Die 12termann-Spielerbewertungen zu Österreich vs. Frankreich
Österreichs Nationalelf hat Frankreich gestern Abend in Düsseldorf alles abverlangt. Unterm Strich stand eine unglückliche 0:1-Niederlage nach einem Wöber-Eigentor. Wir bewerten die Protagonisten der Partie im Detail.
Punkteschlüssel:
1 = sehr schwach
10 = sehr stark
0 = zu kurz eingesetzt
Österreich
Patrick Pentz 7
Der Keeper der Österreicher spielte eine starke Partie, war weitgehend souverän und wie gewohnt auch mit dem Fuß stark. Reagierte gegen Frankreichs Stars mehrfach gut, strahlte nur gelegentlich Unsicherheit aus, etwa, wenn er aus seinem Tor kam, dann aber nicht „durchzog“, sondern wieder zurückwich. Passiert ist in diesen Szenen allerdings nichts.
Stefan Posch 5
Der Bologna-Rechtsverteidiger hatte von allen Spielern wohl die schwierigste Aufgabe: Mit Kylian Mbappé als Gegenspieler ist ein EM-Spiel natürlich kein Zuckerschlecken. Insgesamt erledigte er seine Sache dennoch gut, wenngleich er in manchen Szenen Glück hatte, nicht überlaufen zu werden. Seine Zweikampfquote war schwächer als sonst, was aber den schwierigen Umständen geschuldet war.
Kevin Danso 7
Der Innenverteidiger des RC Lens war eine absolute Bank und die Franzosen bissen sich immer wieder an ihm die Zähne aus. Seine konkrete Zweikampfquote war zwar nicht perfekt, aber angesichts der Intensität doch sehr solide, zudem konnte er zahlreiche Balleroberungen sammeln und auch seine Körpersprache war ausgezeichnet.
Maximilian Wöber 3
Der Pechvogel des Spiels. Wöber wirkte nie wirklich sattelfest, war unentschlossen in seiner Entscheidungsfindung und agierte auch im Aufbauspiel bzw. allgemein bei progressiven Pässen zu ungenau. Das Eigentor, das schlussendlich das Spiel entschied, war dann noch das i-Tüpfelchen auf eine insgesamt überforderte Leistung.
Phillipp Mwene 7
Die Überraschung im österreichischen Team. Der Mainz-Legionär hatte Dembélé gut im Griff, nahm die Zweikämpfe an, brachte seinen hochklassigen Gegenspieler häufig zur Verzweiflung und war auch in hektischen Ballbesitzaktionen recht sicher und zielgerichtet. Bitter war seine frühe gelbe Karte, wegen der er nicht mehr so agieren konnte, wie er wollte – und deshalb auch Mbappé kurz vor dem entscheidenden Gegentor ziehen ließ. Das wäre allerdings aufgrund des explosiven Antritts des französischen Starstürmers aber möglicherweise auch ohne gelber Karte nicht zu verhindern gewesen.
Nicolas Seiwald 7
Der Dauerbrenner des Teams erledigte seine Sache im defensiven Mittelfeld sehr ordentlich und bewies auch gegen die hochklassigen Gegenspieler aus Frankreich, dass er eine unglaubliche Sicherheit am Ball mitbringt. Er machte seinen ersten Fehlpass erst tief in der zweiten Halbzeit, gewann 90% seiner Defensivduelle. Einer der stillen Stars des ÖFB-Teams.
Florian Grillitsch 5
Grillitsch spielte ebenfalls recht solide, hatte aber Probleme im Tempomanagement und nahm häufig zu viel Druck und Zug aus der Partie. Er verabsäumte schnellere Spielverlagerungen, zögerte immer wieder zu lange und verlangsamte somit das offensive Umschaltspiel der Österreicher. Gegen den Ball passiv, aber in Ordnung.
