EM-Qualifikation / Österreich vs Schweden – unsere Vorschau
Kann man Götter zähmen?
Am Montag startet Österreich in die EM-Qualifikation, der Gegner ist Schweden. Schon in der vergangen WM-Qualifikation traf die Koller-Elf auf die Schweden und scheiterte schlussendlich in Stockholm an selbigen. Ein Spieler war damals der Sargnagel, Zlatan Ibrahimovic legte den Ausgleich perfekt auf und vollstreckte in der Schlussphase selbst. Er selbst bezeichnete sich in einem Interview als Gott, wenn man seine Tore im Internet nachrecherchiert, ist das Wort „Fußballgott“ durchaus nachvollziehbar. Kann man so einen Spieler neutralisieren?
Ausgangslage
Das erste Qualifikationsspiel am Montag dem 8. September gegen die Schweden kann bereits als sehr wichtig tituliert werden. Die schwersten Gegner in Gruppe G sind Russland, Schweden und Montenegro. Vor allem Montenegro wird in der österreichischen Medienlandschaft noch nicht richtig eingeordnet. Gegen Moldawien und Liechtenstein müssen jeweils 6 Punkte her, wenn man sich für Frankreich 2016 qualifizieren möchte. Vor allem mit dem neuen Qualifikations-Modus – auch der Tabellendritte hat die Möglichkeit sich zu qualifizieren – sollte die Europameisterschaft in Reichweite liegen. Das Spiel gegen Schweden darf aber eigentlich nicht verloren gehen, drei Punkte wären ideal – no na.
Keyplayer der Schweden
Ein Name fiel in den vergangen Wochen eindeutig zu häufig. Dass Zlatan Ibrahimovic wieder ein entscheidender Faktor sein könnte, stimmt natürlich. Aber auch rund um Ibrahimovic gibt es einige Spieler, die man tendenziell nennen sollte. Da wäre zum Beispiel der junge Branimir Hrgota, der für Borussia Mönchengladbach stürmt. Der Teamkollege von Martin Stranzl hat diese Saison in fünf Pflichtspielen bereits sieben Mal getroffen. In der Europa League-Qualifikation schoss er Sarajewo fast im Alleingang ab, fünf Tore in zwei Spielen ist seine beachtlich Quote. Aber auch Ola Toivonen, ehemaliger PSV-Stürmer und jetzt Konkurrent von Philipp Hosiner bei Stade Rennes, weiß wo das Tor steht. In der französischen Ligue 1 traf er diese Saison bereits drei Mal für Rennes. Die Verteidiger haben ebenfalls genügend internationale Erfahrung, der Innenverteidiger Andreas Granqvist spielt für FK Krasnodar in Russland. Der linke Aussenverteidiger Martin Olsson verdient sein Geld in England bei Norwich City, Mikael Lustig spielt ebenfalls auf der Insel, er beackert die rechte Seite bei Celtic Glasgow. Im Mittelfeld werden Ekdal, Larsson und Forsberg für Gefahr sorgen. Vor allem Albin Ekdal konnte im Testspiel gegen Estland überzeugen. In Cagliari Calcio ist der offensive Mittelfeldspieler gesetzt. Nabil Bahoui ist ebenfalls gefährlich, der Youngstar wirbelt in der schwedischen Allsvenskan, dort erzielte er für AIK Stockholm in 14 Spielen bereits sieben Tore. Der FC Everton soll diesen Sommer bereits am Talent dran gewesen sein.
Johan Elmander und die Fans
Ob Johan Elmander gegen Österreich Einsatzminuten bekommen wird, darf bezweifelt werden. Die Konkurrenz im Sturm scheint zu groß zu sein. Trotzdem erinnert sich der österreichische Fußball noch an eine Szene in Stockholm. In der Schlussphase gerieten Elmander und Marko Arnautovic aneinander, ersterer dürfte eine äußerst empfindliche Stirn haben. Der Schiedrichter sah ein Tätlichkeit von Arnautovic und schickte ihn vom Feld. Die Szene war nicht entscheidend, trotzdem trägt sie dazu bei, dass die Schweden sich hierzulande derzeit über eher wenig Beliebtheit erfreuen dürfen – zumindest fußballtechnisch. Es ist durchaus denkbar, dass Elmander in Wien musikalisch empfangen wird, einen Walzer werden ihm die Fans im Prater-Oval aber nicht pfeifen.
Revanche für Malmö?
Fünf Spieler vom FC Red Bull Salzburg stehen im Kader von Marcel Koller. Matin Hinteregger, Marcel Sabitzer, Christoph Leitgeb, Stefan Ilsanker und Valentino Lazaro haben derzeit an Schweden keine guten Erinnerungen. Salzburg scheiterte in der Champions League-Qualifikation an Malmö FF. Gegen das Nationalteam aus Schweden wollen sich die Spieler revanchieren. „Für mich ist das 100-prozentig eine Revanche. Das nächste Mal will ich mit einem guten Gefühl nach Schweden fliegen.“, so Martin Hinteregger gegenüber der Tageszeitung Heute. Im Kader der Schweden ist mit Emil Forsberg nur ein Spieler von Malmö.
