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Österreich nimmt in Schweden Kurs auf Deutschland

Die Schweden waren wieder einmal ein ganz harter Brocken. Aber nicht hart genug, vor allem nicht in der zweiten Halbzeit: Das ÖFB-Team holt in Stockholm einen 3:1-Auswärtssieg und ist damit voll auf Kurs Richtung EM 2024.

Flotter Beginn bringt keine Tore

Gleich zu Beginn unterstrich das Tempo der Partie deren Bedeutung. Für Puls-Ausschläge bei Fans beider Mannschaften war demnach schnell gesorgt. In der zweiten Minute hätte das ÖFB-Team für einen Traumstart sorgen können. Nach einem Geniestreich von Michael Gregoritsch, der ideal Konrad Laimer freispielte, entschied sich der gegen den Volley und für die Ablage auf Stefan Posch. Der Schuss des Bologna-Legionärs von der Strafkante landete jedoch über dem Gehäuse.

Dass auch die Schweden bemüht sind, ihr bisher mageres Punktekonto in der EM Quali aufzustocken, bewiesen sie erstmals in der fünften Minute in Person von Gyökeres, der mit seinem Schuss Alexander Schlager vorerst aber vor keine nennenswerten Probleme stellte. Zuvor tänzelte die Nummer 17 der Schweden auch Dank der offensiven Ausrichtung Posch´  spielend durch die Hintermannschaft. Die gelungene Störaktion von David Alaba verhinderte einen präziseren Abschluss.

Dennoch: Gyökeres verdiente sich mehr und mehr den Ruf als echter Gefahrenherd. Er, Dejan Kulusevski und nicht zuletzt der lange glücklos, aber nun doch wieder zur Form auflaufende Newcastle-Legionär Alexander Isak beschäftigten die österreichische Abwehr, die zu oft unsortiert wirkte. Besonders in der Spieleröffnung blieben Abspielstationen rar, was den Schweden das Pressing erleichterte.

Die beste Gelegenheit in rot-weiß-rot vor dem Wechsel vernebelte Marko Arnautovic, dessen idealer direkter Abschluss nach 15 Minuten abgefälscht wurde und daher am Tor von Olson vorbeirauschte. Der schwedische Keeper war ohnehin deutlich weniger beschäftigt als noch im Hinspiel – ein Fakt, der nur wenig dazu beisteuerte, dass sich die Mundwinkel von Ralf Rangnick hebten.

Stattdessen waren es nach einer halben Stunde abermals die Schweden, die für Gefahr sorgten. Isak traf nach einer Flanke von Kulusevski jedoch aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Deutlich unangenehmer wurde ein Freistoß unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Schon in der Entstehung waren Österreichs Außenverteidiger zu spät auf ihrem Posten, woraufhin Mwene sich mit einem taktischen Foul behelfen musste. Der verhängte Freistoß sorgte nochmals für Konfusion in der Abwehr der Österreicher, am Spielstand konnten die Schweden aber nichts ändern.

Effiziente Österreicher sorgen für klare Verhältnisse

Die Österreich unterwiesen die Gäste jedoch mit Wiederanpfiff, wie das gelingt. Eine Maßflanke von Posch setzte Gregoritsch ideal ins Eck zu seinem zwölften Länderspieltor. Das gewölbte Netz sowie die Schweden blieb keine Zeit sich vom Einschlag zu erholen. Nur ein paar Augenzwinkerer später war es Schlitzohr Arnautovic, der die Fehler der ersten Halbzeit vergessen werden ließ. Eine schnelle Drehung, ein scharfer Schuss, ein bitteres Gurkerl für Olson – 2:0 – kann man so machen.

Dass Gregoritsch fünf Minuten später in einer 4:2-Überzahl Situation seine Mitspieler in der Mitte ignoriert und lieber selbst (zu zentral) abschloss, sorgte jedoch wieder für den anfangs eingestellten erhöhten Pulsschlag – vor allem bei Rangnick, der die Situation in Rage von der Seitenlinie kommentierte. Besser machte es wenig später Mwene, der nach eine großartigen Einzelaktion einen Elfmeter herausholte. Arnautovic, der schon zwölf Minuten zuvor Hans Krankl in der ewigen Schützenliste hinter sich ließ, verwandelte eiskalt in der Mitte – wieder per Gurkerl – kann man erneut so machen.

In weiterer Folge versuchten die Schweden viel, doch noch etwas am Spielstand zu ändern. Es blieb lange beim Versuch. Die Österreicher, die in der ersten Halbzeit ab und an noch zu hektisch, unsortiert und fehleranfällig wirkten, entschieden sich gegen Spannungs-aufhellende Spielelemente. Die Angriffe der Schweden wurden routiniert weg-verteidigt. Für die knapp 43.000 Zuschauer  im Stadion, die größtenteils den Schweden die Daumen drückten, blieb die Ernüchterung zurück. Wer nicht vorab das beneidenswert moderne Stadion verließ, durfte dann doch noch von seinem Sitz hochspringen. Ein platzierter Flachschuss von Holm zu Beginn der Nachspielzeit sorgte für Ergebniskosmetik.

 

 

Tobias Kurakin

  Tobias Kurakin (Redaktionsleitung) Bei 12ter Mann seit 3/2018