Der Druck nimmt zu im Keller
„Büro ist Krieg“, wie schon ein Stromberg zu berichten wusste. Das trifft allerdings auch absolut auf Fußball zu, und besonders auf die Bundesliga. Denn immer wieder im Spätherbst erleben hier die ersten Vereine was es bedeutet, sich auf einen langen Winter einzustellen. Für einige der Teams- und vor allem für die Fans – ist das zwar nichts Neues, aber es jedes Jahr erneut zu erleben, ist sicherlich nichts für schwache Herzen. Über den Druck, in den Bundesliga bestehen zu wollen und müssen.
Die „klassische“ Fahrstuhlmannschaft gibt es nicht mehr
Noch vor einigen Jahren konnte man sich sicher sein, dass entweder Bochum und/oder Nürnberg nach einer eher schlechten Saison den Gang in Liga 2 antreten würden. Nur, um dann direkt im Folgejahr wieder hochzukommen. Als „Fahrstuhlmannschaft“ berühmt und berüchtigt, war der Abstiegskampf alle zwei Jahre wieder das Hauptthema. Das hat sich aber ein wenig gewandelt in den vergangenen Jahren. War es bis Mitte der 2000er noch so, dass es vielleicht 21, 22 Mannschaften gab, die ernsthaft um einen Platz in Liga 1 kämpften, so sind es nun schon knapp unter 30, die Ansprüche stellen. Mit Hoffenheim, Leipzig und auch Ingolstadt etwa sind im letzten Jahrzehnt Mannschaften aus den niederen Ligen in die Beletage gestoßen, die man früher noch gar nicht mit Fußball identifiziert hat. Zwar ist Ingolstadt mittlerweile wieder in Liga 3 angekommen, aber der Trend zeigt eindeutig: mehr Teams stellen Forderungen nach oben. Aktuell etwa Bielefeld und auch Aue – zwei Teams, die man sich nur schwer gegen die Münchener Bayern vorstellen kann.
Was das für den Abstiegskampf bedeutet? Nun, oft galten die Absteiger in der nächsten Saison als unangefochtene Favoriten auf den direkten Wiederaufstieg. Mehr Geld, bessere Spieler und auch sonst oft bessere Voraussetzungen waren gegeben. Allerdings darf man nicht vergessen, wie gut auch die 2.Bundesliga geworden ist. Die Tatsache, dass der HSV aus Hamburg nun schon im zweiten Jahr nach Sandhausen und Heidenheim fährt, sollte Beweis genug sein, dass man es nun mit mehr Schwergewichten zu tun bekommt. Hannover 96 etwa wird vorerst gar nicht mehr erwähnt, sondern muss sich vielmehr strecken, um nicht direkt in die 3.Liga durchgereicht zu werden.
Fakt also: Mehr Vereine preschen nach oben, was für zusätzlichen Druck bei den aktuellen Abstiegskandidaten in Liga 1 sorgt – oder sorgen sollte.
Köln sieht sich immer noch als Macht
Der 1.FC aus Köln durchlebt aktuell eine solche Zeit – im vergangenen Jahr sehr erfolgreich durch Liga 2 marschiert, hat man sich auf Kernpositionen verbessert und zudem die erfolgreiche Mannschaft größtenteils zusammenhalten können. Allerdings scheint das in der Bundesliga kein Rezept für Souveränität zu sein. Nun hat auch Düsseldorf ihnen den Rang als Nummer 1 am Rhein abgelaufen. Wenn sich Kölle nicht bald wieder fängt, kann es also sein, dass sie den Ruf der neuen „Fahrstuhlmannschaft“ bekommen. Denn zusammen mit Paderborn und auch ein wenig Mainz, Augsburg, Werder Bremen und die Hertha aus Berlin stecken recht viele Vereine da unten drin. Stillstand scheint sich bei einigen breit zu machen, so wirken zumindest viele der letzten Spiele. Sich auf früheren Erfolgen auszuruhen, hilft übrigens nicht nur Köln nicht. Auch in der Hauptstadt ist man sich sicher, ob der vielen neuen Millionen des Großaktionärs eine goldene Zukunft zu haben – dabei ist die Gegenwart eher weniger rosig. Mit Klinsmann an der Seite kann also der Herbst an der Spree ebenfalls der launisch werden. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass man sich für die kommenden Wochen auf spannende Fußballspiele von heute und morgen einstellen kann. Denn aktuell sind ja immer noch fünf bis sechs Teams im Keller und mit wenig Luft zu atmen. Der Druck nimmt stetig zu, denn wer hier absteigt, der kann sich eventuell auf einige Jahre in Liga 2 gefasst machen. Und das würde weder Stromberg noch jeglicher Fußballfan wollen.