Exotische Arten des Glücksspiels
Wer regelmäßig Gast in Spielhallen ist, wird vermutlich einen guten Überblick über die diversen Spiele haben. Roulette, Blackjack und selbst die meisten Automatenspiele sollten viele Spielerinnen und Spieler in unseren Breitengraden kennen. Neugierige unter Ihnen haben vielleicht sogar schon eine Runde Pachinko, Keno oder Sic Bo in Ihrer Lieblingsspielhalle gespielt, falls möglich. Doch wie sieht es mit solchen Namen wie Schlesische Lotterie, Glocke und Hammer oder Minoru aus? Und kennen Sie auch Barbudi, Shut the Box oder Polnische Bank?
Wir stellen Ihnen Glücksspiele vor, von denen Sie vielleicht noch nie gehört haben und geben Ihnen damit Einblicke in eine Welt, die weit größer ist, als Sie sich bisher vorstellen konnten.
Würfelspiele
Eine der simpelsten Arten des Glücksspiels ist das Würfeln. Bei diesen Spielen entscheiden ein oder mehrere Würfel mit meist jeweils bis zu sechs Augen über Gewinn oder Verlust der jeweiligen Partie. Da sich der sechsäugige Würfel bei uns durchgesetzt hat, kennen Sie vermutlich noch einige Spiele aus Ihrer Kindheit. Denn um zu würfeln braucht man nicht viele Utensilien, wodurch es eine nette und vor allem kostengünstige Glücksspielart ist, die zudem wenige Vorkenntnisse braucht. Glücksspielvarianten, die mittlerweile als exotisch gelten, sind oft solche, die bei uns etwas in Vergessenheit geraten sind.
Eines davon ist das Meiern, auch Mäxchen oder Mäxle genannt, je nach Ort, wo es gespielt wird. Hierbei wird dem Nachbarn ein Wurfergebnis aus zwei Würfeln angesagt, das dem Nachbarn und allen anderen Mitspielerinnen und Mitspielern nicht gezeigt wird. Der Nachbar muss das Ergebnis als wahr anerkennen oder den Spieler oder die Spielerin als Lügner entlarven. Ziel ist es, beim Würfeln so hoch wie möglich zu kommen und dabei die anderen Spielerinnen und Spieler zu übertrumpfen, notfalls mit falschen Angaben. Es erinnert damit etwas an Poker, da es nicht nur um Glück, sondern auch um strategische Schauspielerei geht.
Craps, Barbudi und Sic Bo
Viele Würfelspiele funktionieren jedoch auch als reine Glücksspiele, bei denen keine schauspielerischen Fähigkeiten gefragt sind. Bei Craps, einem Spiel mit zwei Würfeln, müssen Sie auf die Augenzahl setzen. Sie gewinnen, wenn Sie mit Ihrer Wette richtig lagen. Man kennt das Spiel sicherlich aus Las Vegas Spielhallen und Filmen zum Thema. Erkennbar ist es daran, dass der Spieler die Würfel selbst gegen eine Wand wirft. Auch Barbudi funktioniert in ähnlicher Weise.
Drei Würfel entscheiden das in vielen Spielhallen mittlerweile auch hier auffindbare Sic Bo oder auch Hi Lo genannt. Hierbei geht es ebenfalls einzig um die Augenzahlen der drei Würfel, auf die man, ähnlich wie beim Roulette, auf einem Tableau vorab tippt. Man kann hier entweder jede Augenzahl tippen oder die Gesamtaugenzahl. Dementsprechend hoch ist auch die Gewinnausschüttung. In Casinos mit 5 Euro Bonus und ausgewählten europäischen Spielhallen finden Sie das ursprünglich aus China stammende Spiel heute vermehrt.
Kartenspiele
Da ein volles Kartendeck 52 Karten hat, sind Spiele mit Karten meist erheblich komplexer als Würfelspiele. Neben den typischen Games von Skat bis Mau-Mau haben sich hier sehr viele Arten in Europa bis Asien ausgebildet, die ihre ganz eigenen Regeln haben und manchmal sogar weitere Spielarten miteinander kombinieren.
