CL-Vorschau: Atletico Madrid – FK Austria Wien
Zeigt die Wutrede auch international Wirkung?
Nach dem zuletzt eher grauen Liga-Alltag und dem als Resultat der Wutrede von Nenad Bjelica verbundenen 3:0-Erfolg über den SC Wiener Neustadt bei 2.900 Zusehern, treffen die Veilchen in der Königsklasse heute um 20:45 (Live auf Puls4/Sky) im vollen Stadion "Vicente Calderón" auf Atlético Madrid. Das bedeutet, der souveräne Erste in Gruppe G (neun Punkte), der seinen historischen Rekord von vier aufeinanderfolgenden Pflichtspielsiegen in der Champions League und vorzeitig die KO-Phase erreichen möchte, empfängt den Letzten (ein Punkt), der nichts zu verlieren hat und der die eher geringe Chance auf Platz 3 wahren möchte. Ganz Fußball-Österreich freut sich auf den 4. Einsatz des einzigen österreichichen Vertreters in der Champions League.
Der Sieg in Wiener Neustadt kam zum richtigen Zeitpunkt und sollte bei den Veilchen als gutes Omen gelten. Denn als man zuletzt am 17. August in der Liga die Niederösterreicher mit 5:0 bezwang, konnte kurz darauf mit dem 2:0-Sieg gegen Dinamo Zagreb ein großer Schritt Richtung Gruppenphase gesetzt werden.
Man konnte vergangenen Sonntag auch bereits deutlich einen Umbruch in der Mannschaft erkennen. Nach den doch sehr mäßigen Erfolgen in der jüngeren Vergangenheit und der schmerzhaften Derbyniederlage gegen Rapid in Runde 13, entschloss sich Nenad Bjelica einiges zu verändern. Der sonst immer im Aufgebot stehende Philipp Hosiner, der im Nationalteam nur auf Abruf bereit steht, musste sich – ebenso wie Markus Suttner – mit einem Platz auf der Bank zufrieden geben. Für sie spielten der sich in guter Form zeigende Roman Kienast, der auch alle 3 Tore erzielte, sowie Marin Leovac. Weiters wurde der einstige Leistungsträger Tomas Jun nicht einmal im Kader berücksichtigt. Für ihn durfte der junge Steirer Thomas Murg von Beginn an ran und spielte eine ausgesprochen gute Partie. Ramsebner, der bereits in St. Petersburg eine sehr solide Leistung brachte, ersetzte den gesperrten Kaja Rogulj. Auch der erst 17Jährige Hoffnungsträger und U17-Nationalteamspieler Sascha Horvath, der bereits in der UEFA Youth League groß aufgeigte, kam in den letzten 10 Minuten zu seinem Bundesligadebüt. Er steht allerdings nicht im Kader für das Spiel gegen Atlético Madrid und hat stattdessen die starken Jungveilchen, die auch nach der 1:2-Niederlage bei Atletico Madrid immer noch Erster in Gruppe G sind, in der UEFA Youth League verstärkt.
Los Rojiblancos, wie die Madrilenen auch genannt werden, konnten ihre Generalprobe für das heutige Match auch souverän mit 2:0 gegen Atlétic Bilbao für sich entscheiden und somit den zweiten Platz in La Liga gegenüber dem Erzrivalen Real Madrid behaupten. Die Tore erzielten der wieder genesene David Villa und Diego Costa, der den Austria-Anhängern nach seinem Doppelpack in Wien gegen eine überforderte Austria sicherlich noch schmerzlich in Erinnerung geblieben ist.
Das Ziel der Austria ist ganz klar vorgegeben: nicht dieselben defensiven Fehler wie beim Hinspiel begehen und kämpfen bis zum Umfallen. In Madrid wird ein einzelner Spieler nicht den Ausschlag geben, vielmehr wird das Kollektiv dort gefragt sein. „Wir sind krasser Außenseiter und haben nur eine Chance, wenn jeder einen guten Tag hat, wenn wir als Mannschaft geschlossen auftreten, uns nichts scheißen und die Zweikämpfe mit Selbstbewusstsein bestreiten. Dann ist auch gegen so ein Team etwas möglich“, fordert Ramsebner totalen Einsatz. „Wir müssen defensiv sehr kompakt stehen, weil wir gegen eine sehr angriffslustige Elf spielen“, gab Kapitän Manuel Ortlechner als oberste Devise aus. „Wir können bestenfalls überraschen“, sagte „Orti“ realistisch. Umso länger die Null hinten steht umso besser sind die Chancen auf Erfolg. Für den österreichischen Fußball und gleichbedeutend die 5-Jahreswertung wäre es ein großer Schritt nach Vorne.
Wie die Austria aufgestellt sein wird, ist nach den vielen Änderungen die Nenad Bjelica gegen Wiener Neustadt getätigt hat, eher fraglich. Es würde aber niemanden überraschen wenn der stark aufspielende Roman Kienast diesmal von Beginn an statt Hosiner auf Torjagd gehen würde. Ebenso fraglich ist der Einsatz von Tomas Jun, den einzigen Spieler im Kader der Favoritener, der bereits ein Tor in der Königsklasse erzielen konnte. Man rechnet hier eher mit einem Einsatz von Thomas Murg, dessen Formkurve eindeutig nach oben zeigt, oder mit dem erfahreneren Tomas Simkovic.
Der Kader des FK Austria Wien gegen Atlético Madrid
Tor: Heinz Lindner, Pascal Grünwald.
Abwehr: Fabian Koch, Manuel Ortlechner, Kaja Rogulj, Christian Ramsebner, Markus Suttner, Lukas Rotpuller, Markus Suttner, Marin Leovac.
Mittelfeld: Daniel Royer, Tomas Jun, James Holland, Florian Mader, Tomas Simkovic, Thomas Murg, Bernhard Luxbacher.
Angriff: Philipp Hosiner, Roman Kienast, Rubin Okotie
Die Madrilenen unter Trainer Diego Simeone werden die Austria bestimmt nicht auf die leichte Schulter nehmen und werden mit Sicherheit alles dafür geben, sich bereits heute für die KO-Phase zu qualifizieren. Dass die Austria dem Favoriten einen Strich durch diese Rechnung machen könnte, glaubt in der spanischen Hauptstadt niemand. Bei warmen Bedingungen um die 20 Grad und einem, mit 54.000 Besuchern vollbesetzten Estadio Vicente Calderón, erwarten sich alle eine Fiesta mit einem ungefährdeten Sieg und einen damit verbundenen Einzug ins Achtelfinale. Doch wer weiß, König Fußball schrieb schon einige Geschichten um. Mit einer kompakten Mannschaftsleistung und ein wenig Fortuna könnten es am Ende die Veilchen sein, die im spanischen Nachthimmel aufblühen.
(Autor: heindlinho)