktuell scheinen die anderen Offensivkräfte der Bullen nicht in Top-Form zu sein. Patson Daka trifft zwar in der Liga wie am Schnürchen, gegen Villarreal konnte der junge Sambier jedoch keine Akzente setzen. Mergim Berisha kam erst kürzlich von einer Knöchelverletzung zurück und schien gegen die Spanier auch noch nicht auf 100 Prozent zu sein. Karim Adeyemi ist zwar schon länger Bestandteil der Mannschaft, er scort jedoch noch zu unregelmäßig. Sein letztes Bundesligator erzielte der Deutsche vergangenen November beim Auswärtssieg gegen St. Pölten, wobei man anmerken muss, dass er erst 19 Jahre alt ist. Aus diesem Grund darf man auch von den anderen jungen Offensivakteuren, Brenden Aaronson und Luka Sučić, keine Wunderdinge erwarten.

[werbung_block2]

Aber kommen wir zu Mohamed Camara, dessen Ausfall mindestens ein ähnlich großes Loch hinterlassen wird. Der junge Mittelfeldspieler wurde ebenfalls über den FC Liefering aufgebaut und schnupperte beim TSV Hartberg erstmals Erstliga-Luft. In der aktuellen Bundesligasaison hält der 21-Jährige bei 14 Einsätzen. Zudem ist er, nach Enock Mwepu, der Mittelfeldspieler mit den meisten Einsatzminuten in der Saison 2020/21.

Auch er ist, ähnlich wie Sekou Koita, ein verhältnismäßig kleiner Spieler. Seine geringe Größe kommt ihm jedoch zugute. Da sein Körperschwerpunkt tiefer liegt, kann er den Ball sehr gut abschirmen und sich rasch um die eigene Achse drehen. Eine weitere Stärke: Er antizipiert sehr schnell, wie er sich aus einer Drucksituation befreien kann. Gelingt ihm dies nicht, versucht er geschickt ein Foul zu ziehen – mit Erfolg: Laut der Statistikseite „FBref“ ist er meistgefoulte Spieler in der Bundesliga.

Er ist jedoch nicht nur in Zweikämpfen und im Abfangen von Bällen einer der besten im Team. Camara, der von Mitspieler Junuzovic bereits „der Krieger“ getauft wurde, hat darüber hinaus eine gute Übersicht und einen feinen rechten Fuß, der ihm bei Spielverlagerungen hilft. Außerdem hält er als eher defensiverer Mittelfeldspieler das Zentrum des Meisters zusammen und ist als abkippender Sechser zwischen die Innenverteidiger auch fürs Aufbauspiel wichtig. Trotz seines jungen Alters übernimmt er bereits eine Führungsrolle und kann am Platz schon einmal lauter werden.

Quantitativ ist das Salzburger Mittelfeld zwar gut besetzt. Doch Antoine Bernede, der am ehesten als Ersatz für Camara in Frage kommt, musste in Salzburg bereits zwei Schienbeinbrüche auskurieren, weshalb er noch nicht auf Top-Niveau spielt. Der junge [spielerprofil spieler=“Nicolas Seiwald“], der ebenfalls im zentralen Mittelfeld spielt, kam unter Marsch noch nicht wirklich zum Zug.

12terMann-Talent-Watch: Nicolas Seiwald (FC Red Bull Salzburg)

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Sperren von Sekou Koita und Mohamed Camara den Salzburgern auf jeden Fall wehtun. Mit den beiden Maliern fallen zwei wichtige Stützen und Erfolgsfaktoren weg, die ein Loch hinterlassen werden – vor allem mit Blick auf die Europa League. Es lässt sich nur spekulieren, was ohne den Ausfall der beiden im Hinspiel gegen Villarreal möglich gewesen wäre. Doch auch im Hinblick auf die Liga – das täglich Brot – sind die Ausfälle nicht ganz so leicht verkraftbar. Es wird sich weisen, wie sich das Team von Jesse Marsch ohne die beiden Leistungsträger schlägt.