Eines davon ist Minoru, das mittels des Ziehens von Karten ein Pferderennen simuliert. Die Höhe der Karte entscheidet, welches Pferd auf der Rennbahn weiterkommt. Dabei wird dann auf das jeweilige Pferd gesetzt. Ein anderes Game, dass das Spiel Domino mit einem Kartenspiel verbindet, ist Fan Tan. Hier werden auf Siebenen folgend höhere oder niedrigere Karten angelegt.
Ganz ohne ein klassisches Kartendeck, sondern mit eigenen Kartensymbolen ausgestattet ist das bis 1945 häufig unter europäischen Juden gespielte Würfel-Kartenspiel Glocke und Hammer. Dieses sehr komplexe Spiel umfasst Auktionen, Würfelergebnisse und strategisches Geschick. Ebenfalls eine Variante eines Kartenspiels, das eher an Solitaire erinnert, dabei jedoch ein Tippspiel ist, ist Hoggenheimer. Dabei werden auf einem Spielfeld hintereinander Karten ausgelegt, die nach Farbe und Wert sortiert sind. Man tippt auf das Erscheinen einer Karte, bevor der Joker gezogen wird, denn dann endet das Spiel und das Ergebnis wird ausgezahlt.
Von Polnische Bank bis Planetenspiel
Bei Polnische Bank, auch Grundehrlich oder Stitch genannt, wird wie bei einer Reihe von ähnlichen Spielen gegeneinander geboten. Auch hier bestimmt Farbe und Wert der Karte, wer die jeweilige Runde gewinnt. So wird von der Bank eine Karte gezogen und die Spieler ziehen ebenfalls eine, die im besten Fall die der Bank übertrumpft. Es ist daher eine rudimentäre Form des Blackjack und hat auch ähnliche Auszahlungsquoten mit Vorteilen gegenüber der Bank.
Beim Planetenspiel hingegen werden die Augenzahlen der Karten unabhängig von ihrer Farbe abgelegt. Die Karten werden dabei unter den Spielerinnen und Spielern verteilt und man versucht, so viele wie möglich loszuwerden. Eine Ausnahme ist die Karo 9, die als Joker eingesetzt werden kann. Es verliert derjenige Spieler, der am Ende die höchste Augenzahl auf der Hand hat.
Glücksspiel als Spiegel der Zeit
Einige Spiele, die heute nur noch selten gespielt werden oder gar ganz in Vergessenheit geraten sind, zeugen davon, wie sich Bevölkerungen durch Zuwanderung, Besetzung, durch Handel mit anderen Kulturen und schließlich durch Kriege verändert haben. Ein Beispiel dafür ist das Glücksspiel Dreidel. Der Name erinnert bereits an den Gegenstand, der hier im Mittelpunkt steht, der Kreisel. Er ist bei diesem Spiel jedoch nicht rund, sondern hat vier Seiten, auf denen hebräische Buchstaben stehen. Jede Spielerin, jeder Spieler darf kreiseln. Fällt der Kreisel um, liegt ein Buchstabe oben auf und je nach Ergebnis wird entweder der Einsatz (ein Geldstück) gewonnen, man erhält nichts, nur die Hälfte oder muss etwas in den Geldtopf nachlegen.
Durch den Holocaust ist dieses jüdisch geprägte Spiel in Europa nicht mehr zu finden und heute nur noch auf Gemälden dieser Zeit zu sehen. Interessant ist auch das Glücksspielverbot, das manche Spiele, die heute als unproblematisch angesehen werden, in früheren Jahren unter Strafe stellten. In der Liste verbotener Spiele von 1904 aus dem Königreich Österreich-Ungarn zum Beispiel wurden Baccarat und Domino als illegal aufgeführt. Heute werden beide Spiele wieder gespielt.
Baccarat erfreut sich derzeit wieder wachsender Beliebtheit, obwohl es bereits im 16. Jahrhundert in Italien bekannt war und damit zu den ältesten Spielen in Spielbanken zählt. Welches Glücksspiel gerade en vogue ist, liegt an vielen Kriterien. Gerade heute finden durch das Internet immer mehr exotische Spiele eine Heimat in Spielhallen, die hauptsächlich von europäischer Kundschaft besucht werden. Von Sic Bo über Keno bis hin zum Revival von Baccarat – welches Glücksspiel in Casinos demnächst am häufigsten gespielt wird und damit das Prädikat “exotisch” verliert, bleibt abzuwarten.