Deutschland

Nach Punktgewinn gegen den Vizemeister: Hasenhüttl hadert nach spätem Ausgleich

Seit März dieses Jahres betreut Ralph Hasenhüttl den deutschen Bundesligisten VfL Wolfsburg. Der Start in die neue Spielzeit verlief für den österreichischen Cheftrainer alles andere als nach Plan. Vier Punkte nach fünf Spielen stehen für den gebürtigen Grazer und seine „Wölfe“ auf der Haben-Seite. Ein kleines Erfolgserlebnis gab es in der letzten Begegnung gegen den Vizemeister VfB Stuttgart, denn trotz schwacher Leistung schnupperten die Wolfsburger an einem Sieg, den sie erst in der Nachspielzeit verschenkten.

VfL Wolfsburg punktet nach blutleerem Auftritt gegen Stuttgart

Das 2:2-Unentschieden gegen den überraschenden Vizemeister der vergangenen Saison wirkt wie ein Punktgewinn, dennoch fühlte sich das Remis nach dem späten Ausgleichstreffer wie eine Niederlage an. Besonders die Art und Weise, wie das Ergebnis zustande kam, war aus Sicht der Wölfe erschreckend. Der VfB Stuttgart dominierte die Begegnung von Beginn an. Selbst als die Schwaben durch einen fragwürdigen Ausschluss gegen Spielmacher Atakan Karazor dezimiert war, liefen die Wolfsburger den Stuttgartern und dem Ball hinterher. „Wir mussten unglaublich viel investieren gegen den Ball“, stellte Hasenhüttl nach der Partie ernüchtert fest.

Für den Kapitän der Wolfsburger, Maximilian Arnold, war es die schlechteste Saisonleistung der noch jungen Saison. „Wir hatten nicht die Energie auf dem Platz wie in den ersten vier Spielen, so ehrlich muss man sein. Das ist das Verrückteste, dass wir mit dieser Leistung einen Punkt mitgenommen haben und eigentlich drei hätten mitnehmen müssen“, zeigt sich Arnold nach dem Spiel enttäuscht über zwei verlorene Punkte. Dass er mit seiner Einschätzung richtig liegt, zeigt die Statistik der gelaufenen Kilometer der Teams. Der VfL hinkt auch in dieser Statistik den überlegenen Stuttgartern hinterher, die mit zehn Männern mehr Kilometer gelaufen sind (107,55 km) als der VfL (107,13 km).

Kaum Ballbesitz und ideenloses Aufbauspiel in Überzahl

Dass die Stuttgarter auch in Unterzahl die bessere Mannschaft war, zeigt das Verhältnis des Ballbesitzes. 70:30 lautete die Ballbesitzstatistik zugunsten der Schwaben, die über eine halbe Stunde in Unterzahl agieren mussten. Phasenweise schlug das Pendel noch deutlicher für den Vizemeister aus. In Pressing-Situationen, für welche die Mannschaften von Hasenhüttl bekannt sind, kamen die Wölfe nur bedingt. Wenn sie es schafften, hohe Ballgewinne zu erzielen, wurde es schnell gefährlich für das Tor der Stuttgarter, denn aus solchen Drucksituationen sind die Tore der Hasenhüttl-Elf gefallen.

Im eigenen Spielaufbau zeigte sich in der Partie ein Klassenunterschied zwischen den beiden Teams. Während es der VfB durch schönes Kombinationsspiel auch in Unterzahl schaffte, gefährlich vor dem Tor der Wölfe aufzutauchen, taten diese sich schwer einen geordneten Spielaufbau zu schaffen. Das Team von ÖFB-Legionär Patrick Wimmer, der bei dem Spiel nicht im Kader stand, zeigte sich immer wieder ideenlos und ließ die nötige Passgenauigkeit und Schärfe vermissen. „Wir sind nicht in der Lage, den Gegner mit ein paar Pässen aus der Defensive zu holen. Das sind Dinge, die wir definitiv besser machen können und müssen“, analysierte Hasenhüttl nach dem Schlusspfiff nüchtern. In den Reihen der Wolfsburger zeigten vor allem die drei Innenverteidiger mit einer Passgenauigkeit von unter 70 Prozent eine schwache Leistung im Passspiel.

Spielmacher enttäuscht mit wenig Ballkontakten

Kapitän Arnold, der im Mittelfeld die Strippen für den Deutschen Meister aus der Saison 2008/09 zieht kam in der gesamten Partie auf lediglich 25 Ballkontakte. Die meisten Ballkontakte in den Reihen der Wölfe hatte der Rechtsverteidiger Kilian Fischer, der sich bemüht zeigte und mit 78 Prozent Passgenauigkeit über dem Durchschnitt der Mannschaft lag. Dies zeigt, wie gut der VfB den Spielmacher der Wolfsburger aus dem Spiel nahm und die Wolfsburger auf die rechte Seite zwang, über die nur wenig Gefahr entstand. Im nächsten Spiel trifft Hasenhüttl mit seinem Team auf den VfL Bochum, der mit durchschnittlich 41 Prozent Ballbesitz eines von zwei Teams ist, welches noch weniger am Ball ist als der VfL Wolfsburg (43 Prozent). Will Hasenhüttl mit seinem Team nicht schon früh in eine Abwärtsspirale geraten, ist ein Sieg gegen den aktuell Tabellenvorletzten Pflicht.