UEFA EURO 2024

Teamanalyse: Die Schweiz bei der UEFA EURO 2024

Die Schweiz komplettiert Gruppe A. Auch angesichts der Erfahrung bei Großereignissen und zahlreichen Ausrufezeichen in der Vergangenheit wirkt die „Nati“ als Nummer zwei in der Gruppe hinter Deutschland. Aber können die Schweizer an die starken Leistungen der Vergangenheit anschließen?

Die Eidgenossen waren bei den fünf letzten Welt- und fünf der letzten sieben Europameisterschaften dabei, wobei in beiden Wettbewerben das Viertelfinale das beste Ergebnis darstellte.

Nach der WM 2022 verlor das Team rund um Abwehrstar Manuel Akanji lediglich ein Spiel, eine Qualipartie gegen Gruppensieger Rumänien, ging aber oft auch mit enttäuschenden Resultaten gegen schwächere Gegner vom Platz, wodurch Kritik am Spielstil laut wurde. Für die Truppe von Murat Yakin – und auch für den umstrittenen Trainer selbst – wird die EM also ein richtungsweisender Wettbewerb werden.

Torhüter

Auch mit 35 Jahren lässt Yann Sommer nicht nach. In der abgelaufenen Saison überzeugte er mit 19 weißen Westen und der italienischen Meisterschaft mit Inter Mailand, wodurch er auch nach seinem Bayern-Aus Stammtorhüter der Schweiz ist.

Das Torwartduell nimmt der neun Jahre jüngere Gregor Kobel an, der bei Borussia Dortmund gesetzt ist. Das Torhüterteam ergänzen Yvon Mvogo (FC Lorient), sowie Pascal Loretz (FC Luzern) und Marvin Keller (FC Winterthur), wobei ersterer seit der U15-Auswahl dabei ist und letztere als Talente gelten, die eines Tages die Nachfolge von Sommer und Kobel in Angriff nehmen können. An guten Keepern mangelt es der Schweiz jedenfalls nicht.

Verteidigung

In der Verteidigung ist Linksverteidiger Ricardo Rodriguez als Schweizer Teamspieler mit den viertmeisten Einsätzen eine Konstante. Neben fünf Bundesligalegionären, darunter Nico Elvedi (Borussia Mönchengladbach) und Kevin Mbabu (FC Augsburg), profitiert Yakin auch von den Kräften zweier Premier League-Spieler.

Zum einen ist Fabian Schär bei Newcastle als Innenverteidiger gesetzt, der konstanteste und auch qualitativ hochwertigste Abwehrspieler im Kader ist aber Manuel Akanji, der sich bei Man City in den letzten Jahren festspielte und eine absolute Stütze ist.. Mit den Citizens gewann er unter anderem die Champions League, sowie zweifach die Premier League, was ihn zum aktuellen Star der Mannschaft macht.

Mittelfeld

Die Schweizer Zentrale bietet demgegenüber etwas weniger Qualität, wobei jedoch vier Namen zu nennen sind. Denis Zakaria ist einer der wichtigsten Akteure auf der Zentralachse der Schweizer. Er durfte bei der AS Monaco in 73% der Spiele von Beginn an ran, laborierte allerdings zuletzt an einer Oberschenkelverletzung und könnte eventuell noch nicht bei 100% sein, wenn das Turnier startet.

Nati-Kapitän und Rekordspieler ist Granit Xhaka, der das Herzstück von Leverkusens Doublegewinner-Team ist. In Italien sorgten Remo Freuler und Michel Aebischer als Stammspieler im Mittelfeld von Bologna für Furore.

Hinzu kommen einige Spieler aus der heimischen Liga, wie etwa Filip Ugrinic von den Young Boys Bern oder Uran Bislimi vom FC Lugano, die Außenseiterchancen auf Plätze im Team haben, für den internen Konkurrenzkampf in einem starken Mittelfeld aber ausgesprochen wichtig sind.

Angriff

Auch im Sturm der Schweizer Nationalelf sind Stars vertreten. Ein weiterer Teil der Schweizer Achse bei Bologna ist Rechtsaußen Dan Ndoye, während Zakaria mit Breel Embolo einen Landsmann bei Monaco vor sich hat. Embolo hatte zuletzt muskuläre Probleme, sollte aber rechtzeitig zum Turnier fit werden.

Neben dem Ex-Salzburger Noah Okafor (AC Milan) ist der Burnley-Angreifer Zeki Amdouni ein Lichtblick in der Offensive. Nicht zu vergessen, bleibt aber auch MLS-Legionär Xherdan Shaqiri, der in der ewigen Torschützenliste der Nationalmannschaft noch einen Sprung nach oben machen will. Aktuell ist er mit 30 Toren Vierter.

Trainer

Murat Yakin ist seit 2021 Trainer der Eidgenossen, die er ins Achtelfinale der WM 2022 führte, und in der UEFA Nations League in der höchsten Liga halten konnte. Die letzten Ergebnisse lassen jedoch zu wünschen übrig und auch die Umsetzung seiner Ideen funktioniert nicht reibungslos, wodurch sich der Abstieg um sieben Plätze binnen neun Monate im FIFA-Ranking herleiten lässt.

Die Europameisterschaft wird den Schweizern und Murat Yakin die Richtung für die Zukunft weisen. Im Land war Yakin auch während erfolgreicherer Zeiten bereits umstritten und es ist nicht anzunehmen, dass der Langzeitcoach auch über das Turnier bleiben würde, wenn die nominell machbare Gruppenphase in die Hose ginge.

Gesamtbewertung

Die Schweiz verfügt in allen Mannschaftsteilen über Akteure, die Begegnungen auf höchstem Niveau kennen und bereits in internationalen Spitzenspielen zum Einsatz kamen, aber es sind auch aussichtsreiche Perspektivspieler wie etwa Zeki Amdouni dabei.

Für sie geht es gegen Ungarn gleich zu Beginn direkt zur Sache, denn dieses Aufeinandertreffen könnte einem Kampf um Platz zwei gleichbedeutend sein. Alles in allem wird ein Aufstieg in die K.O.-Phase, der bereits bei den letzten beiden Europameisterschaften gelang, anvisiert, doch an einem schlechten Tag kann sich das fragile Schweizer Blatt auch schnell wenden.

Qualität bringen die Schweizer also in jedem Fall mit, aber wie bereits einige Qualifikationsspiele zeigten, etwa zwei Unentschieden gegen den Kosovo oder ein eher peinliches Heimremis gegen Belarus, ist das Team auch immer wieder im „Wundertüten-Modus“ unterwegs…

Die Schweiz in Gruppe A

Samstag, 15.6., 15:00 | Ungarn – Schweiz (Köln)
Mittwoch, 19.6., 21:00 | Schottland – Schweiz (Köln)
Sonntag, 23.6., 21:00 | Schweiz – Deutschland (Frankfurt)