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Wödmasta, Grantler, Legende – Portrait von Ernst Happel

Ernst Franz Hermann Happel, der als Fußballer als schlampiges Genie galt, verlangte als Trainer hingegen totale Disziplin. Als aktiver Spieler war er schon herausragend, aber zu Weltruhm verhalfen ihm die Erfolge auf der Trainerbank. 

Ernst Happel stammte aus einer Wiener Arbeiterfamilie. Er wuchs mit dem Fußball auf und wurde , wie viele andere Stars der damaligen Zeit, auf einem Fußballplatz von Talentsuchern entdeckt. Die bestandene Talentprobe ebnete ihm den Weg zu Rapid Wien, dem österreichischen Rekordmeister, der schon damals zu den prestigeträchtigsten Vereinen Österreichs zählte.

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Der Spieler Happel

Er feierte als Spieler auch die größten Erfolge bei Rapid Wien. Sein erstes Match bestritt er am 13. Dezember 1942 mit 17 Jahren am legendären Rapidplatz vor 3500 Zuschauern und zwar als Stopper, dem Vorläufer des Liberos. In der Saison 1950/51 wurden die Hütteldorfer in überlegener Manier Meister. Die Hütteldorfer erzielten 133 Tore in nur 24 Meisterschaftsspielen. Dies ist bis heute einsamer österreichischer Ligarekord.

Kurz nach Ende dieser für Rapid und Ernst Happel so erfolgreichen Meisterschaftssaison nahm der Klub am Zentropacup teil. Dieser Bewerb war ein Versuch den vor dem zweiten Weltkrieg so populären Mitropacup wiederzubeleben. Nachdem sich Rapid mit einem sensationellen 5:0-Sieg gegen Lazio Rom für das Finale qualifizierte, besiegte man dort Wacker Wien mit 3.2. Den entscheidenden Treffer zum 3:2 erzielte Ernst Happel in der 90. Minute. Mit dem Sieg im Zentropacup feierte der Verteidiger seinen ersten, Rapid gleichzeitig seinen letzten großen internationalen Titelgewinn.

Sein persönlich „erfolgreichstes“ Match als Rapid-Spieler bestritt er wohl am 14. November 1956 im Wiener Stadion vor 50.000 Zuschauern. Dort wurde Real Madrid in der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister sensationell mit 3:1 besiegt. Alle drei Tore wurden vom Verteidiger Happel erzielt, der nicht unbedingt als Goalgetter bekannt war. Nach einer 2:4-Auswärtsniederlage von Rapid ergab dies am Ende ein Gesamtscore von 5:5. Damals gab es noch keine Auswärtstorregel, ansonsten wäre Rapid Wien aufgestiegen. Das Wiederholungsspiel in Madrid ging mit 0:2 verloren. Sein letztes Match im grün-weißen Dress bestritt Happel am 11. April 1959 mit 34 Jahren im Wiener Stadion gegen den Wiener Sportclub. Dort musste er eine bittere 2:3-Niederlage einstecken.

Natürlich spielte einer der international besten Verteidiger seiner Zeit auch im österreichischen Nationalteam eine tragende Rolle. Der Höhepunkt seiner Nationalmannschaftskarriere war sicherlich die Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Dort belegte Österreich den hervorragenden dritten Platz. Ein Resultat, das nie wieder erreicht wurde. In der Hitzeschlacht von Lausanne gewann Österreich im Viertelfinale mit 7:5 gegen die Schweiz. Dies ist mit zwölf Toren das bis heute trefferreichste Spiel bei einer Fußballweltmeisterschaft. Happel hatte in diesem Spiel seinen Tormann Kurt Schmid, der einen Sonnenstich erlitten hatte und nicht mehr bei Sinnen war, verbal delegiert. Damals waren Auswechslungen noch nicht möglich. Das Halbfinale ging dann gegen den Erzrivalen Deutschland deutlich mit 1:6 verloren. Das Spiel um Platz drei gewann Österreich klar mit 3:1 gegen Uruguay, den Weltmeister von 1950. Aber auch international musste Happel bei seinem letzten Spiel als Verlierer vom Platz gehen. Österreich verlor in Wien am 23. Oktober 1957 gegen die Tschechoslowakei mit 2:3.

Der Trainer Happel

Aus dem Spieler Ernst Happel wurde der bis heute erfolgreichste österreichische Fußballtrainer aller Zeiten, auch international gehört er zu den erfolgreichsten Trainern der Fußballgeschichte. Ernst Happel zählt zu den nur 19 Trainern im internationalen Fußball, die mindestens zweimal den Europacup der Landesmeister bzw. die Champions League gewonnen haben. Nur der Engländer Bob Paisley und der Italiener Carlo Ancelotti konnten die prestigeträchtigste Trophäe im europäischen Klubfußball mit drei Titeln öfter gewinnen.

Seine Trainertätigkeit begann Happel 1963 bei ADO den Haag. Den permanent vom Abstieg bedrohten Verein führte er zum nationalen Cupsieg 1968. Von 1968 bis 1973 war er bei Feyenoord Rotterdam beschäftigt. Dies sollte eine glanzvolle Ära für ihn werden. Er wurde mit dem Klub 1969 holländischer Meister und gewann 1970 mit einem 2:1-Finalsieg nach Verlängerung gegen Celtic Glasgow auf Anhieb den Europapokal der Landesmeister sowie den Weltpokal.

