Die Leiden des Lukas Hinterseer beim HSV
Im Sommer 2019 präsentierte der HSV mit [spielerprofil spieler=“Lukas Hinterseer“] jenen Stürmer, der den Traditionsverein zurück in die erste Liga schießen sollte. Der Österreicher empfahl sich mit 35 Toren in 65 Einsätzen beim VfL Bochum für den Transfer nach Hamburg – hat seine Treffsicherheit in der 2. Bundesliga somit nur zu gut unter Beweis gestellt. Nun scheint es, als könnte der Nationalspieler seinen derzeitigen Arbeitgeber bald wieder verlassen, mit Simon Terodde steht ein neuer Stürmer kurz vor der Verpflichtung. Eine interessante Personalentscheidung der Hamburger.
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Der Start von Lukas Hinterseer unter Trainer Dieter Hecking verlief aus Sicht des damals 28-Jährigen durchaus vielversprechend – Hinterseer stand in den ersten zehn Saisonspielen in der Startelf, erzielte dabei vier Tore und drei Assists. Doch bereits im Herbst ließ Hecking erstmals aufhorchen, dass er mit den Leistungen von Hinterseer nicht immer zufrieden sei – der Österreicher arbeite zu wenig nach hinten, lässt zusätzlich Torgefahr vermissen, er könne auf jeden Fall noch deutlich mehr. Angespornt von der Aussage des Trainers setzte der ehemalige Ingolstadt-Legionär noch ein Schäufelchen drauf, kurz vor und auch direkt nach der Winterpause legte der Stürmer bis 8.2. nochmal fünf Treffer nach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der HSV lediglich drei Saisonspiele verloren, lag auf einem Aufstiegsplatz. Doch ab dem Doppelpack gegen den Karlsruher SC Anfang Februar, der dem HSV einen 2:0-Sieg bescherte, nahm für Hinterseer das Unheil seinen Lauf.
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Nach einer 0:3-Niederlage gegen Erzgebirge Aue fand sich der Stürmer in den letzten zehn Spielen (neun davon nach der Corona-Pause) nur mehr auf der Bank, erzielte keinen einzigen Treffer mehr, konnte auch keinen Assist beisteuern. An den letzten beiden Spieltagen, als der HSV zuerst gegen Heidenheim mit 1:2 verlor und dann sang- und klanglos gegen den SV Sandhausen mit 1:5 unterging, reichte es für Hinterseer lediglich zu acht Einsatzminuten. Gegen Sandhausen durfte er sich, obwohl Offensive gefragt gewesen wäre, gar nicht mehr beweisen. Wiederholt wurde von Seiten des Trainers auf die mangelnde Arbeit des Stürmers hingewiesen, doch seitdem Hinterseer auf die Bank verdonnert wurde, verlor der HSV fünf Spiele, davon zwei absolute Schlüsselspiele am Ende der Saison. Die Rolle des Einserstürmers fiel nach der Corona-Pause Joel Pohjanpalo zu, der im Winter leihweise von Bayer 04 Leverkusen geholt wurde. Der Finne bestätigte seine Einsatzzeiten mit sieben Toren in den letzten neun Spielen, kommt mit insgesamt neun Treffern auf dieselbe Anzahl wie Hinterseer.
Auch unter dem neuen Trainer in Hamburg, Daniel Thioune, dürften die Karten für Hinterseer nicht besser fallen. Die Hamburger stehen laut Medienberichten kurz vor der Verpflichtung des 32-jährigen Kölners Simon Terodde. Dieser bejubelte in der letzten Saison für den 1. FC Köln in der Bundesliga in 23 Einsätzen drei Tore und einen Assist. Interessanterweise ist Terodde jedoch ein ähnlicher Spielertyp wie Hinterseer. Der Stürmer ist für seine Vollstreckerfähigkeiten, im Speziellen in der 2. Bundesliga, bekannt, hält sich am liebsten im gegnerischen Strafraum auf. Defensivarbeit ist dem vormaligen Stuttgarter eher Fremd, auch ist Terodde nicht gerade für seine positionstechnische Flexibilität bekannt. Eine Fähigkeit, die Hinterseer jedoch auszeichnet, beim HSV kam er immer wieder mal auf den Außenseiten zum Einsatz.
Stellt man die Statistiken von Terodde und Hinterseer aus der letzten Saison gegenüber, so fällt auf, dass die beiden Stürmer in puncto Zweikämpfe gleichauf liegen. Hinterseer hat zwar am Boden eine besser Zweikampfbilanz, Terodde dafür in der Luft. Hinsichtlich Passgenauigkeit und erfolgreiche Dribblings liegt Hinterseer jedoch statistisch gesehen vor dem Deutschen, auch im Bezug auf erfolgreiche Tacklings und gewonnenen Ballbesitz hat der Österreicher die Nase vorn. Dennoch ist die sportliche Leitung mit der hinterseerschen Leistung nicht zufrieden, auch wenn HSV-Sportdirektor Mutzel zuletzt bekräftigte, dass Hinterseer zu schlecht gemacht wurde. Kleines Detail am Rande, auch im Vergleich zu Pohjanpalo liegt Hinterseer gerade im Bereich der erfolgreichen Tacklings und des gewonnen Ballbesitz vor dem Finnen.
Der HSV holt mit Terodde nun scheinbar einen Spielertypus, den man mit Lukas Hinterseer bereits gut abdeckt und den man im Vorjahr in Form des Österreichers noch kritisiert hat. Auch die zuvor genannten statistischen Werte sprechen im Vergleich für den geborenen Tiroler. Noch dazu ist der (wohl) zukünftige Neuzugang drei Jahre älter als Hinterseer, eine langfristige Planung sieht anders aus. Zudem fehlt Terodde noch der Beweis, dass er auch in der ersten deutschen Liga seinen Torriecher unter Beweis stellen kann – mit 33 Jahren in der kommenden Spielzeit, sollte der Aufstieg dem HSV überhaupt gelingen, wird eine Beweisführung wahrscheinlich auch nicht gerade einfacher.