Saisonvorschau Besiktas Istanbul
Kann Besiktas die Stadtrivalen zum Titeldreikampf bitten?
Die letzte Saison von Besiktas Istanbul darf als durchaus erfolgreich betrachtet werden – man holte hinter den Stadtrivalen Fenerbahce und Galatasaray den dritten Tabellenplatz und sicherte sich dadurch einen Champions-League-Qualifikationsplatz. Dort besiegten die Jungs von Slaven Bilic in der 3.Runde Feyenoord Rotterdam und scheiterten allerdings dann im Play-Off an Arsenal London. Als Trostpflaster darf Besiktas nun in der Europa-League antreten.
Ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft von Besiktas ist der Österreicher Veli Kavlak, der seiner vierten Saison in der Türkei entgegenblickt und aus dem Mittelfeld mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. In der Vorsaison trug der 25-Jährige sogar mal die Kapitänsschleife – seine starken Leistungen blieben in Europa nicht unentdeckt. So halten sich auch in dieser Transferperiode Gerüchte, wonach Kavlak den Verein noch verlassen könnte.
Rückblick auf die Saison 2013/2014
Sieht man sich die Entwicklung des Tabellenplatzes von Besiktas Istanbul in der Spielzeit 2013/2014 an, so fällt auf, dass der Verein lediglich nach den Spieltagen 10 und 11 aus den Top-3-Plätzen herausgerutscht war. Nach vier Siegen zu Beginn der Saison hatte man sogar über drei Wochen die Tabellenführung inne, ehe Stadtrivale Galatasaray mit einem 3:0-Sieg die erste Euphorie bremste. Genau diese Niederlage zeigt auch das einzige Manko von Besiktas in der vorjährigen Saison – während man gegen die meisten Vereine regelmäßig punktete, konnte man gegen die direkten Titelkonkurrenten lediglich zwei Punkte mitnehmen. Gegen Galatasaray gingen beide Duelle verloren (3:0 und 1:0), dem späteren Meister Fenerbahce trotzte man zumindest in beiden Aufeinandertreffen ein Unentschieden ab (3:3 und 1:1). So standen am Ende der Süper Lig-Saison 2013/2014 17 Siege, 11 Unentschieden und sechs Niederlagen zu Buche, der Tabellenvierte Trabzonspor konnte mit neun Punkten auf Distanz gehalten werden. Lediglich im Cup blieb man hinter den Erwartungen, im Dezember 2013 war gegen Bucaspor Endstation.
Aufsehen erregte Besiktas Istanbul in der Vorsaison in der Europa-League-Qualifikation. Zwar startete man im Play-Off gegen den ehemaligen Taboga-Klub Tromsø IL – bezwang diesen auch – stand somit eigentlich in der Gruppenphase der EL, doch wurde das Antreten von Besiktas von der Kontroll- und Disziplinarkammer der UEFA auf Grund eines Manipulationsskandals – welch Ironie – unterbunden. Tromsø IL durfte somit in die Gruppenphase der Europa-League aufsteigen.
Österreich-Export Veli Kavlak darf auf eine sehr erfolgreiche Saison 2013/14 zurückblicken. Der Nationalspieler gilt unter Slaven Bilic als Fixposten im Mittelfeld, durfte in Runde neun gegen Akhisaspor sogar die Kapitänsbinde überstreifen. Von den 34 Meisterschaftsspielen verpasst Kavlak deren fünf, dreimal auf Grund einer Verletzung, zweimal wurde ihm seine Gelbsucht (neun gelbe Karten) zum Verhängnis. In den Duellen, in denen Kavlak mit von der Partie war, stand der Österreicher immer in der Startelf, wurde lediglich viermal ausgewechselt – nutzte seine Einsatzzeit zu drei Toren und vier Assits.
Zugänge
Demba Ba (FC Chelsea, 6 Mio €)
Gökhan Töre (Rubin Kazan, 4.5 Mio €)
Ramon Motta (Corinthians, 1.1 Mio €)
Cenk Tosun (Gaziantepspor, ablösefrei)
Tugay Kaya (Besiktas II)
Furkan Yaman (Besiktas II)
Kadir Ari (Sancaktepe, Leih-Ende)
Burak Kaplan (KFC Uerdingen, Leih-Ende)
Burak Mazak (Ankara Demir, Leih-Ende)
Günay Güvenc (Adanaspor, Leih-Ende)
Tanju Kayhan (Elazigspor, Leih-Ende)
Michael Eneramo (Karabükspor, Leih-Ende)
Ümit Karaal (Kahramanmaras, Leih-Ende)
Koray Yildiz (Kizilcabölük, Leih-Ende)
Hasan Türk (Göztepe, Leih-Ende)
Atinc Nukan (Dardanelspor, Leih-Ende)
Mertcan Aktas (Ofspor, Leih-Ende)
Erkan Kas (Karabükspor, Leih-Ende)
Samet Bülbül (Nazilli, Leih-Ende)
Abgänge
Tanju Kayhan (Karabükspor, 430.000 €)
Erkan Kas (Karabükspor, 430.000 €)
Burak Kaplan (Wattenscheid 09, ablösefrei)
Ibrahim Toraman (Sivasspor, Leihe)
Ömer Sismanoglu (Eskisehirspor, Leihe)
Muhammed Demirci (Gaziantep BB, Leihe)
Mertcan Aktas (Karagümrük, ablösefrei)
Koray Yildiz (Göztepe, Leihe)
Manuel Fernandes (Lok Moskau, Leihe)
Günay Güvenc (Mersin IY, Leihe/Gebühr: 35000€)
