Nationalteam

Montenegro vs Österreich – unsere Nachbetrachtung mit Benotung und Highlights

Und weiter geht der grandiose Erfolgslauf unserer österreichischen Nationalmannschaft! Auswärts im Pod Goricom-Stadion vor 11.000 Zuschauer bot die Koller-Elf einen echten Fußballkrimi bis zum Schluss. Nach verhältnismäßig schwacher erster Halbzeit und 0:1-Rückstand durch Mirko Vucinic, drehte das ÖFB-Team in Form von Martin Harnik und Marc Janko zum Ausgleich auf. Auch ein erneuter Rückstand durch Fatos Beciraj und ein schwaches Schiri-Gespann brachten die Gäste nicht ins Straucheln, da Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer für einen 3:2 Last-Minute-Sieg sorgten. Ein Sieg, der gleichzeitig eine Vielzahl an ÖFB-Rekorden brechen sollte…

Die neue Fanwear-Kollektion für die EM 2016 in Frankreich

 

Magere erste Halbzeit, rasante zweite Halbzeit

Österreich versuchte früh das Kommando im Spielgeschehen zu erlangen und schafften es, die Hausherren nach hinten zu drängen. Allerdings war es von Beginn an eine hitzige, hart geführte Partie gegen bissige Montenegriner, die noch ihre Mini-Chance auf einen EM-Playoff-Platz witterten und dementsprechend auftraten.

Nach klarem Montenegro-Abseitstor nach fünf Minuten, gab es wenig später für Rot-Weiß-Rot die ersten Torgelegenheiten in Form von Marc Janko und Marko Arnautovic. Beide durch Eckbälle forciert. Dennoch stellte sich im Verlaufe der Partie ein gewisser Schlendrian im Mittelfeld ein, die Gastgeber boten zudem schnellen, gefährlichen Konterfußball. Die Anzahl an Fehlpässen und Ballverlusten in den ÖFB-Reihen war vor Seitenwechsel auffallend hoch, was Montenegro stets auszunutzen versuchte. Nebenbei schafften Vucinic und Co. die Partie durch diverse Mätzchen mit Gegenspielern und dem italienischen Schiedsrichter Daniel Orsato zusätzlich anzuheizen.    

Dann kam die 32. Minute: Stark gespielter Pass von Nikola Vukcevic auf Mirko Vucinic, Aleksandar Dragovic mit halbherziger Zweikampfeinlage – das 1:0 für Montenegro. Wer allerdings die TV-Wiederholungen genau betrachtete, bemerkte eine Ballmitnahme von Vucinic mit dem Oberarm. Der Assistent an der Seitenlinie blieb jedoch regungslos, der Treffer zählte. Nur drei Minuten später gelang Montenegro beinahe der Führungsausbau, den Keeper Robert Almer mit tollem Reflex verhindern konnte.

Nach der Pause bot sich ein verändertes Auftreten der Koller-Elf, es wurde mit mehr Konzentration, Arbeitswillen und Konsequenz agiert. Erste Anzeichen eines „Comebacks“ zeigten Christian Fuchs und David Alaba in der 54. Minute durch eine schöne Kombination, jedoch schoss der Bayern-Legionär den Ball über das Tor. Die darauffolgende Szene brachte schließlich den 1:1-Ausgleich: Martin Harnik mit schnellem Querpass zu Marc Janko, der netzte aus kurzer Distanz ein – sein 23. Länderspieltor, damit bereits auf Platz 9 der ewigen ÖFB-Torschützenliste, gleichgezogen mit Walter Schachner!MNEAUT-Stats

Doch der erste Versuch eines Aufholruns wurde je gestoppt, da die Gastgeber sich offensiv wieder einschalteten und Österreich die aufkommende Drucksituation nicht entschärfen konnte. Es kam, wie es kommen musste und Fatos Beciraj gelang nach hartnäckigem Nachsetzen die erneute Montenegro-Führung, 2:1. Obwohl Vucinic bei diesem Weitschuss in Abseitsposition Robert Almer klar behindert hatte…

Was dann im weiteren Spielverlauf geschah, kann man getrost als epische Schlussphase beschreiben. Zuerst machte sich Schiedsrichter Orsato (nebenbei bemerkt sein erst zweiter Einsatz in der EM-Quali) wiederholt beim ÖFB-Team durch fragwürdige Entscheidungen unbeliebt. Höhepunkt seiner Spielführung war in Minute 66 der nicht gegebene, sehenswerte Treffer von Zlatko Junuzovic. Durch ein angebliches Foulspiel, dass sich als bloßes Scharmützel unter zwei Montenegrinern entpuppte.   

