Nationalteam

Redaktionswickel: Ist die neuerliche Kritik an Franco Foda derzeit berechtigt?

Österreich feiert einen Erfolg nach dem nächsten und das nicht etwa im Ski-Sport, sondern im Fußball. Man möge glauben, die so oft mit Niederlagen und Anti-Kick, gescholtene Fan-Seele der heimischen Anhänger ist, ob der jüngsten Erfolge besänftigt. Doch nein, unattraktiver Fußball, gezeichnet durch Doppelsechs und Kollektiv-Pressing erst ab der eigenen Spielhälfte vermiesen den Fans hierzulande die Freude über die Siegesserie. Der Schuldige soll Franco Foda sein. Der langjährige Sturm-Trainer würde Angsthasenfußball in rot-weiß-rot produzieren, heißt es. Unsere Redakteure Tobias Kurakin und Filip Vukoja haben dazu eine unterschiedliche Meinng, erstere verteidigt den Teamchef aufgrund der derzeitigen Situation, Filip hingegen blickt ob der derzeitigen SItuation besorgt in die Zukunft und sieht mit Stand jetzt keine Sternstunden auf das Team zukommen.

[werbung_block1]

Na gut, zum einen sei hier festzuhalten, Hochgeschwindigkeits-Fußball wurde Franco Foda zuletzt vor 13 Jahren mit einer jungen, aktiven Sturm-Truppe nachgesagt. Seither ist das Spiel des Deutschen mal mehr, mal weniger von einer kompakten Defensive geprägt – wahrlich keine Schande, weil erfolgreich. Der Fußball ist ein Ergebnis-Sport und die Anzeigetafel gibt Foda mit seiner Elf recht. Nach Siegen zu lamentieren, ist wohl der Gipfel der österreichischen Suderer-Mentalität. Freilich liebt jeder den schnellen, attraktiven, direkten Fußball mit schönen Toren, der wird jedoch derzeit von keiner Nationalelf gespielt. Wer also Foda für das November-Länderspiel-Triple kritisiert, dürfte seinen Blick nur sehr beschränkt über [spielerprofil spieler=“Xaver Schlager“], [spielerprofil spieler=“Stefan Lainer„] und Co. hinausgestreckt haben. Mitten in der Pandemie sind Länderspiele mindestens genauso absurd wie gefährlich. Leere Stadien und ständige Coronatests sind demnach nicht die besten Rahmenbedingungen für ein Fußballfest.

Spielbericht: Österreich müht sich zum Sieg gegen Nordirland

Auch große Mannschaften, zu denen sich Österreich trotz qualitativ-hochwertigen Kader noch nicht zählen darf, fehlt die spielerische Finesse in diesen Tagen. So verlor Weltmeister Frankreich gegen Finnland 0:2 und Spanien patzte bei einem 1:1 in der Schweiz. Diese zwei Beispiele sind neben glanzlosen Favoriten-Siegen ein Indikator dafür, dass der Fußball derzeit ein tristes Dasein fristet. [spielerprofil spieler=“Marcel Sabitzer„] wurde nach dem Test gegen Luxemburg ungewohnt deutlich, als davon sprach, dass Fußballer derzeit als „Puppen“ behandelt würden. Die Motivation ist sichtlich bei allen Kickern am Tiefpunkt, der Ärger auf die UEFA auf einem verständlichen Höchststand.

So reist Norwegen nach Österreich

Ob es nun gerecht ist, Franco Foda allein die Schuld an zähen Länderspiel-Monaten zu geben, ist fraglich. Immerhin gelang es dem geschmähten Teamchef seine Spieler genug zu motivieren, dass diese bereits in den letzten drei Länderspielen stets in den letzten 15 Minuten mindestens zweimal jubeln durften. Wer nun meint, die Gegner seien keine Gradmesser gewesen, hat zwar recht, muss sich jedoch in Erinnerung rufen, dass Finnland für Frankreich wohl auch keiner sein hätte müssen.
Auch wenn Kritiker ab und an die lasche Ausrichtung anzweifeln dürfen, ist derzeit kein guter Zeitpunkt ins Jammern zu verfallen. Österreich siegt und das in einer Zeit, wo sich nur wenige Nationalteams für Erfolge aufraffen können. Vielleicht hatte auch der britische Schriftsteller Benjamin Disraeli recht, als er meinte „es ist einfacher, kritisch zu sein als korrekt.“ Die österreichische Jammer-Mentalität sei angehalten sich in Zeiten des Erfolgs seiner Opfer selbst zu hinterfragen, die Zeit wäre nun ja da.

