Ligareform: Das Sorgenkind 2. Liga
Erwartet uns eine Mehrklassengesellschaft?
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Die kommende Saison in der neuen zweiten Liga ist für viele Vereine ein Unsicherheitsfaktor. Vier Amateurteams von Bundesligisten, kleinere Teams, die nicht auf Profibetrieb umgestellt haben und ein Aufsteiger aus der Regionalliga West, der Achter geworden ist, könnten für ein sportliches und finanzielles Gefälle sorgen, das alles andere als positive Folgen für die Zukunft der 2. Liga haben könnte. Wie 12terMann.at bereits im Jänner berichtet hat, war nicht einmal sicher, ob sich genug Aufsteiger finden werden. Das ist gelungen – wenn auch nur mit viel Mühe.
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Kein Absteiger aus der heurigen Ersten Liga, vier Aufsteiger aus der Regionalliga Mitte – obwohl nur maximal drei Aufsteiger pro Regionalliga vorgesehen waren – und der Achte der Regionalliga West, der aufsteigt. Diese Notlösungen führten am Ende dazu, dass in der neuen 2. Liga doch noch wie geplant 16 Teams spielen werden. Das könnte auf alle Fälle ein sportliches Leistungsgefälle zur Folge haben. Die zweite Mannschaft von Wacker Innsbruck hat streng genommen eigentlich sportlich den Aufstieg nicht verdient. Die Tiroler haben in der Regionalliga West fast um 30 (!) Punkte weniger als der Meister Anif, der wie alle anderen sieben vor Wacker platzierten Mannschaften auf einen Aufstieg verzichtet.
Finanzielles und sportliches Leistungsgefälle?
In der neuen Halbprofiliga erwartet man bei Aufsteiger SKU Ertl Glas Amstetten sowohl sportlich als auch organisatorisch eine große Aufgabe. Das kommende Jahr wird zur finanziellen Herausforderung – nicht zuletzt deswegen, weil die Finanzierung der Vereine durch den neuen TV-Vertrag (60 Live-Spiele bei laola1.at und ORF Sport + im Free-TV Anm.) keine Veränderung gebracht hat. Insgesamt muss man hier bei der Einnahmen-Planung den Wert null veranschlagen, heißt es aus Amstetten. „Finanzielle Probleme werden ein Dauerthema sein. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen wird die ganze Liga auf diesem Gebiet schwer kämpfen müssen“, ließ der Pressesprecher des SKU, Gernot Aichinger, gegenüber 12terMann.at wissen.
Als große Unbekannte stellt sich seiner Meinung auch das eventuelle Leistungsgefälle in der neuen 2. Liga heraus. Aichinger erwartet eine sportlich starke Liga, in der die etablierten Vereine aufgrund ihrer Erfahrung einen Startvorteil haben werden.
SV Horns General Manager Sönke Niklas sieht das sportliche Leistungsgefälle im Gespräch mit 12terMann.at nicht problematisch. „Das gibt es doch in nahezu jeder Liga“, so Sönke, der aber auch den finanziellen Aspekt in Betracht zieht. „Unsere Befürchtung ist vielmehr, dass die sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu einem Problem werden könnten. Ein zu großes wirtschaftliches, infrastrukturelles und organisatorisches Leistungsgefälle also.“
Hinsichtlich der finanziellen Zukunft von kleineren Vereinen in der neuen 2. Liga erwartet man beim Regionalliga-Mitte-Meister SV Licht Loidl Lafnitz hingegen wenig Probleme. „Wenn der nötige Rückhalt der Bundesliga gegeben ist, sollte es keine finanziellen Probleme geben“, hieß es mit der Hoffnung auf Absicherung durch die Liga aus der Oststeiermark. Die aktuelle Aufstiegsregelung, dass es mangels Aufsteigern aus der Regionalliga West sogar der Achtplatzierte eine Stufe nach oben schafft, ist aus Sicht von Lafnitz „aber sportlich nicht ok“.
Der FAC spielt seit 2014 in der zweithöchsten Spielklasse und möchte in der neuen Liga nichts mit dem Abstieg zu tun haben – ganz im Gegenteil zu den letzten Jahren. Doch die Floridsdorfer können noch nicht abschätzen, in welche Richtung die Liga gehen wird. „Die neue zweite Liga wird mit Sicherheit noch viele Überraschungen mit sich bringen. Grundsätzlich ist es aber schwer abzuschätzen, wie sich die Liga sportlich und wirtschaftlich entwickeln wird. Ein sportliches Leistungsgefälle ist sehr gut möglich, da die vermeintlich großen Clubs der neuen zweiten Liga wohl alles in ihrer Macht stehende tun werden, um möglichst schnell in die Bundesliga aufzusteigen. Dennoch darf man nicht im Vorhinein davon ausgehen, dass die „Großen“ automatisch die ersten Plätze belegen werden und die „Kleinen“ sich ausschließlich um die unteren Plätze duellieren werden“, heißt es in einem Statement gegenüber 12terMann.at.
Der FAC sieht im finanziellen Bereich jedenfalls Verbesserungsbedarf. „Vor allem was die finanzielle Unterstützung der Vereine seitens der Bundesliga angeht, ist die Situation – so wie sie jetzt ist – nicht zufriedenstellend. Da gibt es für die Vereine aktuell große Einbußen im Vergleich zur Saison 2017/18 und eine Nachbesserung in der/den Folgesaison/en wäre äußerst wünschenswert.“
Die neue 2. Liga ist also nicht nur für die kleineren Vereine eine Herausforderung, sondern etwa auch für den FAC. Nach den letzten Jahren ist die Gefahr aber groß, dass die Premieren-Saison von finanziellen Problemen und im Worst-Case sogar von Konkursen und erneut von keinen sportlichen Absteigern begleitet wird. Wirklich abschätzen kann man dies jedoch noch nicht.