Wir schreiben die 81. Minute. Marko Arnautovic mit seinem großen Auftritt des Abends zum 2:2-Ausgleich, wo er die gefühlte halbe Montenegro-Elf im Sechzehner links liegen lässt und überlegt abfeuert. Danach nahm sich Vucinic durch wiederholtes Lamentieren mit Gelb-Rot selbst aus dem Spiel (87.), ehe der eingewechselte Marcel Sabitzer in der Nachspielzeit (92.) den Turnaround und somit den Sieg perfekt macht.

Rekorde über Rekorde über Rekorde…

Was dieser Sieg konkret bedeutet? Das ein weiteres Stück ÖFB-Geschichte geschrieben wurde!

Es ist der achte (!) Quali-Sieg in Folge und zusätzlich der siebente Auswärtssieg in Folge – beides Rekorde!

Nach 1958 und 1978 hat unser ÖFB-Team wieder die Chance, eine Qualifikation ungeschlagen zu beenden. Außerdem trafen Kollers Jungs das Tor im 18. Spiel in Folge – Bestmarke sind 22 Spiele im Zeitraum 1954-1956.  

Alles Richtwerte, die höchstwahrscheinlich auch im letzten Spiel am Montag gegen Liechtenstein im ausverkauften Wiener Happel-Stadion weiter anwachsen bzw. überboten werden!

 

ÖFB-Tabelle Big

Robert Almer: 1

Agierte erneut als starker, verlässlicher Rückhalt für seine ÖFB-Vorderleute. In der ersten Hälfte großteils unterbeschäftigt und beim ersten Gegentreffer machtlos. Hat jedoch kurz vor der Pause mit einem wichtigen Reflex das 0:2 verhindert. Auch nach Seitenwechsel wieder mehrmals zur Stelle.  

Florian Klein: 2.5

Anders als in den letzten Partien mit weniger Offensiv-Vorstößen, dafür in der Defensive gewohnt stabil. Gewann eine Vielzahl an Zweikämpfen und bot ein gutes Reaktions- und Laufvermögen. Versuchte in der zweiten Halbzeit mit Harnik zusätzlichen Druck auf dem rechten Flügel aufzubauen.

Sebastian Prödl: 3

Watfords Innenverteidiger-Hüne mimte wieder die Vertretung des am Knie und Bauch verletzten Martin Hinteregger. Hatte speziell in den ersten 45 Minuten seine Probleme im Stellungsspiel mit der Viererkette, agierte manchmal träge auf plötzliche Vorstöße der Montenegriner. Stabilisierte sich zunehmend, je länger die Partie brauchte und machte als Ballverteiler einen guten Job

Aleksandar Dragovic: 2

Beim Vucinic-Treffer verteidigt Dragovic spektakulär per Seitfallzieher, der Montenigriner nimmt sich den Ball mit der Hand mit und trifft zum 1:0, trotzdem ist der Österreicher in dieser Szene zu spät am Ball. Ansonsten kann Dragovic mit teils beeindruckenden Zweikampfszenen aufwarten. Löste eine Zwei-gegen-Eins-Situation hervorragend. Generell war Vucinic für den Kiew-Legionär ein höchst unangenehmer Gegenspieler, an dem er mächtig kauen musste. Schiebt dem Kapitän von Montenegro gegen Ende der zweiten Halbzeit ein „Gurkerl“ und Vucinic verliert die Nerven und beschimpft den Schiedsrichter, der ihn zurecht vom Platz stellt.

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Christian Fuchs: 2

Zeigte Bemühen in der Vorwärtsbewegung und versuchte über sein solides Flankenspiel zusätzliche Chancen zu kreieren, wobei das Zusammenspiel mit Arnautovic nicht optimal vor dem Pausenpfiff funktioniert. In der zweiten Halbzeit stark verbessert, seine Flanken sorgten oft für Gefahr.

