Frauenfußball – Noch lange nicht am Ziel
Das Magazin Kicker berichtete zuletzt über die Jubiläumsfeier des FC Basel, im Zuge dessen die Kickerinnen des Klubs zum Arbeiten verpflichtet wurden. Sie selbst waren zur Feier nicht eingeladen. Dann sorgte auch noch der Kommentar des DJs Martin Solveig bei der Preisverleihung zum Ballon D`Or gegenüber Weltfussballerin Ada Hegerberg für Aufsehen. Diese und andere Vorkommnisse beweisen, dass im Fußball Sexismus nach wie vor an der Tagesordnung ist. 12termann.at nahm diese Ereignisse zum Anlass, sich näher anzusehen, wo der Frauenfußball in Österreich derzeit steht.
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Im Sommer 2017 sorgte das Frauen-Nationalteam für noch nie dagewesene Erfolge im Frauenfußball und löste einen wahren Hype aus. Die Erfolge bei der Europameisterschaft sorgten dafür, dass die Heldinnen von Holland mittlerweile fast jedem (auch männlichen) Fußballfan hierzulande bekannt sind. Die Medienberichterstattung macht seitdem keinen Bogen mehr um Frauenfußball, sondern bindet ihn als wichtigen Bestandteil in ihr Programm ein. 12termann.at bzw. 12tefrau.at haben dazu maßgeblich beigetragen.
Frauenfußball aktiv – Fünf Leistungsstufen und Leistungszentren
Mittlerweile spielen in Österreich rund 250 Frauenteams in fünf Leistungsstufen des ÖFB . Neben der österreichweiten Planet Pure Frauen-Bundesliga gibt es zwei zweite Frauenligen (West und Ost) sowie in jedem Bundesland eine erste Landesliga. Darunter gibt es oft auch weitere Leistungsstufen. Aber auch in die Talenteförderung wird seit einigen Jahren intensiv investiert: Aus dem Nationalen Zentrum für Frauenfußall in Sankt Pölten ging schon so manche Nationalspielern und so manche Legionärin in der deutschen Allianz Frauen-Bundesliga hervor. Gleichzeitig haben sich auch in den Bundesländern eigene Mädchen-Ausbildungszentren gebildet.
Nachholbedarf hat Österreich noch bei den Trainerinnen: Ende 2017 hatten nur sieben Frauen beim ÖFB die UEFA A-Lizenz erworben (im Vergleich dazu rund 1.690 Männer), weitere fünf die UEFA B-Lizenz (Männer: rund 2.280). Bislang gibt es mit Irene Fuhrmann nur eine einzige Österreicherin mit einer UEFA Profi-Lizenz.
Frauenfußball im ORF – Zufriedenstellende Marktanteile
Dass Frauenfußball mittlerweile en vogue ist, beweisen auch die Marktanteile der ORF-Liveübertragungen der Planet Pure Frauen Bundesliga, die im Schnitt ca. 1 % Marktanteil erreichen. Das bisher am besten genutzte Spiel war die Liveübertragung zum Liga-Auftakt zwischen SK Sturm Graz und dem SKN St. Pölten mit ca. 20.000 Zuseher in der zweiten Halbzeit. Das Spiel erreichte insgesamt einen Marktanteil von 1,5 % und knapp 30.000 Zuseherinnen. Zusätzlich zeigt der ORF Beiträge in den Fußball-Sendungen am Samstag und Sonntag auf ORF Eins und erreicht damit weitere 200.000 Zuseher.
Insgesamt 1,3 Millionen Zuseher haben in der aktuellen Saison bereits Frauenfußball im ORF mitverfolgt. „Das sind für den ORF Sport zufriedenstellende Werte und sehr gute Gründe, beim Thema Frauen-Fußball medial am Ball zu bleiben“, so Martin Szerencsi, Legal Advisor des ORF.
Sexismus steht nach wie vor an der Tagesordnung
Dennoch gibt es nach wie vor Schattenseiten, die durch diese positiven Entwicklungen überdeckt werden. Das Magazin Kicker berichtete zuletzt über die Jubiläumsfeier des FC Basel, im Zuge dessen die Kickerinnen des Klubs zum Arbeiten verpflichtet wurden. Sie selbst waren zur Feier nicht eingeladen. Dann sorgte auch noch der Kommentar des DJs Martin Solveig bei der Preisverleihung zum Ballon D`Or gegenüber Weltfußballerin Ada Hegerberg für Aufsehen. Der Moderator forderte die Norwegerin nach ihrer Dankesrede auf, zu „twerken“, statt sie nach ihren fußballerischen Leistungen zu befragen.
Noch lange kein Profitum
Gleichzeitig wird deutlich, dass Fußballerinnen nicht nur faktisch, sondern auch rechtlich nach wie vor diskriminiert werden. So veröffentlichte die Plattform Football Leaks zuletzt diskriminierende Vertragsregelungen im englischen Frauenfussball. Nach Informationen des Spiegel haben englische Klubs nach dem Regelwerk der ersten englischen Liga Womens Super League (WSL) das Recht, Spielerinnen nach einer mehr als dreimonatigen Verletzungspause zu kündigen. Die männlichen Kollegen müssen sich auch in diesem Fall keine Sorgen um ihre Weiterbeschäftigung machen.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Spielerinnen, wenn sie nicht in einer Topliga wie zum Beispiel in den USA beschäftigt sind, nach wie vor nicht vom Fußballsport leben können. Auch in der deutschen Bundesliga ist es Gang und Gebe, dass die Spielerinnen nebenbei arbeiten oder studieren. Dies liegt auch daran, dass nur wenige finanzstarke Männerfußballklubs sich eine eigene Frauen-Abteilung „leisten“ wollen. In Österreich haben bislang nur der SKN St. Pölten, Austria Wien (mit der Kooperation mit dem USC Landhaus), der SK Sturm Graz und der FC Wacker Innsbruck in der Bundesliga vertretene Frauen-Teams.
Fazit: Frauenfussball ist noch lange nicht am Ziel
Der Frauenfußball hat in den letzten Jahren definitiv an öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Allerdings gibt es nach wie vor Dinge zu verbessern. Dazu gehören die Bezahlung und die soziale Absicherung der Spielerinnen, aber auch die mediale Präsenz und Darstellung. Zuletzt kündigte Rapid Wien an, künftig ein Frauenteam stellen zu wollen. Man warte aber noch auf die Fertigstellung der in Bau befindlichen Trainingsplätze. Bleibt zu hoffen, dass die Rapid-Frauen künftig an den klubbezogenen Feierlichkeiten teilnehmen dürfen.
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Auch der FC Wacker Innsbruck hat eine Damenmannschaft in der Bundesliga.