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Analyse: Österreich feiert 4:0-Erfolg über Kasachstan

Die österreichische Nationalmannschaft gewann am Donnerstagabend das Heimspiel gegen Kasachstan verdient und souverän mit 4:0. Wir wollen uns ansehen wie der Sieg zustande kam!

Kasachstan überrascht mit Spielanlage

Selbst „Pflichtsiege“ sind im heutigen Fußball bekanntlich nicht mehr so leicht einzufahren und auf „einfache“ Gegner trifft man eher selten. Wenn dann der Außenseiter dann auch noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat, muss man sich erstmal darauf einstellen. Die Kasachen fielen in den letzten Spielen eher mit einer sehr defensiven und bisweilen destruktiven Spielweise auf, bei der man mithilfe einer Fünferkette, auf einen massiven Abwehrverbund setzte und um jeden Preis ohne Gegentor bleiben wollte. Das sollte sich gegen Österreich ändern und die Gäste verfolgten interessanterweise einen wesentlich mutigeren Ansatz. Man „spiegelte“ mehr oder weniger quasi die Formation von Österreich und setzte neben der Viererkette in der Abwehr auf ein klares 4-4-2/4-2-2-2 System.

Doch nicht nur das, man rückte zu Beginn auch recht weit auf und versuchte die Österreicher vorne zuzustellen und ihnen ein Vorwärtskommen zu erschweren. Die beiden Stürmer der Kasachen orientierten sich zunächst an Seiwald und Laimer, indem sie beide in den Deckungsschatten nahmen. Spannend war dabei in weiterer Folge das Anlaufen, denn während man Innenverteidiger Trauner attackierte sobald er den Ball erhielt, ließ man dagegen seinen Partner Lienhart offen und frei gewähren. Damit sollte wohl der Spielaufbau von Trauner weg gelenkt werden hin zum „Rechtsfuß“, der den halblinken Innenverteidiger gab.

Das Mittelfeld dahinter agierte recht kompakt mit engen Abständen, dafür aber gestaffelt. Die zentralen Zonen sollten damit blockiert werden und den Österreichern erschwert werden, ihr vertikales Spiel aufzuziehen. Das kann man beim nächsten Bild gut erahnen:

Österreich im Ballbesitz, Kasachstan formiert sich zu einem 4-4-2/4-2-2-2 mit dem Fokus die mittlere Zone zu verschließen. Die beiden Stürmer und das zentrale Mittelfeld bilden einen „Käfig“ für die gegnerischen Sechser, während die Flügelspieler der Gäste raumorientiert agierten und den Halbraum blockierten, um die Gastgeber nach außen zu drängen.

Wie man sieht, hatte sich der Gegner einige interessante Maßnahmen überlegt und keinen schlechten Matchplan zurechtgelegt, der auch durchaus mutig war. Und dennoch gelang es den Österreichern, in den ersten Minuten sich davon nicht beirren zu lassen und nicht nur in einen Rhythmus zu kommen, sondern auch von Beginn an einen hohen Druck auf den Gegner aufzubauen.

Österreichs diagonaler Weg über die Flügel

Das lag daran, dass die Österreicher die Einladung der Kasachen geradezu annahmen und ihr Spiel statt über das Zentrum und den beiden „Sechsern“, einfach über die eigenen offensiven Außenverteidiger aufbauten. Posch und Prass konnte mit den diagonalen Pässen in die Spitze immer wieder den Weg ins Zentrum und der Doppelspitze finden, die dann mit dem nachstoßenden Mittelfeld „Klatsch-Steil“ Varianten spielten.

Dadurch kam man immer wieder ins letzte Angriffsdrittel und so überrascht es auch nicht, dass Linksverteidiger Prass schon in den ersten zehn Minuten zu mehreren Abschlüssen kam. Die Gäste wurden hier mehrmals auf diese Art und Weise aufgerissen und mussten in weiterer Folge den eigenen Strafraum verteidigen. Man bekam die Situationen zwar dank der Abwehr und des eigenen Torhüters zunächst bereinigt, aber letztlich sollte dann die eigene Naivität die Kasachen ins Verderben führen.

Augenscheinlich war, dass die Gäste durchaus auch spielerische Lösungen finden wollten und gewillt waren, auch unter Druck einen Weg aus dem Pressing der Österreicher zu finden. Nur hat man recht schnell feststellen müssen, dass dieses Pressing von den Mannen von Teamchef Rangnick nicht umsonst international bekannt und geachtet wird, weshalb man in dieser Kategorie weltweit zu den besten Teams zählt. So bestrafte man den Gegner auch prompt in einer der ersten Gegenpressing-Sequenzen, als Seiwald nach einem Ballverlust sofort nachsetzte und den Ball eroberte, den Angreifer Baumgartner aufsammelte und zum 1:0 verwertete. Diese kreierte Drucksituation kann man bei der nächsten Bildsequenz gut erkennen:

Kasachstan mit dem Ballgewinn, der Innenverteidiger unterschätzt die Situation und die Handlungsschnelligkeit von den Österreichern, weshalb er den eigenen Sechser versucht anzuspielen, obwohl Seiwald bereits an diesem klebt. Daher kann Seiwald auch dazwischen gehen und nun haben die Österreicher nach dem Ballgewinn eine Überzahl, die es Baumgartner ermöglicht durchzubrechen und das 1:0 zu erzielen.