Hasan Türk (Karagümrük, Ablöse unbekannt)
Jermaine Jones (New England Revolution)
Julien Escudé (vereinslos)
Hugo Almeida (vereinslos)
Gökhan Töre (Rubin Kazan, Leih-Ende)
Ramon Motta (Corinthians, Leih-Ende)
Dany Nounkeu (Galatasaray, Leih-Ende)
Vorbereitung, Testspiele und Champions-League-Play-Off
Die Saisonvorbereitung startete Besiktas Istanbul im deutschen Marienfeld bei Bielefeld, testete dabei gegen den SC Verl (3:1/Kavlak nicht im Kader). Kurioses Detail am Rande: Das Testspiel gegen Rödinghausen musste auf Grund von Sicherheitsbedenken abgesagt werden. Von Deutschland ging es weiter nach England, das zweite Trainingslager stand bevor. Zwölf Tage hielten sich Kavlak und Co. im britischen Königreich auf, zahlreiche freundschaftliche Testspiele standen am Programm. So duellierte man sich im ersten Match mit Wigan Athletics, dem Ex-Klub von Paul Scharner 1.0, verlor dieses jedoch mit 1:2 (Kavlak als Kapitän). Außerdem folgten Spiele gegen Oostende (2:0/ohne Kavlak), Hereford (6:0/ohne Kavlak) und den FSV Mainz (1:1/Kavlak bis zu3 73. Minute). Zusätzlich zu den beiden Trainingslagern nahm Besiktas auch noch an einem eintägigen Benefizturnier – kurz nach den Champions-League-Qualifikation-Spielen gegen Feyenoord Rotterdam – teil, die Gegner Fenerbahce Istanbul und Chelsea FC wurden jeweils mit 1:0 besiegt – Kavlak stand dabei nicht im Kader. Am 13.8. fand der Testmarathon ein Ende, Fatih Karagümrük konnte mit 1:0 in die Schranken gewiesen werden (Kavlak in der Startelf).
In der Champions-League-Qualifikation bekam man in der dritten Runde Feyenoord zugelost – das Hinspiel in Rotterdam konnte ohne Kavlak mit 2:1 gewonnen werden, im Rückspiel behielt das Team von Bilic mit 3:1 die Oberhand (Kavlak über 90 Minuten im Einsatz). In den Play-Off-Duellen wartete niemand Geringer als der FC Arsenal, dem im Hinspiel in Istanbul ein 0:0 abgerungen werden konnte (Kavlak erneut über die gesamte Spielzeit), während das Rückspiel mit 1:0 verloren ging (Kavlak bis Minute 77).
Prognose für 2014/2015
Es ist davon auszugehen, dass Besiktas auch in der Spielzeit 2014/2015 eine wichtige Rolle um die Champions-League-Startplätze einnehmen wird. Ob es zum ersten Meistertitel seit der Saison 2008/2009 reichen wird, hängt auch davon ab, wie sich die beiden großen Stadtrivalen präsentieren. Das Team von Slaven Bilic gab in der Sommertransferperiode lediglich zwei Stammspieler ab – Hugo Almeida, der in der Vorsaison 13 Tore erzielte, und Jermaine Jones, das Raubein im Mittelfeld, haben den Verein verlassen. Almeidas Abgang wurde mit der Verpflichtung von Demba Ba kompensiert – dieser traf bereits laufend in den Testspielen, machte auch gegen Arsenal eine gute Figur. Zudem wurden mit Gökhan Töre und Ramon Motta, zwei weitere wichtige Spieler, verpflichtet.
Der bestehende Kader bietet gute Voraussetzungen, um heuer womöglich am großen Coup zu basteln. Mit Zengin steht ein türkischer Nationaltormann zwischen den Pfosten, die Viererkette scheint mit Neuzugang Motta, Gülüm, Franco und Köybasi gut besetzt – zudem gibt es als Alternative noch den routinierten Tomás Sivok in der Hinterhand. Das defensive Mittelfeld-Pärchen dürfte wohl Kavlak mit Uysal bilden – Hutchinson kann als Ersatz einspringen. Auch in der Offensivabteilung von Besiktas tummeln sich mit Töre, Sahan, Ba, Pektemek, Özyakup und Koyunlu begnadete Kicker, die in engen Partien den Unterschied ausmachen können.
Aus österreichischer Sicht soll hier auch noch auf den Abgang von Tanju Kayhan hingewiesen werden. Der ehemalige Rapidler, der sich bei Besiktas nie durchsetzen konnte, wurde an Karabükspor verkauft, dürfte sich dort auch in der Vorbereitung einen Stammplatz erarbeitet haben.
Zum Auftakt bekommt es Besiktas heuer auswärts mit dem Aufsteiger Mersin Idman Yurdu zu tun, das erste Duell gegen einen Erzrivalen steigt in Runde acht mit einem Heimspiel gegen Fenerbahce Istanbul.
An Veli Kavlak führt auch in dieser Saison kein Weg vorbei – zu gut und konstant waren seine Leistungen in den vergangenen Spielzeiten. Gelingt es, die gezeigten Performances noch mal zu zeigen oder gar etwas zu verbessern, so wird der Name Kavlak auch in den kommenden Transferzeiten immer wieder bei verschiedenen Klubs thematisiert werden.
Wir wünschen unseren Legionären viel Erfolg in der neuen Saison!
(Autor: Christian Semmelrock)