Konrad Laimer 6
Der Bayern-Legionär spulte einmal mehr eine unglaublich intensive Leistung gegen den Ball ab, jagte die Bälle unermüdlich. Mit Ball gelang ihm diesmal etwas zu wenig. Schade, dass sein Zuspiel auf Baumgartner in der Schlussphase einen Tick zu weit ausfiel – das wäre die Chance auf den Lucky Punch gewesen.
Christoph Baumgartner 5
Der Leipzig-Mittelfeldspieler präsentierte sich zwar einmal mehr ausgesprochen passsicher und aktiv, konnte sich aber im Zweikampf praktisch nie gegen die Franzosen durchsetzen. Angesichts dessen, dass sich hinter den französischen Sechsern immer wieder Räume auftaten, wäre mehr drin gewesen – zudem muss er kurz vor dem Gegentreffer den Führungstreffer erzielen. Ein gutes Sinnbild für den Unterschied zwischen Klasse und Weltklasse.
Marcel Sabitzer 4
Der Kapitän der Startelf war im Spiel der Österreicher kein wirklicher Faktor, tauchte immer wieder ab, kam nie zu den Schlüsselpässen, die man von ihm erhoffte und verlor seine (wenigen) Zweikämpfe allesamt. Es war auch sichtbar, dass er sich auf seiner Position nicht gut zurechtfand.
Michael Gregoritsch 2
Dem Mittelstürmer der ÖFB-Elf ging das alles auf diesem Niveau deutlich zu schnell. Er hatte natürlich eine der undankbarsten Aufgaben, wurde aber – fast erwartungsgemäß – zwischen den französischen Innenverteidigern zerrieben und konnte praktisch keine Bälle festmachen. Der fehlende Flügelfokus in der ersten Hälfte sorgte zudem dafür, dass er nicht die Bälle bekam, die er im Strafraum braucht. Einzig sein Assist vor der Riesenchance für Baumgartner kurz vor dem 0:1 war top – ansonsten kam vom Freiburg-Legionär aber gar nichts.
Gernot Trauner 5
Ein Upgrade zu Wöber, aber nach seiner Einwechslung gegen den Ball nur selten gefordert. Trauner brachte aber etwas mehr Passsicherheit und auch eine positivere Präsenz auf den Platz und machte seine Sache ordentlich.
Patrick Wimmer 5
Wimmer probierte viel, brachte auch durchaus frischen Wind, unterm Strich aber kaum Zählbares. Dennoch war sichtbar, dass sich die französischen Abwehrreihen mit seiner Umtriebigkeit nicht anfreunden konnten – vor allem, nachdem die Stunde vor seiner Einwechslung bereits reichlich intensiv war.
Marko Arnautovic 3
Marginal besser als Gregoritsch, aber ebenfalls kein Faktor. Positiv war, dass er etwas umtriebiger war als sein Vorgänger, etwas besser pendelte und mit dem etwas besseren Ballabdecken ein besserer Wandspieler war. Die genialen Momente, die man sich von ihm erhoffte, blieben allerdings aus.
Alexander Prass, Romano Schmid 0
Zu kurz eingesetzt
Frankreich
Mike Maignan 8
„Magic Mike“ war eine absolute Stütze für die Franzosen und ein stets sicherer Rückhalt. Maignan hatte eine starke Strafraumpräsenz, reagierte bei den zwei Torschüssen gegen ihn gut und war auch im Aufbauspiel solide.
Jules Koundé 6
Zwiegespaltene Leistung des 25-jährigen Barca-Legionärs. Einerseits hatte man bei ihm häufig den Eindruck, dass man ihn defensiv durchaus auf dem falschen Fuß erwischen könnte, andererseits verteidigte er auch gut nach vorne und eroberte einige Bälle in der gegnerischen Hälfte. Koundé wird bei diesem Turnier aber sicher keine Schlüsselrolle im französischen Team einnehmen.
Dayot Upamecano 6
Hatte die österreichischen Stürmer im statischen Verteidigen gut im Griff, blieb ansonsten aber zu passiv. Sein Passspiel war nicht präzise genug, progressive Ansätze zu verhalten und er konnte praktisch nie eine Linie der Österreicher überspielen oder auseinanderreißen.
