Nationalteam

Trainersuche unter Zeitdruck – ein riskantes Manöver

Montag, 30. Oktober 2017. Ein Datum auf das Fußball-Österreich im Moment hinfiebert. An diesem Tag will der Österreichische Fußballbund den Nachfolger von Marcel Koller als Teamchef der Nationalmannschaft bekanntgeben. Der neue Sportdirektor Peter Schöttel  hat bereits am 13. Oktober einer Task Force eine Liste der bestgeeignetsten Kandidaten übermittelt. Nach sechs intensiven Tagen der Suche. Weitere gut zwei Wochen später soll der Teamchef feststehen. Aber warum die Eile? Wieso versucht man im ÖFB mit aller Gewalt so schnell einen neuen Cheftrainer zu verpflichten? Hier geht es um die Zukunft des Nationalteams, welches als das Aushängeschild eines Verbandes fungiert. Erfolge und etwaige Misserfolge des Nationalteams wirken sich etwa auch auf das Ansehen des Verbandes aus und haben damit nicht unwichtige finanzielle Konsequenzen. Für den Verband will die Entscheidung somit gut überlegt sein. Zumal Österreich in den kommenden Jahren durchaus das Potential hat, sich in den Top 15 Europas festzusetzen. Genauso gut kann man bei einem Fehlgriff den Anschluss daran schnell wieder verlieren.

Titelbild-Bildnachweis: Wikimedia Commons / Werner100359 / SteindyAbwandlung

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Der Grund für den Zeitdruck wird wohl das bereits fixierte Trainingslager im spanischen Marbella als Vorbereitung auf das letzte Länderspiel des Jahres sein. Am 14. November kommt der zweimalige Weltmeister Uruguay mit Luis Suarez und Edinson Cavani ins Ernst-Happel-Stad8ion zu Wien. Dass man sich die Chance eines Trainingslagers nicht entgehen lassen will, ist verständlich. Der Zeitdruck der dadurch entsteht ist allerdings auch hausgemacht. Das Problem liegt dabei klar bei der kurzfristigen Bestellung von Peter Schöttel zum Sportdirektor am 7. Oktober. Ein früheres Handeln, etwa nach dem Quali-Doppel gegen Wales und Georgien, von Seiten des ÖFB hätte wichtige Zeit für die Teamchef-Bestellung verschafft. Man wollte das Duo Ruttensteiner/Koller jedoch die Qualifikation beenden lassen. Menschlich ein netter Zug, hinsichtlich des dadurch entstandenen Zeitdrucks aber nicht gerade ein glücklicher.

Eine weitere Möglichkeit den Zeitdruck rauszunehmen wäre die Absage des Trainingslagers sowie auch des Testspiels, das ohnehin erst nach der Schöttel-Verpflichtung fixiert wurde. Klar, ein Trainingslager in Marbella ist für den neuen Teamchef eine optimale Chance um das Team kennen zu lernen. Umgekehrt selbstredend genauso. Die Zeit drängt aber nicht. Das nächste Pflichtspiel für Österreich steht erst in der Zeit von 6.-8. September 2018 am Programm. Da beginnt die neu gegründete UEFA Nations League. Bis dahin hat der neue Temachef also noch einiges an Zeit, um seine Ideen an Arnautovic und Co. zu vermitteln. Eine Absage des kommenden Lehrganges wäre demnach wohl auch verkraftbar gewesen.

Dennoch wird der Lehrgang stattfinden. Unter dem neuen Teamchef, der nach der Blitz-Bestellung des Peter Schöttel in aller Eile gefunden werden wird. Unabhängig des Namens und Lebenslaufs, eine tiefgehende Analyse aller möglichen Kandidaten wird für den Sportdirektor und den ÖFB in der kurzen Zeit nicht möglich gewesen sein. Was nicht heißen soll, dass die Entscheidung schlecht oder falsch sein wird.  Das Ganze wird so nur etwas mehr zur Lotterie als notwendig. Und das Nationalteam ist der falsche Platz für trial and error, es ist das Aushängeschild des Verbandes.

 

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Sebastian Sohm

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Sebastian SOHM
(Redakteur, Nachwuchsfußball)

Bei 12terMann seit: 09/2015

M: sebastian.sohm@12termann.at

 

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