Reise durch die EM-Geschichte: Belgien/Niederlande 2000
Die Europameisterschaft 2000 fand zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers in zwei Ländern statt. Je vier Stadien der Endrunde waren in Belgien beziehungsweise den Niederlanden. Das Eröffnungsspiel fand in Brüssel statt, dafür dufte der Co-Gastgeber das Finale in Rotterdam austragen. Für zwei Größen des Weltfußballs war die EM der Abschied auf internationaler Bühne. Lothar Matthäus und Gheorghe Hagi beendeten ihre Teamkarrieren.
Das österreichische Nationalteam
Österreichs Nationalteam scheiterte in der Qualifikation in einer Gruppe mit Spanien, Israel, Zypern und San Marino. In schmerzvoller Erinnerung blieb vor allem die „Schmach von Valencia“, als Österreich mit 9:0 aus dem Estadio Mestalla geschossen wurde. Bis heute ist die Aussage von Toni Pfeffer im Halbzeit-Interview beim Stand von 0:5 legendär:“Naja hoch werd mas nimma gwinnan, des is amoi kloa!“ Österreichs Jahrhundertfußballer Herbert Prohaska trat nach der Niederlage als Teamchef zurück. Österreich beendete die Qualifikation hinter Spanien und Israel auf Rang Drei. Ausschlaggebend war letztendlich aber nicht das 0:9, sondern das 1:1 zum Auftakt daheim gegen Israel und das 0:5 in Tel Aviv, da Österreich punktegleich hinter Israel die Relegation verpasste. Immerhin gab es beim 7:0 in Graz gegen San Marino den höchsten Sieg in der jüngeren ÖFB-Geschichte zu bejubeln.
Turnierverlauf
In Gruppe A trafen Portugal, Rumänien, England und Deutschland aufeinander. Die Deutschen enttäuschten als Titelverteidiger komplett und kamen nur beim 1:1 gegen Rumänien zu Beginn der EM zu einem Tor. Am Ende erlitt man sogar gegen die B-Elf von Portugal mit 3:0 eine schmerzliche Niederlage. Die Partie England gegen Portugal war sicher eines der besten Spiele im ganze Turnier. Die Engländer führten bereits mit 2:0, ehe die Portugiesen rund um Luis Figo und den stark aufspielenden Stürmer Nuno Gomes die Partie in ein 3:2 verwandeln konnten. Rumänien konnte sich dank eines 3:2 am letzten Spieltag gegen England überraschend als zweites Land neben Portugal für das Viertelfinale qualifizieren.
In Gruppe B setzte sich Italien mit drei Siegen gegen die Türkei, Belgien und Schweden souverän als Gruppensieger durch. Die Belgier konnten lediglich das erste Spiel gegen Schweden mit 2:1 gewinnen. Am letzten Spieltag fixierte die Türkei durch einen Doppelpack von Hakan Sükür beim 2:0 gegen Belgien mit dem Aufstieg ins Viertelfinale ihren bis dahin größten Erfolg.
In Gruppe C trafen die mitfavorisierten Spanier auf Jugoslawien und die EM-Debütanten Norwegen und Slowenien. Die Iberer verloren zwar überraschend das Auftaktspiel gegen Norwegen (0:1), konnten sich aber aufgrund zweier Siege gegen Slowenien (2:1) und Jugoslawien (4:3) als Gruppensieger durchsetzen. Den Aufstieg fixierte Spanien aber erst in der letzten Viertelstunde im Spiel gegen Jugoslawien, nachdem sie nach 75 Minuten 2:3 in Rückstand lagen. In Erinnerung blieb auch die Partie Jugoslawien gegen Slowenien, als die Jugoslawier in Unterzahl innerhalb von sechs Minuten von 0:3 auf 3:3 stellten. Jugoslawien stieg dank eines 0:0 zwischen Slowenien und Norwegen und dem gewonnene direkten Duell (1:0) gegen die Skandinavier ins Viertelfinale auf. Das Goldtor erzielte EM-Torschützenkönig Savo Milosevic.
In Gruppe D standen der Gastgeber Niederlande und der amtierende Weltmeister Frankreich nach dem zweiten Spieltag und jeweils zwei Siegen gegen Tschechien und Dänemark als Aufsteiger fest. Den Gruppensieg holten sich die Oranje in einem packenden Spiel am letzten Spieltag, als man den Weltmeister mit 3:2 niederrang. Dänemark schied als Gruppenletzter ohne Torerfolg und Punkte aus.
Im ersten Viertelfinale zwischen Portugal und der Türkei scheiterten die Türkei vor allem an sich selbst. Zuerst gab es eine Rote Karte und in der 45. Minute verschossen die Türken auch noch einen Elfmeter. Nuno Gomes fixierte dann in der zweiten Halbzeit durch einen Doppelpack den Aufstieg der Portugiesen ins Halbfinale. Auch im zweiten Viertelfinale gab es einen 2:0-Erfolg. Italien setzte sich dank Toren von Francesco Totti und Filippo Inzaghi ungefährdet gegen Rumänien durch. Ein wahres Schützenfest erlebten die Zuschauer im Viertelfinale von Rotterdam. Gastgeber Niederlande schoss Jugoslawien mit einem Offensivfeuerwerk mit 6:1 vom Platz und machte sich somit zum Turnierfavoriten. Im letzten Viertelfinale standen sich Frankreich und Spanien gegenüber. Zum tragischen Helden aus spanischer Sicht avancierte Raúl, der beim Stand von 2:1 für Frankreich in der 90. Minute eine Elfmeter vergab und somit das Ausscheiden seiner Spanier besiegelte.
Das erste Halbfinale bestritten Portugal und Frankreich. Das Führungstor durch Nuno Gomes konnte Thierry Henry ausgleichen und somit ging es in die Verlängerung. In dieser dominierten auch die Portugiesen die den wahrscheinlich schönsten Fußball bei dieser Endrunde spielten. In der Schlussphase der Verlängerung gab der österreichische Schiedsrichter Günter Benkö nach einem Handspiel allerdings Elfmeter für Frankreich. Superstar Zinédine Zidane trat an und brachte sein Land per Golden Goal ins Finale. Auch das zweite Halbfinale zwischen Italien und den Niederlanden ging in die Verlängerung. Es war jedoch durchaus kurios, dass es nach 90 Minuten noch 0:0 stand, da die Niederlande zwei Mal vom Elfmeterpunkt aus scheiterte. Nach weiteren torlosen 30 Minuten kam es zum Elfmeterschießen, indem den niederländischen Spielern endgültig die Nerven versagten. Die Gastgeber verwandelten nur einen Elfmeter und Italien stand nach einem 0:0 n.V. 3:1. i.E. im Endspiel gegen Nachbar Frankreich.
Im Finale gelang den Italienern durch Marco Delvecchio nach 55 Minuten der Treffer zum 1:0 und die Squadra Azzurra sah auch lange wie der neue Europameister aus. Doch Sylvain Wiltord schoss Frankreich in der vierten Minute der Nachspielzeit in die Verlängerung. In dieser kam es durch einen schönen Volleytreffer von David Trezeguet zum zweiten Mal hintereinander zu einer Golden-Goal-Entscheidung in einem EM-Finale. Frankreich wurde somit das erste Land seit Deutschland (Europameister 1972, Weltmeister 1974), dass gleichzeitig Welt- und Europameister war.
Facts
- Gastgeber: Belgien/Niederlande
- Teilnehmer: 16
- Europameister: Frankreich
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