William Saliba 7
Deutlich besseres Aufbauspiel als Upamecano, wirkte wie der ruhende Pol in der Abwehr der Franzosen und ließ sich kaum unter Druck setzen.
Theo Hernández 5
Der Milan-Linksverteidiger verabsäumte es hinter Mbappé ein intensiveres Gegenpressing aufzuziehen und war unterm Strich schlichtweg nicht offensiv genug. Die linke Seite der Franzosen hätte das Potential gehabt, Österreich viel intensiver unter Druck zu setzen – aber nicht mit einer solch biederen Leistung.
N’Golo Kanté 8
Der Routinier war das Um und Auf im Zentrum der Franzosen und enorm stark im beidseitigen Umschaltspiel. Kanté spielte wie in besten Zeiten, die ÖFB-Elf kamen mit seiner Präsenz im Sechserraum nur schwer zurecht.
Adrien Rabiot 7
Der Juventus-Mittelfeldmann spielte neben Kanté eine starke Partie, verausgabte sich bis zu seiner Auswechslung in der 71. Minute völlig und zeigte vor allem große Stärken im defensiven Umschaltspiel. Durch seine gute körperliche Präsenz machte er auf der Doppelsechs auch einen guten Eindruck, hatte kaum Ballfehler in seinem Spiel.
Ousmane Dembélé 5
Dembélé war bei Phillipp Mwene gut aufgehoben. Zwar forderte der PSG-Star zahlreiche Bälle und versuchte aktiv und präsent zu sein, strahlte aber nie Torgefahr aus und war in letzter Instanz seiner Entscheidungsfindung nicht klar genug.
Antoine Griezmann 4
Der einstige Top-Mann der Franzosen konnte sich im Zentrum nie richtig durchsetzen. In den vielen unüberschaubaren Situationen mit hohem Gegner- und Mitspieleraufkommen fand er nie die Lösungen für enge Situationen und wurde meist abgelaufen oder in „Loose Ball Duels“ gezwungen.
Kylian Mbappé 7
Alles andere als gute Partie des französischen Megastars. Am Ende war es trotzdem er, der das Spiel mitentschied. Gelegentlich konnte sich der Neo-Madrilene gut lösen und Tempo aufnehmen, scheiterte zumeist aber an sich, wie etwa bei seiner Riesenchance aufs 2:0. Vor dem Goldtor von Les Bleus war es aber er, der mit einem überzeugten Antritt an die Grundlinie die für Österreich fatale Flanke schlug. Über 90 Minuten kann man den Top-Star natürlich nicht vollständig verteidigen und das ließ er auch immer wieder kurz aufblitzen. Über weite Strecken hatte ihn das österreichische Kollektiv dennoch gut im Griff.
Marcus Thuram 5
Thuram schoss von allen Spielern am öftesten in Richtung Tor, war im letzten Drittel auch durchaus präsent, ließ sich aber zu häufig stellen und suchte zu selten die Eins-gegen-Eins-Situationen in letzter Instanz. Er strahlte zwar durch die Art und Weise, wie er vor allem in der zweiten Hälfte von seinen Mitspielern eingesetzt wurde, grundsätzlich Gefahr aus, aber im Endeffekt dann auch doch nicht, weil er im letzten Drittel – sobald in Ballbesitz – zu uninspiriert agierte.
Eduardo Camavinga 7
Knüpfte gut an Rabiots Leistung an, war sofort im Spiel drin. Passt offensichtlich ebenfalls gut zu Kanté.
Randal Kolo Muani 3
Der Angreifer war nach seiner Einwechslung überhaupt kein Faktor und ließ sich viel zu schnell vom Ball trennen. Verlor innerhalb einer halben Stunde 11 seiner 14 Duelle.
Youssouf Fofana, Olivier Giroud 0
Zu kurz eingesetzt