KOMMENTAR: For Football statt For Forest
Seit jeher jagen Fußballer über mal mehr, mal weniger perfekt zurechtgestutztes Grün in Stadien. In Klagenfurt sieht man dies derzeit etwas anders. Statt dem WAC ein würdiges Stadion für die Europa-League-Premiere zu Verfügung zu stellen, beherbergt das Wörtherseestadion 299 Bäume.
Als Warnsignal gegen akutes durch den Klimawandel verursachtes Waldsterben, installierte der Künstler Klaus Littmann sein Kunstprojekt im einstigen Fußballprojekt. Groß war einst die Begeisterung über das neu geschaffene Wörtherseestadion vor der Heimeuropameisterschaft 2008. Ein modernes Stadion mit der Voraussetzung die Bühne für große Jubelschreie zu bieten, lässt derzeit Vogelgezwitscher im Oval verhallen.
Bei allem Verständnis für die gegenwärtige Diskussion um den Klimawandel, verfehlt das Kunstwerk durch die Platzierung aber schlichtweg an Aussagekraft. Kritiker des Projektes werden es nicht weniger absurd ob des noblen Hintergrunds finden, sondern werden vielmehr es als einer gewollten Verdrängung vom Fußball sehen – und zwar durch Bäume. Man könnte von der schlechtesten Auswechslung sprechen, die sich je in einem österreichischen Stadion zugetragen hat. Der Sport verliert durch die Kunst ein Zuhause und muss weichen – welch ein Fehlschuss.
„Wahre“ Kunstkenner würden die Abneigung gegen das Projekt als die Meinung einiger ungebildeten Proletenfans abtun, vergessen jedoch dabei, dass auch Fußball seine künstlerischen Züge aufweist. So hat nämlich auch der Sport um das runde Leder eine gewisse Ästhetik, nicht umsonst versetzt er unzählige Menschen ins Staunen, Lieben, Lachen und manchmal auch ins Weinen. Das Wörtherseestadion hätte die Chance gehabt, zur Galerie für eine allgemein verstandene Kunst zu werden. Der WAC hätte daheim in Kärnten den großen AS Roma zum Duell gebeten. 30.000 Zuseher hätten ihre Kunst am dafür vorgesehenen Ort bestaunen dürfen. Frenetische Fans hätten ihrer liebsten Passion nachgehen können und der Klimaschutz hätte an jenem Ort ausgetragen werden können, wo er es sollte – im Parlament. Und auch wenn „For Forest“ keine Steuergelder verschluckt, so schadet es Bürgern an einer anderen Stelle.
Kunst war und ist jeweils immer die Frage nach der richtigen Betrachtung. Hält man es mit Picasso, der über sein Handwerk einst meinte „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“ könne man vermuten, dass Fußball der bessere Staubwischer ist als knapp 300 Bäume – zumindest für uns.
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