Nationalteam

Es ist bereits fünf nach zwölf im österreichischen Nationalteam

Österreich dümpelt nach einer, für österreichische Verhältnisse recht erfolgreichen EM (im Endeffekt wurde das Pflichtprogramm erfüllt), nur wenige Monate später mal wieder im Niemandsfußballland herum. Zwei katastrophale Leistungen führten zu völlig verdienten Niederlagen gegen Israel und Schottland im Zuge der WM-Qualifikation, eine weitere biedere Darstellung zu einem Sieg in Moldawien. Sieben Punkte nach sechs Partien im Zuge der WM-Qualifikation sind eine Bankrotterklärung, ein neuer Ansatz wird dringend benötigt. Franco Foda muss schleunigst hinterfragt werden.

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Nicht mal ansatzweise wurde der Schwung aus der Europameisterschaft mitgenommen, in keinem der drei Spiele sah der Fan jenen Willen und Kampfgeist, der in den Spielen gegen die Ukraine und Italien bei der EM zu sehen war. Vielmehr agierte in sämtlichen Auftritten der letzten Woche ein völlig planloses Team, das in jedes Spiel mit einer anderen Grundausrichtung auf den Platz geschickt wurde. Nebenbei verlor das Nationalteam auch zahlreiche Sympathien, die es sich durch die Auftritte bei der Europameisterschaft erst mühsam zurück erarbeitet hat. Weil, und das sollte nicht vergessen werden, bereits vor der EM gewaltig Feuer am Dach war und lediglich eine Krisensitzung wohl Schlimmeres verhinderte.

Ein Taktikmix für nix

Erinnert sich der heimische Fan an die Europameisterschaft, so wird er sich an ein System zurückerinnern, das dem Team tatsächlich sehr zu Gute kam. Sowohl gegen die Ukraine, zumindest in Halbzeit 1 und gegen Italien wurde ein 4-2-3-1-System praktiziert, dies führte dazu, dass sich die Elf am Rasen entfalten und durchaus aufzeigen konnte.

Zurück in der WM-Qualifikation folgte ein 4-4-2 gegen Moldawien, ein 3-4-3- gegen Israel und siehe da ein 4-2-3-1 gegen Schottland. Drei verschieden Grundsysteme in sieben Tagen, gekoppelte mit einer nicht vorhandenen Abstimmung in der Defensive und Offensive, mündeten wenig überraschend in drei völlig unansehnliche Spiele der fodschen Elf. Erstaunlich allerdings, dass weder der Wechsel auf das 4-2-3-1 in Israel noch das gleiche System gegen Schottland ein ansehnliches Spiel herzauberte. Dies mag möglicherweise dadurch erklärt werden, dass gerade im Spiel gegen Israel plötzlich wirklich niemand mehr wusste, was er jetzt spielen soll. Ein etwaiger Erklärungsversuch für das misslungene Spiel – obwohl im 4-2-3-1-System – gegen Schottland kann eventuell in der spielerischen Herangehensweise gefunden werden, denn hohe Bälle gegen britische Mannschaften haben noch selten zu einem Erfolg geführt.

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Widerspruch von oberster Stelle

Auffallend ist bereits seit längerer Zeit, dass die Elf von Franco Foda gegen tief stehende Gegner tatsächlich schwerwiegende Probleme hat, um in der Offensive auch nur irgendwie gefährlich zu werden. So wurde in den letzten Spielen bereits vehement die Startelfnominierung von [spielerprofil spieler=“Yusuf Demir“] gefordert, allein er durfte nicht. Foda erklärte die Nichtnominierung von Demir mit den Worten, dass er den Barcelona-Kicker nicht auf dem Flügel sehe, sondern der 18-Jährige für ihn eine klassische 9 ½ bzw. 10 sei und der Spieler somit aktuell nicht in das System passe. Gegen Israel und Schottland durfte Demir dann doch noch jeweils kurz vor dem Ende auf das Feld, spielte dabei jedoch erstaunlicherweise am Flügel. Genau auf jener Position, auf der er von Foda nicht gesehen wird. Nicht nur durch solche Aktionen verliert der Teamchef mehr und mehr an Glaubwürdigkeit.

Nach dem Länderspiel gegen Schottland fielen zudem unterschiedliche Wahrnehmungen des Spielgeschehens auf. Gebetsmühlenartig erwähnten sämtliche Spieler vor dem felbschen Mikrophon, dass gegen die Schotten wohl zu oft das Spiel über die Flanken gepaart mit hohen Hereingaben forciert wurde, wiewohl doch der Gegner gerade bei dieser Spielweise schwer zu knacken sei. Franco Foda sah dies erstaunlicherweise anders, erklärte nach dem Spiel, dass man es zu selten über die Seite versucht hätte und fragte erstaunt nach, wo denn das Team bitte mit hohen Bällen in den Strafraum agiert hätte.

Der Karren ist verfahren

Die Leistungen des Nationalteams im Jahr 2021 lassen den Fußballfan mit wenigen Ausnahmen sprachlos zurück. Doch schon zuvor wusste das Team spielerisch unter Foda selten zu überzeugen, immerhin passten da noch die Ergebnisse. Von einem passablen Team, das an guten Tagen viele Länder mehr als ärgern kann, ist über die letzten Jahre eine Mannschaft geworden, die völlig planlos über das grüne Geläuf stolpert. Und das mit einem Kader, der sich durchaus international nicht verstecken muss. Taktische Flexibilität ist durchaus gewünscht, doch es hat den Anschein, als ob kein System wirklich 100% perfektioniert ist und das irre Abändern der Aufstellungsvarianten nicht gerade gute Leistungen fördert. 

Die WM-Qualifikation ist, mehr oder weniger bereits seit der 0:4-Klatsche gegen Dänemark, gelaufen, selbst der zweite Platz mittlerweile nur mehr schwer erreichbar. Einzig das Playoff der Nations League ermöglicht dem Nationalteam noch eine Möglichkeit, an der WM in Katar im kommenden Jahr partizipieren zu können. Im Jahr 2021 bleiben noch vier Qualifikationsspiele übrig – Franco Foda ist gewillt und überzeugt, all diese fünf Partien noch zu absolvieren.

Es sollte jedoch dringend hinterfragt werden, ob eine etwaige Ablöse des Teamchefs, dessen Vertrag Ende November ausläuft, nicht der richtige Schritt wäre, um das Playoff – das ohnehin ein Geschenk ist – im März mit neuem Schwung absolvieren zu können. Denn eine Sache ist offensichtlich, die Entwicklung unter dem aktuellen Teamchef gleicht (nun auch ergebnistechnisch) seit dem Jahr 2021 eher einer Abfahrt auf der Streif – rasant und steil bergab. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, das können auch 1 1/2 passable Auftritte bei der Europameisterschaft nicht kaschieren. Eine Kehrtwende ist nicht mal mit viel Phantasie in Blickweite, zu verfahren ist der Karren. Also, besser jetzt handeln, als die letzten Qualifikationsmöglichkeit im Frühjahr im Zuge des Playoffs zu riskieren, denn Franco Foda ist als Teamchef nicht mehr tragbar.

Christian Semmelrock

 

Christian SEMMELROCK
(Redaktion / Charity)

Bei 12terMann seit: 11/2013

M: christian.semmelrock@12terMann.at

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