Elfmeterschiessen ist kein Glückspiel
Die Elfmeter-Bilanz der Engländer bei den letzten EM- und WM-Teilnahmen war ernüchternd. Seit 1996 konnte man kein Elfmeterschießen mehr für sich entscheiden. Im Vorfeld war sogar von einem Fluch die Rede.
Turnier | Gegner | Resultat |
WM 2018 | Kolumbien | 5:4 gewonnen |
Euro 2012 | Italien | 2:4 verloren |
WM 2006 | Portugal | 1:3 verloren |
Euro 2004 | Portugal | 7:8 verloren |
WM 1998 | Argentinien | 5:6 verloren |
Euro 1996 | Deutschland | 6:7 verloren |
Englands Bilanz im Elfmeterschießen bei EM und WM
Nach dem Aus bei der EM 2016 entschloss sich der Englische Verband, die Spieler mit einem Sportpsychologen/Mentalcoach zu unterstützen. Ich möchte heute näher auf die Thematik Elfmeterschießen und psychologische Hürden, am Beispiel der englischen Nationalelf, eingehen.
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Nicht nur die englischen Feldspieler zeigten mentale Stärke, auch der Keeper Jordan Pickford hat Ruhe bewahrt und traf nach dem Match die Aussage: „Wir waren mental stark.“ Pickford war Teil eines mental sehr gut vorbereiteten Teams und er bewahrte die Schützen außerdem vor zusätzlichen Störfaktoren. Der Tormann vom FC Everton sammelte nach jedem Schuss der Kolumbianer den Ball ein und übergab diesen persönlich dem nächsten Schützen aus seinem Team. So konnte sich jeder Elferschützen auf seine vorab antrainierten Routinen konzentrieren.
Routinen zum Erfolg
Die Abläufe der englischen Spielers vor dem Elfmeter waren sehr unterschiedlich. Es ist wichtig, dass jeder Spieler seine eigene individuelle Routine, mit der er sich wohlfühlt, abspult. Das kann zum Beispiel eine gewissen Anzahl von Schritten beim Anlauf sein oder das Aufsetzen des Standbeins vor dem Schuss. Auch die Aufmerksamkeit auf eine vertiefte Atmung hilft, den richtigen Fokus zu finden und sich auf seinen Prozess zu konzentrieren. Diese und viele weitere Inhalte von Routinen unterstützen, den psychischen Druck, der auf jedem Spieler lastet, zu verringern.
Strategische mentale Faktoren
Zusätzlich gibt es strategische Faktoren, die Fußballer bei Elfmeter wissen und beachten müssen. Nachfolgend ein paar Beispiele:
Da wäre zuerst einmal eine selbstbewusste Körpersprache des Schützen während der Vorbereitung auf den Strafstoß. Dabei wird im Unterbewusstsein des Tormanns ein Bild eines positiv dominanten Gegners assoziiert, der seinen Elfmeter verwandeln wird. Diese Maßnahmen kann zur Verunsicherung des Tormanns beitragen.
Des Weiteren muss der Spieler vor dem Strafstoß wissen, wohin er schießen wird. Dazu eine einfache Erklärung aus der Physik: Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wenn sich der Spieler unsicher ist wohin er den Schuss platziert, dann wird er nicht platziert genug und erfolgreich sein.
Elfmeterschützen sollen dem Torhüter keinesfalls den Rücken zudrehen, nachdem sie den Ball auf den Punkt platziert haben. Spieler, die mit Blick auf den Tormann zu ihrer Startposition gehen, haben laut einer Studie deutlich größere Erfolgschancen. Warum? Das Verhalten des Schützen vermittelt eine gewisse Stärke, er weicht nicht aus und kann dem Tormann voller Selbstvertrauen in die Augen blicken.
Eine weitere wichtige Regel für Elfmeterschützen ist, sich Zeit zu lassen. Spieler die nach dem Pfiff des Schiedsrichters noch einmal tief durchatmen und sich fokussieren erhöhen ihre Erfolgschancen.
Elfmeter sind trainierbar
Leider glauben noch immer viele Trainer, Elfmeterschießen sei Glückssache. Wie wir aus dem Beispiel von England gelernt haben lässt sich Elfmeterschießen trainieren. Wenn dann noch das entscheidende mentale Wissen zur Verfügung steht und angewandt wird, dann kann eigentlich nichts mehr schief laufen.
Ich freue mich auf noch viele weitere spannende Elfmeter bei dieser WM.
Be strong,
Wolfgang
Wolfgang Seidl, ist selbstständiger akademischer Mentalcoach und HeartMath® Coach mit einer Praxis in Wien und in der Süd/Ost-Steiermark. Er bringt langjährige Wirtschafts-Erfahrung mit, war selbst erfolgreicher Leistungssportler (unter anderem viertbester Österreich beim Ironman Hawaii 2012) und ist heute Mentalcoach von Einzelsportlern, stressgeplagten Menschen, Mannschaften und Unternehmen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit mit Fußball liegt einerseits in der mentalen Betreuung von SpielerInnen sowie im mentalen Coaching und in der mentalen Beratung von Fußballmannschaften.
MANA4YOU
Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Lebens- und Sozialberater
HeartMath Coach®
Mentalcoach von IRONMAN Austria und von erfolgreichen SportlerInnen
mind@mana4you.at
www.mana4you.at
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