Auch mit der Führung im Rücken blieben die Gastgeber auf dem Gaspedal und drückte man auf das 2:0. Es war offensichtlich, dass die Gäste von der Intensität schlicht überfordert und zwar gut eingestellt wurden, aber individuell einfach deutlich unterlegen waren. Das merkte man vor allem im Umschaltspiel, wo die beiden Stürmer gegen Trauner und Lienhart überhaupt kein Land sahen. Dadurch konnten sich die Österreicher erlauben, in der letzten Linie Mann gegen Mann zu spielen und von den eigenen Innenverteidigern viel zu verlangen bzw. ihnen keine Absicherung zu geben, um so nach vorne im Gegenpressing mehr Ressourcen hineinzustecken. Man respektierte schlicht die Offensivqualität der Kasachen nicht.

Man verabsäumte es allerdings, das 2:0 nachzulegen und ließ dabei einige gute Möglichkeiten liegen. In der Schlussphase des ersten Durchgangs schlich sich dann eine Art Schlendrian bei den Österreichern ein. Man spielte die eigene Angriffe nicht mehr sauber zu Ende, leistete sich zunehmend einfache Ballverluste und agierte nicht mehr so „klar“, wie es davor der Fall war. Dadurch kam Kasachstan auch etwas besser in das Spiel hinein und zu Ballgewinnen, was gut für die Moral war, musste man doch davor ständig nachlaufen.

Man klopfte in einigen Sequenzen auch am gegnerischen Tor an und kam zumindest ins letzte Drittel, was zuvor kaum der Fall war. Nach einem Eckball fand man dann auch die erste gute Möglichkeit vor, jedoch konnte der Kopfball gerade noch rechtzeitig geblockt werden, bevor er gefährlich wurde. So blieb es bei der 1:0 Pausenführung und ging es für beide Teams in die Kabine.

Doppelschlag sorgt für Vorentscheidung

Nach dem Wiederanpfiff knüpften die Österreicher prompt dort, wo man über weite Strecken des ersten Durchgangs aufgehört hatte. Man presste die Kasachen nach wie vor hoch an und versuchte sie unter Druck zu setzen. Diese Intensität versuchte man auch im Ballbesitzspiel zu halten und immer wieder den schnellen Weg nach vorne zu suchen. Das war auch von Erfolg gekrönt, konnte man doch gleich in den ersten Minuten mehrere Einschussmöglichkeiten auf das 2:0 kreieren.

Exemplarisch dabei war die Topchance von Angreifer Adamu, der nach einem Zuspiel von Sturmpartner Baumgartner aus spitzem Winkel am gegnerischen Torhüter scheiterte. Die Entstehungsgeschichte war dabei das übliche Angriffsmuster, was man bei der nächsten Bildsequenz gut erahnen kann:

 

Linksverteidiger Prass führt den Ball aus dem Spielaufbau heraus nach vorne und spielt direkt einen anspruchsvollen, aber tollen Diagonalball ins Zentrum, der auch zu Baumgartner durchkommt. Die Österreicher können dadurch plötzlich in Gleichzahl und mit Tempo auf die Abwehrkette des Gegners zulaufen und sich eine tolle Möglichkeit erspielen.

Keine zwei Minuten später war es erneut quasi das gleiche Muster, bei dem Prass auf Baumgartner spielte, dieser direkt den Ball auf Adamu prallen ließ und dieser dann behindert wurde, um nicht sauber zum Abschluss zu kommen. Doch die Kasachen gaben nicht auf und versuchten mit ihrem Mittel irgendwie zum Ausgleich zu kommen. Man hatte auch eine gute Sequenz, wo man sich erstmalig ca. 60 Sekunden in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte und einige unangenehme Hereingaben in den Strafraum beförderte. Das dürfte die Österreicher endgültig wachgerüttelt haben und man machte im Anschluss kurzen Prozess mit den Gästen.

Zunächst war es Lienhart, der nach einer Schmid-Ecke den Ball wuchtig zum 2:0 einköpfen konnte und die Führung damit ausbaute. Keine zwei Minuten später setzte Baumgartner zu einem tollen Sololauf von der Mittelauflage bis zum „Sechszehner“ an, wo er die Übersicht behielt und auf Sabitzer ablegte, der mit einem tollen Abschluss das 3:0 besorgte. Damit war de facto die Vorentscheidung gefallen und man merkte den Kasachen an, dass sie den Glauben und den Mut endgültig verloren.

Dementsprechend entspannt konnten die Österreicher die letzte halbe Stunde angehen, wobei man dennoch kontinuierlich nach vorne spielte und versuchte, weitere Tore zu erzielen. Dies gelang zumindest dem eingewechselten Seidl, der nach einer Arnautovic-Vorlage mit einem schönen Aufsetzer das 4:0 besorgte. Das sollte auch letztlich der Endstand sein und die Österreicher fuhren letztlich einen ungefährdeten Pflichtsieg ein.