Julian Baumgartlinger: 3

Wie gewohnt als unermüdlicher Dauerläufer im Einsatz, spulte einen gefühlten Halb-Marathon auf dem lädierten Rasen des Pod Goricom-Stadions ab. Aber auch er mit Problemen vor der Halbzeit, in der es auch Abstimmungsprobleme mit David Alaba und der Viererkette gab. Die positionsbezogenen Probleme legten sich im Verlaufe der Partie. 

David Alaba: 3.5

Natürlich konnte der Bayern-Star in manchen Szenen seine grandiose Klasse kurz aufblitzen lassen, jedoch dürfen die Stockfehler, unerzwungenen Ballverluste und Fehlpässe nicht unter dem Teppich gekehrt werden. Tat sich gegen die unangenehm zu bespielenden Gastgeber spürbar schwer. War eigentlich auf der Spielmacherposition im offensiven Mittelfeld zu finden, ließ sich aber oft weit zurückfallen und sollte so das Spiel von Österreich steuern. Das gelang dem Bayern-Legionär aber über weite Strecken überhaupt nicht. Wurde in der 82. Minute ausgewechselt.

Martin Harnik: 2

Überaus aktive Vorstellung des Stuttgarters, war einer der wenigen Glanzlichter in Halbzeit eins, da er stets Akzente über die rechte Außenseite setzen konnte – und wenn auch er nicht gänzlich fehlerfrei blieb. Nach kurzer Abtauchphase, bereite er sehenswert den 1:1-Ausgleich vor und legte auch ein 3:2-Entstand auf. Teilweise zu berechenbar, muss in der zweiten Halbzeit das Tor treffen, alleine vor dem Torhüter schließt er zu zentral ab.

Zlatko Junuzovic: 3

Auch der Bremer zeigte einige ungewöhnliche technische Probleme und Fehlpässe. Die Brücke zwischen Janko und dem Mittelfeld wollte nicht immer klappen, war in Summe durch sein enormes Bemühen aber halb so wild. Sein Highlight war der grandios betroffene Ball zum Quasi-2:2, was  fälschlicherweise nicht gegeben wurde. Er spielt im zentralen Mittelfeld, er und Alaba sollten über das Zentrum für Druck sorgen. Wurde ebenfalls in der 82. Minute ausgetauscht.

fanshop-shirt-frankreich-oidaMarko Arnautovic: 2.5

Sein Spiel erinnerte teilweise an eine Wundertüte. Manche Aktionen und Pässe verliefen ins Nichts, andere wiederum waren überragend gespielt und brachten das gewissen Überraschungsmoment in der Vorwärtsbewegung. In vielen Situationen legt sich Arnautovic den Ball zu weit vor, verursachte dadurch einige Gegenkonter. Am stärksten natürlich seine fantastische Solo-Szene zum 2:2-Ausgleich. Auch davor schon mit einem sehenswerten Schuss den Poleksic stark pariert.

Marc Janko: 2.5

Die meiste Zeit unauffällig, da er gut bewacht von der Montenegro-Abwehr und das Zusammenspiel mit Junuzovic diverse Probleme aufzeigte. Am Ende stand er bei den Torgelegenheiten dennoch goldrichtig, was für einen Stürmer am wichtigsten ist. Nach dem Spiel sagt Janko: „Wir haben gezeigt, welcher Geist in der Mannschaft steckt. Für Montenegro ist es noch um einiges gegangen, man muss auch hier erst einmal gewinnen.“

Die eingewechselten Spieler Marcel Sabitzer (Tor zum 3:2-Endstand), Rubin Okotie und Jakob Jantscher (82.) waren für eine seriöse Bewertung zu kurz eingesetzt.

Video-Highlights vom Spiel Montenegro vs Österreich

https://www.youtube.com/watch?v=Zx92KnHG87A

Vucinic beschimpft Schiedsrichter und sieht Rot

https://youtu.be/6jf4uil01ys?t=12s

 

 

Alexander Doubek

Alexander DOUBEK (Gründer/Chefredakteur) Bei 12terMann seit: 09/2011 M: alexander.doubek@12termann.at T: @AlexanderDoubek  

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