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Interview mit Hermann Stadler und Mario Huemerlehner

Talente, Erziehung und Griechenland

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Herr Stadler sie haben in einem Interview mit laola1.at gesagt: „Leider ist es so, dass die vermeintlich besten Spieler nicht die beste Einstellung haben.“ Ist das wirklich so?

Stadler: Zum Teil ist es wirklich so. Die Besten leben jahrelang vom Schulterklopfen und hören nur wie super sie sind. Das kann man natürlich nicht ganz pauschal sagen. Bei den Besten genügt es oft wenn sie nur 70 Prozent geben und sie sind immer noch besser als die anderen. Wenn der Spieler jedoch ständig an seine Leistungsgrenze gehen würde, könnte er aus sich noch viel mehr machen. Das Paradebeispiel ist für mich David Alaba. Er war gut und hat aber auch die beste Einstellung gehabt und das hat ihn dorthin gebracht, wo er jetzt ist. Wenn du zum David gesagt hast: Mach zehn Sprints, hat er nicht zehn sondern zwölf Sprints gemacht. Andere machen nur acht und das macht den Unterschied aus. Alaba war in den Trainingsspielen immer brennheiß, wenn er verloren hat wollte er solange spielen bis er gewinnt. Diese Einstellung haben eben nicht alle. Leider ist es so, dass den vermeintlich guten Kickern, am meisten auf die Schulter geklopft wird. Ich bezweifle, dass die Schulterklopfer gut für Entwicklung sind.

 „Wenn du zu David Alaba gesagt hast: Mach zehn Sprints, hat er nicht zehn sondern zwölf Sprints gemacht. Das macht den Unterschied aus.“ – Hermann Stadler

Könnt ihr die Einstellung der Spieler als Nationalteamtrainer überhaupt verändern? Ihr seht die Spieler sehr unregelmäßig.

Stadler: Ich weiß nicht, ob man die Einstellung langfristig verändern kann. Bei uns im Team kann man die Einstellung in den Lehrgängen sicher adjustieren. Es gibt eine Linie, die die Spieler akzeptieren müssen, sonst sind sie nicht mehr dabei.

Werner Gregoritsch ist in der Vergangenheit ein bisschen härter ins Gericht gegangen. Er hat 2013 zahlreiche Spieler aus disziplinären Gründen aus dem Kader der U21 gestrichen. Glauben Sie, dass diese Maßnahmen zu hart waren?

Stadler: Das ist von Fall zu Fall verschieden. Jeder Trainer macht das anders. Werner Gregoritsch hat das Fehlverhalten nicht akzeptiert und die Spieler daher aus dem Kader eliminiert. Ich kann nicht sagen, ob das richtig oder falsch war. Jeder Trainer geht seinen eigenen Weg. Aber wenn ein Spieler die Regeln nicht einhält, verdient er es auch nicht im Nationalteam zu sein. Denn die Nationalspieler sind Vorbilder für die Jugend und stehen in der Öffentlichkeit. Sie müssen als positives Beispiel voran gehen. Wenn einer nur Blödsinn im Kopf hat, kann man das nicht tolerieren. Das muss den Nationalteamspielern bewusst sein.

Kommen wir zurück zur kommenden U19-EM in Griechenland. Wie schwierig wird die Aufteilung der Spieler zwischen Ihnen und U20-Teamchef Andreas Heraf? Die U20 nimmt nur wenige Wochen vor der U19-EM an der U20-WM in Neuseeland teil.

Stadler: Das ist immer schwierig. Auf der einen Seite ist es super wenn sich beide qualifizieren, das ist hervorragend für das Image des österreichischen Nachwuchsfußball. Auf der anderen Seite haben wir dann ein Luxusproblem. Uns als Betreuer des U19-Teams tut natürlich jeder Spieler weh, den wir abgeben müssen. Genauso steht aber auch Andreas Heraf zu, die besten Spieler mitzunehmen. Daher müssen wir einen gewissen Kompromiss finden. Ich glaube wir haben da einen gefunden, der für beide Seiten akzeptabel ist. Die U20-WM hat natürlich einen höheren Stellenwert als die U19-EM, trotzdem haben wir eine Lösung gefunden, bei der wir beide eine konkurrenzfähige Mannschaft stellen werden.

Meistens schaffen es nur wenige Spieler aus diesen guten Jahrgängen, eine erfolgreiche Profikarriere hinzulegen. Von der U20-WM 2007 waren das zum Beispiel Prödl, Harnik, Kavlak, Hoffer, Okotie oder Suttner. Viele andere jedoch auch nicht. Welche Spieler der aktuellen U19 haben das Potential für eine gute Profikarriere?

Stadler: Vom 88er-Jahrgang und vom 92er-Jahrgang haben es einige zum A-Team geschafft. Sogar vom 96er-Jahrgang ist Valentino Lazaro bereits bei Marcel Koller dabei. Ich glaube, dass drei bis vier weitere Spieler bei uns das Potential haben, es so weit zu schaffen. Ich möchte die Namen, aus Rücksicht auf die anderen Spieler, nicht nennen. Wenn diese Spieler ihren Weg so weiter gehen und ihr Potential ausschöpfen und auch von Verletzungen verschont bleiben, können diese es zum A-Nationalteam schaffen. Natürlich kann es aber jeder Spieler mit der richtigen Einstellung schaffen.

 

Das Gespräch führten Christoph Eliasch und Martin Hanebeck

 

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Martin Hanebeck

Geboren in Salzburg und aufgewachsen mit der dortigen Austria, nach Wien gezogen und eine Liebe zur hiesigen Austria entwickelt. In Deutschland Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf. Fan von Problemkindern, Fußball ohne Arnautovic, Balotelli, Best, Pepe, Barton, Naumoski oder Ibrahimovic wäre für ihn ungenießbar. Studiert irgendwas mit Umweltschutz und ab Oktober 2014 irgendwas mit Journalismus.