Mentalcoach – Interview mit Viktoria Schnaderbeck
[spielerprofil spieler=“Viktoria Schnaderbeck“] hat mit dem Frauen-Nationalteam in den letzten Jahren einen tollen Erfolgsweg beschritten. Dabei spielen auch mentale Aspekte eine wichtige Rolle. Mentalcoach Wolfgang Seidl spricht im Interview mit der Teamkapitänin über diese Themen.
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Dass im Fußball mental starke Spielerinnen und Spieler im entscheidenden Moment den Unterschied ausmachen, ist hinreichend bekannt. So vertraut auch der ÖFB Damen Teamchef Dominik Thalhammer bei seiner Arbeit auf mentales Training. Er ist hundertprozentig davon überzeugt, dass Mentaltraining unglaubliches Potential hat. Die Anforderungen an Trainer und Spielerinnen sind mittlerweile so hoch, dass auch der Kopf professionell trainiert gehört. Dennoch wird der mentale Teil im Profifußball noch zu wenig beachtet. Keiner diskutiert heutzutage noch über einen Konditionstrainer oder Tormann-Trainer, aber der Mentalcoach wird von vielen noch immer in Frage gestellt. Neben Dominik Thalhammer ist in dieser Hinsicht auch Viktoria Schnaderbeck eine Vorreitererin. Mit der erfolgreichen ÖFB Kapitänin, die seit 2018 bei Arsenal London spielt, habe ich zu diesen Themen ein Interview geführt, das ich euch nachfolgend gerne präsentieren möchte.
Interview mit Viktoria Schnaderbeck (Fragen von Mentalcoach Wolfgang Seidl)
Viktoria, du bist ja eine der erfolgreichsten Österreichischen Fußballerinnen und bist auch mental eine der Stärksten. Was bedeutet für dich persönlich der Begriff „ Mentale Stärke“ und wann hast du deine mentalen Fertigkeiten erstmals trainiert?
Viktoria Schnaderbeck: Ich habe meine mentale Stärke das erste Mal unbewusst trainiert, als ich mich mit gerade mal 17 Jahren das erste Mal schwer verletzt habe. Im Nachhinein kann ich behaupten, dass diese Verletzung eine Lebensschule war und mich auf mentaler Ebene extrem gefordert und geprägt hat.
Du hast dich nach Verletzungen immer wieder zurück gekämpft, hast immer an ein Comeback geglaubt. Wie sehr hat dich hier deine positive Einstellung und mentales Training unterstützt?
Viktoria Schnaderbeck: Enorm. Vor allem wird es mit jeder weiteren Verletzung schwerer. Ich traue mich zu behaupten, dass ich ohne meinem Glauben und meiner positiven Grundeinstellung nicht jedes Mal erneut zurück gekommen wäre. Ich habe zwar weniger mentales Training direkt gemacht, viel mehr aber an der richtigen Einstellung und dem Mindset gearbeitet.
Dein Cousin Sebastian Prödl sagte mal: „Im Nachhinein bereue ich es, so spät mit Mentaltraining angefangen zu haben“. Warum sollten sich schon Jugendliche mit dem Thema auseinandersetzen?
Viktoria Schnaderbeck: Der Fußball heutzutage bringt immer mehr Herausforderungen mit sich: der Markt, das Geld, der permanente Leistungsdruck und viele andere externe Einflüsse. Dadurch ist es wichtig, dass man klar im Kopf bleibt und nicht geblendet wird. Mentaltraining hilft auf jeden Fall, um mit diesen Dingen besser oder bewusster umzugehen.
Dominik Thalhammer ist ja ein großer Freund von Mentaltraining im Nationalteam. Kannst du uns verraten, wie intensiv ihr mental (z.b. an Handlungsplänen, etc.) in der Mannschaft bei Arsenal arbeitet, im Vergleich zu Bayern München? Gibt es da Unterschiede?
Viktoria Schnaderbeck: Im Nationalteam arbeiten wir sehr intensiv im Mentalbereich und das nun schon seit vielen Jahren. Dominik Thalhammer war es seit Anfang an wichtig, hier Ressourcen freizuräumen. Und mit Mirjam Wolf haben wir eine tolle Sportpsychologin im Team. Ich bin überzeugt, dass das genau der richtige Ansatz war und ein Grund unseres Erfolges war. Wir arbeiten vor allem als Mannschaft in diesen sogenannten „Teamarbeiten“, zum Beispiel an Handlungsplänen, an Entspannungstechniken, an unseren kognitiven Fähigkeiten und vieles mehr. Wir können aber jederzeit auch Einzelgespräche suchen. Bei Arsenal haben wir eine Sportpsychologin. Diese steht uns jederzeit, aber auf freiwilliger Basis zur Verfügung. In München hatten wir niemanden im Verein. Allerdings haben sich Spielerinnen vereinzelt externe Personen anvertraut und einbezogen.
Welche Ratschläge kannst du jungen NachwuchsspielerInnen geben, die ebenfalls Profi werden möchten. Ab welchem Alter sollten sie auch ihre mentalen Fertigkeiten gezielt trainieren?
Viktoria Schnaderbeck: Es gibt kein festgelegtes Alter. Mentaltraining kann auf professionellem Niveau eine wichtige Rolle spielen, aber auch im Jugendbereich schon wichtig sein, in der Pubertät. Ich bin der Meinung, dass ein gutes und solides Umfeld auch einen Beitrag zu Mentaltraining leisten kann, da es ein wichtiger Ausgleich zum Fußballbusiness ist. Eltern und Geschwister, die einen am Boden halten. Freunde, die nicht nur in erfolgreichen Zeiten, sondern auch in schwierigen für jemanden da sind. Hobbies und Interessen, die nicht nur durch den Fußball definiert sind.
Du studierst ja nebenbei auch. Bitte um deinen kurzen Appell an alle jungen Nachwuchstalente, warum eine begleitende Ausbildung so wichtig ist
Viktoria Schnaderbeck: Eine begleitende Ausbildung frühzeitig und rechtzeitig zu machen, kann nur von Vorteil sein. Erstens, es ermöglicht ein zweites Standbein im Falle, dass es plötzlich vorbei sein kann. Zweitens es gibt einem die Möglichkeit, sich auch mit anderen Dingen als dem Fußball auseinander zu setzen, was eine kleine „Auszeit“ vom Tagesgeschäft ermöglicht. Drittens hilft es einem zu verdeutlichen, dass das Leben mehr als nur Fußball ist und dieser für jeden Fußballer/Fußballerin irgendwann zu Ende ist.
Vielen Dank an Viktoria für ihre Einblicke und ihre Ausführungen.
In diesem Sinne, denkt auch dran euren Kopf zu trainieren!
Be strong,
Wolfgang
MANA4YOU
Wolfgang Seidl, MBA
Akademischer Mentalcoach
Dipl. Lebens- und Sozialberater
HeartMath Coach®
Mentalcoach von IRONMAN Austria und von erfolgreichen SportlerInnen
mind@mana4you.at
www.mana4you.at
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