Kommentar

#Einwurf: Eine Bierdusche mit Folgen?

„Das gehört in einem engen Stadion dazu“. Diese Aussage stammt von Rapid-Goalie [spielerprofil spieler=“Richard Strebinger“] nach dem Spiel gegen den LASK in der TGW-Arena zu Pasching, in welchem er in Hälfte zwei von den Fans des Heimteams mit Bierduschen bedacht und mit Feuerzeugen beworfen wurde. Eine Aussage die Folgen haben könnte.

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Titelbild-Bildnachweis© SteindyCC-BY-SA-3.0 / Abwandlung

„Solange wir gewinnen, ist mir das egal“ posaunte es der 24-jährige nach dem Erfolg gegen die Oberösterreicher hinaus. Ihm hier in irgendeiner Form eine böse Absicht zu unterstellen wäre vermessen. Seinen Worten („Ich habe sie [Die Feuerzeuge, Anm.] einfach weggeräumt, wenn mich eines getroffen hätte, wäre es vielleicht anders gekommen“) ist zu entnehmen, dass er mit diesem Verhalten schlicht den Sieg seines Teams nicht in Gefahr bringen wollte. Ich habe Strebinger bisher als fairen Sportsmann erlebt und so kann man davon ausgehen, dass er zweifellos in bester Absicht gehandelt hat.

Was der Grün-Weißen Nummer eins in jenem Kontext mutmaßlich nicht bewusst war, ist wie sich seine Darstellung der Ereignisse womöglich auf die öffentliche Wahrnehmung niederschlägt. Denn so gut wie alle reichweitenstarken Medien des Landes haben darüber berichtet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Übergriffe von Fans auf Spieler, Betreuer oder Funktionäre pauschal als gegeben hingenommen werden. Es erweckt den Anschein, als ob Vereine, Verbände, Gremien und Entscheidungsträger ein zu geringes Interesse an einer nachhaltigen Bewusstseinsschaffung hätten.

Meine Damen und Herren – der Fußball ist kein Paralleluniversum mehr! In unserer multimedialen Welt haben derlei Verhaltensweisen oder Aussagen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Gesellschaft. Die (diesbezüglich) vor allem Männer und Frauen auf den Spielfeldern unserer Heimat – und natürlich auch darüber hinaus – sind Vorbilder für (auch eure) Kinder. Sie saugen auf was in den Stadien und rundherum passiert und nehmen daran Beispiel.

Wenn so etwas passiert – und das ist ja beileibe nicht das erste Mal – greifen Medien dies auf und unweigerlich kommt es so zu einer direkten Auswirkung auf die öffentliche Wahrnehmung. Den Medien den schwarzen Peter zuzuschieben, wäre natürlich eine Möglichkeit. Ob sich hierdurch jedoch großartig etwas verändern würde, darf zurecht bezweifelt werden. Manch Medium jedoch zusätzlich zumindest in die Pflicht zu nehmen kann aber durchaus positive Effekte nach sich ziehen. Böse Zungen mögen behaupten, dass es in unseren Breiten einige (Gratis-) Zeitungen gibt, welche durch ihre oft reißerische Rhetorik einer Verbesserung der Situation etwa so zuträglich sind wie einem Ertrinkenden ein Strohhalm.

Vorrangig liegt es nichtsdestoweniger an den angesprochenen Instanzen und vor allem an UNS, jenen die den Fußball lieben und ihn zur schönsten Nebensache der Welt machen, an den entsprechenden Hebeln anzusetzen und langfristig eine Veränderung herbeizuführen. Denn tun sich Fangruppen vorwiegend positiv hervor, so findet dies ebenso sein mediales Echo.

Die Spezies Mensch ist erwiesenermaßen ein von Routinen geleitetes Lebewesen, soll heißen: Auch wenn etwas moralisch nicht korrekt ist, so braucht man es bloß lange genug zu wiederholen, ehe es früher oder später als „normal“ erachtet wird. Ein Beispiel? Man nehme den Wahlkampf von Donald Trump, welcher durch seine „alternativen Fakten“ die öffentliche Meinung solange beeinflusst hat, bis seine Inhalte (vorwiegend in den USA) als glaubhaft und „real“ wahrgenommen wurden. Was aktuell geschieht ist eine Art „Legalisierung“ solch (bedenklichen) Benehmens, die derartige Vorfälle gewissermaßen salonfähig macht.

Es ist jedoch unsagbar wichtig, nicht alle über einen Kamm zu scheren. Es gibt bereits ausreichend hinlänglich bekannte Gegenbeispiele, wie faires Verhalten in und um Stadien aussehen kann. Man denke hierbei etwa an das „Derby of Love “ (Vienna gegen Sportclub) oder an die Fans des irischen Nationalteams, welche vor allem bei der EURO 2016 durch ihr vorbildliches Verhalten für positive Schlagzeilen sorgten. Ein solches Auftreten ist einer jener Punkte, die für einen fairen Umgang unter Fans für die Zukunft maßgebend sein können.

Dazu gehört freilich auch der „positive Support“. Leider ist es ja im heimischen Fußball eher die Regel das eigene Team durch den Gegner herabwürdigende Aktionen zu unterstützen. Aber warum eigentlich? Wie schwer kann es sein „nur“ das eigene Team in seinen Choreografien, Gesängen und Sprechchören zu thematisieren? 

Ich würde mir im Sinne unserer Begeisterung für diesen einzigartigen Sport wünschen, dass alle Beteiligten fair und respektvoll miteinander umgehen. Denn am Ende des Tages sitzen wir doch alle im gleichen Boot. Wir, die wir diesen Sport so lieben, haben es in der Hand etwas zu verändern. In den letzten Jahren hat der Umgang untereinander meines Erachtens kontinuierlich gelitten und es ist unbestritten in unserem Sinne, diesen Trend umzukehren.

Ich kenne keine Mannschaft der Welt die bessere Leistungen erbringt weil ihr Anhang den konkurrierenden Verein verunglimpft und damit anderen Menschen Schmerz zufügt. Das können wir besser, ohne Zweifel.

Damit unsere Leidenschaft nicht Leiden schafft!

Ich verneige mich und danke für Eure Aufmerksamkeit.

Euer

René Dutchy

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