 

[werbung_block2]

 

Betrachtet man sich nun die letzten Länderspiele, so ist eines klar geworden: Das ÖFB-Team zeigte gegen Luxemburg und Nordirland zwei Gesichter. Auch wenn diese Gegner nicht als Schwergewichter im Fußball angesehen werden, so zieht sich ein roter Faden durch die letzten beiden Spiele und die bisherige Nations League. Die Nationalmannschaft scheint zum einen Phasen zu haben, welche nur so von Spielintelligenz, Unbekümmertheit und Einsatzbereitschaft sprühen. Zum anderen wirkt das Spiel des Foda-Teams phasenweise überhastet, unkreativ und äußerst schwerfällig. Ein Indiz hierfür wäre das häufige Spielen von langen Bällen gegen Nordirland, da öfters die Geduld gefehlt hat, sich durch die Reihen der Briten durchzukombinieren. Jedoch genau das war die Stärke des Gegners, was viele Fans zur Weißglut brachte.

Glosse über Franco Foda

Hier liegt es in der näheren Zukunft an Franco Foda die Konzentration und Motivation weitaus länger oder über das ganze Spiel hochzuhalten. Auch wenn das „Spiel der zwei Gesichter“ die erfolgreiche Qualifikation zur EURO 2020 nachsichzog, welches zu würdigen gilt, so warten größere Kaliber bei der kommenden Großveranstaltung auf uns. Ukraine und Niederlande sind stärker als die bisherigen Quali-Gegner einzuschätzen. Solche Teams werden im Vergleich zu den letzten Gegner die Schwächeperioden der Österreicher zu nutzen wissen. Da könnte es dann vielleicht zur Halbzeit 0:2 oder 0:3 stehen, wenn man nicht bis in die Haarspitzen motiviert in die Spiele reingeht. Anschließende spielerische Glanzphasen, wie die letzten zehn Minuten gegen Griechenland und Nordirland, werden dann vermutlich nicht reichen, um das Ruder noch zu drehen.

Spielerbenotung: Zegnis für Foda-Team nach Nordirland-Kraftakt

Bei der Europameisterschaft könnte vermutlich ein Sieg gegen das schwächere Nordmazedonien, ungeachtet der Leistungen gegen Ukraine und Niederlande, zum Weiterkommen ins Achtelfinale reichen. Aber will man sich auf diese Weise bei der EURO 2021 und in der Zukunft präsentieren? Hier muss erwähnt werden, dass die positiven Resultate des Nationalteams zuletzt und die EM-Qualifiktaion lobenswert sind. Jedoch ist so ein Gestolpere ins Achtelfinale, angesichts des Kaders, unzufriedenstellend. Wenn es dem 54-jährigen Teamchef jedoch gelingt aus den zwei Gesichtern, ein erfolgreiches Gesicht zu machen, so kann mit dem Erreichen des Achtel- oder auch Viertelfinale ein Mini-Sommermärchen geschrieben werden. Somit könnte das Nationalteam mit positivem Momentum in die WM-Quali starten, welche seit 1997 nicht mehr mit der Qualifiktiaion zu Endrunde beendet wurde. Die Qualität und das spielerische Know-How besitzt das ÖFB-Team damit dies möglich ist. Es liegt jetzt allerdings an Franco Foda und seinem Trainerteam diese Leistungskonstanz an das Nationalteam zu übermitteln.

 

 

Tobias Kurakin

  Tobias Kurakin (Redaktionsleitung) Bei 12ter Mann seit 3/2018