Verletzungsprävention im Fußball: Wer die Mitte kontrolliert, kontrolliert das Spiel!
Warum diese Weisheit im Fußballsport nicht in die Schublade der Märchen abgedrängt werden kann und auch im Bereich der Reha und des Trainings eine immense Wichtigkeit hat, möchte ich euch anhand dieses Artikels erklären.
Wenn eine Mannschaft auf dem Spielfeld steht und keine starke Mitte zeigt, helfen auch Topstars wie Arjen Robben oder Luis Suárez nicht. Die Mannschaft wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Spiel nicht dominieren, und anfällig für Fehler sein!
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Eine starke Mitte
Warum ist dieser Leitsatz in meiner Arbeit als Sport-Physiotherapeut wichtig?
Genauso wie die klassische Fußballmannschaft aus verschiedenen Charakteren zusammengesetzt wird, kann der Athlet auch seinen Körper als „persönliche Mannschaft“ betrachten. Diese „persönliche Mannschaft“ wird bearbeitet, trainiert, geplant und regeneriert.
Wird jedoch innerhalb der „persönliche Mannschaft“ an der Mitte schlecht gearbeitet oder ist sie nicht ausreichend trainiert und somit schwer kontrollierbar, wird der Athlet das Spiel aufgrund von Dysbalancen verlieren. Im schlimmsten Fall wird er gar mit Verletzungen zu kämpfen haben
Jeder Teil des aktiven Bewegungsapparats (Muskeln, Sehnen, Bänder) ist wichtig, um den Athleten auf ein hohes und verletzungsfreies Leistungsniveau zu bringen und dort zu halten. Das beste Krafttraining ist nur Geplänkel, wenn – DER RUMPF NICHT TRUMPF ist!!
Gerade im Fußballsport, wo schnelle Bewegungen, Richtungswechsel und unter großer Druckbelastung und „Stop an go“-Bewegungen stattfinden, ist es wichtig, wenn nicht sogar das Wichtigste, den Rumpf – sprich Rücken-, die Seiten- und Bauchmuskeln zu trainieren.
Ein kurzer sidestep in die Theorie
Während des Laufens entstehen durch die Spannung der Muskulatur und der Bodenreaktionskräfte, Zug- und Druckbelastungen, die auf die alle Gelenke im Körper einwirken.
Im Kniegelenkkönnen diese Belastungen schon einmal bis zum 4,7-fachen (!!!) des Körpergewichts, ausmachen.
Das sind, berechnet mit einem aktuellen Körpergewicht eines Garet Bale von 82 kg, immerhin 385,4 kg pro Schritt im Knie. Wenn dies mit dem Wissen, dass ca. 70% aller Kreuzbandrisse im Sport ohne Fremdeinwirkung entstehen, kombiniert wird, sind das schon ein paar beachtliche Argumente für ein ergänzendes Training mit dem Schwerpunkt der Rumpfstabilisation!
Natürlich kann eine solche Druckbelastung nicht in dem Ausmaß verringert werden, dass sie kein Problem mehr darstellt. Es sei denn, man beendet seine Karriere oder senkt sein Körpergewicht auf ein Mindestmaß herab, was dann aber wieder zu Lasten der Muskulatur und somit zu Leistungsverlust und wiederum zum Karrierende führen kann…
Was tun?
Training, Training, Training… aber nicht irgendein Training. Es geht im Speziellen darum, den Rumpf so zu trainieren, dass die auftretenden Kräfte, welche im Sport entstehen, regelrecht absorbiert werden.
Es hat wenig Sinn 100 Situps am Stück machen zu können, oder 10 Minuten in der Plank Position zu verharren ohne zu schwitzen.
Vielmehr soll die Tendenz dahingehen, mit zusätzlichem Gewicht und sportartspezifische Grundübungen, zB.: Kniebeugen und Ausfallschritte die auftretenden Belastungen wie Biegespannungen oder Achseninstabilitäten zu simulieren, um auf diese Belastungen im Wettkampf im richtigen Maß zu reagieren.
Auch sportartferne Übungen wie das Olympische Gewichtheben sind Übungen, welche bei richtiger Ausführung, die Rumpfmuskulatur ( durch die veränderten Bedingungen von Zug- und Druckbelastung) optimal trainieren.
Somit wissen wir jetzt, dass Oberkörper wie jene von Christiano Ronaldo oder Mario Balotelli (wir erinnern uns Deutschland vs Italien 2012) nicht nur gut aussehen sollen, sie haben auch eine äußerst wichtige Funktion!
Wie so ein Training funktioniert möchte ich euch, gemeinsam mit weiteren Themen zur Welt der Prävention, Training und Rehabilitation in meinen weiteren Beiträgen näher zu bringen.
Dran bleiben!!
Lukas Hollerer ist Sport-Physiotherapeut und arbeitet in seiner Praxis in Wien und Tulln.
Als Sport-Physiotherapeut betreut und begleitet er Sportler nach Verletzungen und Operationen vom ersten Tag der Reha, bis zum ersten Tag des sportartspezifischen Trainings.
Die Arbeit im Bereich des Einzelentwicklungstrainings mit Sportlerinnen und Sportler für den hohen Standard des nationalen wie internationalen Wettkampfsports, gehören genauso wie die Tätigkeit als Referent des Wiener-und Niederösterreichischen Fußballverbands für den Bereich Zusatztraining sowie Reha nach Sportverletzungen, zu seinem Tätigkeitsfeld.
Lukas Hollerer, BSc
Sportphysiotherapeut
Die Sportpraxis Wien/Tulln
lukas.hollerer@diesportpraxis.at
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