Luxusproblem in der Innenverteidigung, Baustelle dahinter
Marcel Koller hat in der Innenverteidigung im Moment die Qual der Wahl. Mit Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger, Sebastian Prödl und Kevin Wimmer stehen vier Top-Innenverteidiger im Kader von Österreich. Sebastian Prödl dürfte gesetzt sein, Koller könnte uns aber auch wieder überraschen. In Stockholm setzte er Dragovic im defensiven Mittelfeld als „Kettenhund“ für Ibrahimovic ein. Kevin Wimmer befindet sich in der deutschen Bundesliga in Topform. Auf den Außenbahnen werden höchstwahrscheinlich Florian Klein und Christian Fuchs beginnen.
Die größte Baustelle im Team ist die Torhüter-Position. Ramazan Özcan ist seit Jahren Stammtorhüter beim FC Ingolstadt und bringt konstant starke Leistungen. In vier Spielen musste „Rambo“ nur drei Mal die Kugel aus dem eigenen Eckigen holen. Durchaus denkbar wäre es, dass Özcan am 8. September gegen die Schweden im Tor stehen könnte. Robert Almer hat seit Saisonbeginn einen neuen Verein, in Hannover ist er die neue Nummer zwei. Das elendige Thema Spielpraxis schneiden wir hier nicht an, Almer hat im Team immer gut gespielt und er war mit Sicherheit nicht der Stolperstein in der vergangenen Qualifikation. Heinz Lindner hat wohl die geringsten Chancen auf die Startaufstellung.
Stürmerproblem trifft Mittelfeldkomfort
Die Stürmer-Situation ähnelt der Torwart-Frage. Marc Janko hat mit dem Wechsel nach Australien für Unverständnis gesorgt, viele Fans sagen daher, er habe im Team nichts mehr verloren. Wir sehen das divergent, Janko hat im Team immer für Torgefahr gesorgt und könnte gegen Schweden ebenfalls wieder für ein Tor gut sein. Auch im von uns besuchten Training war es abermals er, der in den Trainingsspielen die meisten Tore erzielte. Sobald er trifft, würden die Kritiker verstummen, auf seinem Blog für das Bulletin äußerte er sich ebenfalls zu dem Thema: „Ich entgegne den Kritikern allerdings gar nichts. Jeder kann seine Meinung haben, aber ich bin für mein Leben verantwortlich.“ Mit Rubin Okotie hat man zudem eine formstarke Alternative im Sturm. Für TSV 1860 München trifft er aktuell regelmäßig und befindet sich seit mehr als einem halben Jahr in Topform. Lukas Hinterseer steht ebenfalls im Kader, letztes Wochenende schoss er sein erstes Saisontor für Ingolstadt.
Im Mittelfeld kann sich Koller personell austoben. Sowohl im defensiven Mittelfeld, als auch in der Offensive kann der Teamchef aus einer Fülle an starken Spielern wählen. Gesetzt ist David Alaba, auch Marko Arnautovic dürfte über die linke Flanke starten. Die Achse Florian Klein – Martin Harnik hat zuletzt bei Stuttgart gut funktioniert, aber auch Zlatko Junuzovic könnte auf dieser Position starten. Im defensiven Mittelfeld hat man mit Julian Baumgartlinger einen Garanten auf pure Aufopferung und mindestens 100 Prozent Kampf und Leidenschaft. Stefan Ilsanker räumt in der Liga ebenfalls alles ab, was Richtung Salzburger Tor strebt. Wir wollen uns nicht festlegen, der Teamchef hat hier mehr Einblick und wir verlassen uns auf den Schweizer.
Erwartungshaltung im Land
Ungewohnt ehrfürchtig wird derzeit in Österreich über das kommende Qualifikations-Spiel diskutiert. Wenige Medien fordern einen klaren Sieg, zu viel Respekt vor Herrn Ibrahimovic & Co sollte man dennoch nicht haben. Natürlich kann Ibrahimovic aus keiner Chance zwei Tore schießen, so ist er halt. Koller wird sich aber eine Überraschung einfallen lassen, es fühlt sich gut an einen Trainer zu haben der Taktik als essentiell ansieht. Dem Team von Marcel Koller ist durchaus zuzutrauen, dass es mindestens ein Tor mehr als die Schweden schießt. Die Stimmung im Team ist seit langer Zeit konstant gut und die Fans vertrauen Koller. Auch die Nicht-Einberufungen von Andreas Ivanschitz, Michael Liendl und Andreas Weimann wurden großteils verstanden, das Vertrauen scheint ungewöhnlich groß zu sein – zumindest für österreichische Verhältnisse. Natürlich wird die Qualifikation für Frankreich gefordert, auch von uns. Das Team ist bereit wie nie zuvor, die Fans lechzen nach einem Großereignis, der neue Qualifikations-Modus spielt uns in die Karten. Österreich ist bei einem guten Verlauf auch der Gruppensieg zuzutrauen, ein Sieg am Montag wäre für dieses Unterfangen aber essentiell.
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