Von 1975 bis 1978 war er beim FC Brügge in Belgien beschäftigt. Dort wurde Happel dreimal in Folge belgischer Meister und führte 1976 die Mannschaft zudem ins UEFA-Cup Finale, das mit 3:4 knapp gegen Liverpool verloren ging. 1978 kam er mit dem FC Brügge sogar ins Finale des Europapokals der Landesmeister. Doch auch in diesem Finale musste sich seine Mannschaft knapp dem FC Liverpool mi 0:1 geschlagen geben. Spätestens jetzt erlangte Happel in Belgien Kultstatus. Er stieg zur zweitpopulärsten Persönlichkeit in Belgien auf und zwar hinter niemand geringerer als der belgischen Königin.

Kurz nach dem verlorenen Meistercupfinale wurde er eigens für die Fußballweltmeisterschaft 1978 in Argentinien vom niederländischen Verband als Nationaltrainer verpflichtet. Bei der Endrunde konnte sich seine Mannschaft nach mäßiger Vorrunde in der zweiten Hauptrunde dank eines 5:1-Sieges gegen Österreich, einem 2:2-Remis gegen die BRD und eines 2:1-Sieges gegen Italien für das Finale qualifizieren. Dort verlor man gegen den Gastgeber Argentinien nach Verlängerung mit 1:3 und die Niederlande wurde nach 1974 wieder „nur“ Vizeweltmeister.

„Doch Happel ist und bleibt unser Wödmasta“ wird 14 Jahre später in den Fußballannalen geschrieben werden. Unmittelbar nach der Fußballweltmeisterschaft kehrte er nach Belgien zurück und wurde mit Standard Lüttich 1981 belgischer Cupsieger. Dies sollte sein letzter belgischer Titel sein. 1981 begann die erfolgreiche Ära Happel beim Hamburger Sportverein, die bis 1987 andauern sollte. 1982 stand er mit dem HSV im UEFA-Cup-Finale, das allerdings deutlich mit 0:4 gegen den IFK Göteborg verloren ging. 1983 wurde er mit dem HSV deutscher Meister und Europapokalsieger der Landesmeister und zwar mit einem 1:0-Sieg gegen Juventus Turin rund um den legendären Dino Zoff. Siegtorschütze war damals übrigens Felix Magath. 1987 wurde er darüber hinaus mit dem HSV deutscher Pokalsieger. Außerdem führte Happel in Deutschland die Abseitsfalle ein und revolutionierte so den deutschen Fußball. Franz Beckenbauer, der deutsche Jahrhundertfußballer, der unter Happel beim HSV spielte, meinte einmal in einem Interview: „Happel ist für mich der beste Trainer aller Zeiten!“

Happel bekam sogar ein Angebot von dem damals reichsten Klub der Welt, dem FC Barcelona. Doch er lehnte ab, da er vertraglich an den HSV gebunden war und die Vereinbarungen nicht brechen wollte. Dies war ein sinnbildliches Beispiel für die Handschlagqualität eines Ernst Happel. 1987 kehrte er schließlich in seine Heimat zurück, denn er wurde vom damaligen Präsidenten des FC Swarovski Tirol, Gernot Langes-Swarovski, verpflichtet. Ein Jahr später entließ er 13 Spieler, also die halbe Mannschaft, wegen mangelnder Motivation. 1988/89 und 1989/90 wurde er mit den Tirolern österreichischer Meister. 1988/89 holte er zudem das Double aus Meisterschaft und Cup. 1991 scheiterte er knapp und versäumte damit den Titelhattrick. Allerdings liegen im Fußball Erfolg und Niederlage oft eng beieinander und so erlitt Happel im Meistercupachtelfinale gegen Real Madrid auswärts eine 1:9-Niederlage mit dem FC Tirol. Dies sollte die höchste Niederlage seiner fußballerischen Laufbahn als Trainer und Spieler markieren.

1992 übernahm der „Ernstl“, wie ihn seine Freunde nannten, schwer krank das Amt des österreichischen Nationaltrainers, obwohl er zuvor immer wieder betont hatte, er sei ein Patriot, aber kein Idiot. Beppo Mauhart, der damalige ÖFB-Präsident konnte ihn aber doch noch überreden, die österreichische Nationalmannschaft zu führen. Dieser Aufgabe stellte er sich bis an sein Lebensende. Sein letztes Länderspiel fand am 28. Oktober 1992 statt, Israel wurde in Wien mit 5:2 besiegt.

Am 14. November 1992 ging er 66-jährig von uns – der Wödmasta. „Trauert nicht, dass er gestorben ist, freut euch, dass er gelebt hat“, schrieben seine Freunde auf den Kranz.

 

Erfolge als Spieler:

  • 51 Länderspiele (fünf Tore)
  • WM-Teilnahme 1954 (Dritter) und 1958
  • Einberufung in die FIFA-Weltauswahl gegen England
  • 6 Mal österreichischer Meister mit Rapid: 1946, 1948, 1951, 1952, 1954, 1957
  • 1 Mal österreichischer Cupsieger mit Rapid: 1946
  • 1 Mal Zentropokalsieger: 1951

 

Erfolge als Trainer:

Meistertitel

  • Feyenoord (NED): 1969,1971
  • Hamburger SV (GER): 1982, 1983
  • FC Tirol (AUT): 1989,1980
  • FC Brügge (BEL): 1976, 1977, 1978

Pokalsiege                           

  • ADO Den Haag (NED): 1968                                       
  • FC Brügge (BEL): 1977
  • Hamburger SV (GER): 1987 
  • FC Tirol (AUT): 1989
  • Standard Lüttich (BEL): 1979
  • Feyenoord (NED): 1969

Europacup der Landesmeister  

  • Feyenoord (NED): 1970                               
  • Hamburger SV (GER): 1983

Weltpokal                     

  • Feyenoord (NED): 1970                                                   

 

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Matthias Riemer

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Matthias Riemer
(Redaktionsleitung/Frauenfußball)

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