Nationalteam

Adamu und „Gregerl“: Konkurrenzkampf beim SC Freiburg und im Nationalteam

Die Ausgangslage ist klar: Eine Mannschaft, eine Nation, ein Platz – zwei Spieler. Der SC Freiburg startete mit einem einwöchigen Trainingslager in Sotogrande, Spanien, ins neue Kalenderjahr. Mit 28 Spielern reiste der SC-Tross nach Andalusien, um sich auf die Bundesliga-Rückrunde vorzubereiten – mit dabei: Junior Adamu und Michael Gregoritsch. Die beiden ÖFB-Teamspieler und Sturmkollegen verstehen sich privat sehr gut, auf dem Platz sind sie jedoch die größten Konkurrenten. Zwar könnten beide auch als Duo auflaufen, was sie vereinzelt im ÖFB-Team gezeigt haben, doch im bevorzugten 4-2-3-1-System unter Trainer Julian Schuster kann es nur einen Mittelstürmer geben.

Adamu mit Respekt vor Gregoritsch

Der jüngere der beiden Stürmerkonkurrenten startete stark in die Saison, denn bereits nach fünf Spieltagen stand der laufstarke Adamu bei vier Scorerpunkten (2 Tore, 2 Vorlagen). Auch wenn der junge Stürmer danach nicht mehr traf, hielt sein Coach an ihm fest. Schuster, der auf aggressives Pressing, hohes Anlaufen und Ballbesitzfußball setzt, wollte nicht auf den pressingsstarken „Neuner“ verzichten. In seiner aktiven Spielweise unterscheidet er sich stark von seinem ÖFB-Teamkollegen, der eher der klassische Strafraumstürmer ist. Gregoritsch musste zu Beginn der Saison aufgrund einer Verletzung allerdings zuschauen. Doch nach der Tätlichkeit und der roten Karte Adamus gegen Borussia Dortmund hat Gregoritsch die Nase im Duell um den Startplatz vorne.

An Arbeitseinsatz mangelt es bei beiden nicht, denn wenn es um Extraschichten nach dem Mannschaftstraining geht, sind beide Stürmer ganz vorne mit dabei. So auch im Trainingslager zur Vorbereitung auf die Rückrunde. Während die Mannschaftskollegen bereits in den Kabinen verschwunden waren, trainierten beide Angreifer mit ihrem Torhüter Florian Müller ihren Abschluss. Dieses Schusstraining konnte der routinierte Gregoritsch für sich entscheiden, was Adamu neidlos anerkannte. Von Gregerls Abschlussqualitäten und seinem ausgezeichneten Torriecher könne er noch etwas lernen, sagte er im Anschluss an das Training. Für die Rückrunde hat Adamu eines im Blick – mehr Tore zu schießen. „Es fehlen schon noch viele zu meinem Ziel, ich bleibe dran“, zeigt sich der 23-Jährige kämpferisch. In seiner Freundschaft und dem Konkurrenzkampf mit seinem Teamkollegen sieht er nur Vorteile, denn gegenseitig pushen sie sich zu Höchstleistungen.

Adamu vs. Gregoritsch: Die Stärken und Schwächen der beiden Spieler

Ob Adamu oder doch eher Gregoritsch zum Einsatz kommt, dürfte von den Gegnern und der eigenen Herangehensweise abhängig sein. Beide Spieler überzeugen durch unterschiedliche Stärken und Spielstile. Während Gregoritsch der Zielspieler in der Sturmspitze ist, der die Bälle festmachen und weiterverteilen kann, ist Junior Adamu ein athletischer, schneller Dribbelspieler, der die Abwehr im Eins-gegen-Eins aushebeln kann. Die Geschwindigkeit und Agilität ist besonders gegen hochstehende Mannschaften von Vorteil, wenn es für den SC Freiburg darum geht, Umschaltsituationen auszunutzen. Mit seiner Agilität ist er zudem schwer für seine Gegenspieler zu greifen und verschafft sich immer wieder den nötigen Freiraum, um den Ball zu verarbeiten. Im Gegensatz dazu kommt Gregerl über seine körperliche Präsenz und behauptet den Ball in direkten Zweikämpfen. Auf ihn baut Schuster, wenn es gegen tiefstehende Mannschaften geht. Das spricht für das Auftaktduell der Rückrunde gegen Aufsteiger Holstein Kiel für den erfahrenen Stürmer.

Erfahrung kann Gregoritsch am Zenit seiner Karriere logischerweise mehr aufbieten als Adamu, der noch am Beginn seiner Laufbahn steht. Obwohl er noch vergleichsweise jung ist, kommt Adamu dennoch auf 23 Europacup-Einsätze und neun Spiele im ÖFB-Dress. Außerdem verfügt Adamu über großes Entwicklungspotential, was ihn in Zukunft zu einem noch stärkeren Konkurrenten macht. Mit der fehlenden Erfahrung einher kommt jedoch auch die fehlende Ruhe vor dem Tor, was ihn an einer größeren Torausbeute hindert. Der Ex-Salzburger bringt sich durch sein Tempo häufig in gute Abschlusspositionen, vergibt diese dann jedoch leichtfertig. In Sachen Abschlussstärke hat Gregerl wie im Trainingslager demonstriert die Nase vorn. Durch seine Ruhe am Ball und seine Abschlussqualität kommt der Grazer auf eine solide Abschlussquote aus unterschiedlichen Distanzen. Beide haben jedoch ein großes Problem – die Unbeständigkeit. Auf hervorragende Spiele mit Torbeteiligungen, großartiger Passgenauigkeit und Zweikampfstatistik folgen zu häufig schwache, unauffällige Partien.

Beide Spieler überzeugen durch unterschiedliche Stärken und geben ihrem Coach die Möglichkeit, auf Gegner zu reagieren, ohne an Qualität zu verlieren. Der Konkurrenzkampf bleibt besonders für ÖFB-Trainer Ralf Rangnick spannend und intensiv. Im besten Fall hat der Teamchef für die WM-Qualifikation die Qual der Wahl.