Roland Kirchler: „Marcel Koller erntet jetzt die Früchte von Didi Constantini“
In der Tiroler Tageszeitung meldete sich heute Ex-Teamspieler Roland Kirchler mit einem Gastkommentar über das Nationalteam zu Wort. Er spricht über die exzellente Entwicklung des Nationalteams, fügt jedoch hinzu, dass „Marcel Koller jetzt die Früchte aus der Zeit von Didi Constantini erbt“.
Prinzipiell eine ausgesprochen amüsante Aussage, wäre diese Textstelle mit dem Label „Satire“ versehen worden. Ist sie aber nicht und so müssen wir wohl annehmen, dass Roland „Männersport“ Kirchler das tatsächlich ernst meint.
Witziger Weise fällt dieser Kommentar genau auf den 5. Jahrestag einer bahnbrechenden Aussage des damaligen Teamchefs Didi Constantini, nämlich dass „Taktik generell überbewertet“ sei. Eine Aussage, die wohl schlussendlich auch die Weichen in eine für den österreichischen Fußball positive Richtung gestellt hat – nämlich in die der Ära Marcel Koller.
In diesem Artikel des Online-Standard wird er weiters zitiert, dass es „ideal wäre, wenn wir wie Spanien spielen könnten“. Da der regierende Welt- und Europameister außer Reichweite ist, muss man laut Constantini mit anderen Mitteln zum Erfolg kommen – und dafür seien mehrere Wege möglich.
Zur Erinnerung: im Jahr 2010 bestritten die außer Reichweite befindlichen Mannschaften von Spanien und den Niederlanden das WM-Finale. Der Blick auf die Weltrangliste von vor exakt 5 Jahren – also zum Zeitpunkt von „Taktikgate“ verdeutlicht die Aussage mit der Reichweite:
Ein gutes Jahr später – Österreich ist in der Weltrangliste inzwischen auf Platz 77 abgedriftet – wird nun vom ÖFB ein Trainer engagiert, der sehr wohl auf Taktik wert legt.
Dieser Trainer ist nun mittlerweile fast 4 Jahre im Amt, die erstmalige sportliche Qualifikation (wohl als überlegener Gruppensieger) für eine EM-Endrunde ist so gut wie in trockenen Tüchern. Wie sieht es nun mit den – laut Constantini – außer Reichweite befindlichen Mannschaften aus, die 2010 das WM-Finale bestritten haben:
Insgesamt hat DiCo in seiner letzten Amtszeit 47 (!!) Spieler eingesetzt und in 23 Spielen im Schnitt 1,04 Punkte erreicht. Dass bei dieser Anzahl an eingesetzten Spielern kein eingespielter Stamm entstehen (und fruchten) kann, liegt auf der Hand.
Von den erwähnten Früchten, die Koller jetzt erntet, kann nicht wirklich die Rede sein. Aus dem Stamm der jetzt so erfolgreichen Nationalmannschaft debütierten gerade einmal David Alaba (17), Aleksandar Dragovic (18) und Julian Baumgartlinger (21) unter Constantini. Im derzeit erweiterten Kader gibt es mit Jakob Jantscher, Rubin Okotie und Veli Kavlak weitere Debütanten. Veli Kavlak und Florian Klein als Führungsspieler zu bezeichnen ist ebenso gewagt wie die These, dass die Einberufung von David Alaba ein genialer Schachzug wäre, der außer Constantini niemandem eingefallen wäre.
Wenn junge Burschen gänzlich ohne taktische Vorgaben in etliche Länderspiele gejagt werden, dann wird das ihrer Entwicklung eher nicht zuträglich sein, außer einer Vielzahl an Enttäuschungen, Medienschelte und Rückschlägen konnten sie aus der Ära Constantini wohl wenig mitnehmen…das musste Marcel Koller erst alles wieder gerade biegen. So viel zu den Früchten…