Keine Lizenz für den FC Wacker Innsbruck
Nicht Genügend – Tiroler müssen zum "Nachzipf" antreten
Ein Gastkommentar von Michael Freinhofer.
Eigentlich dachte man, dass der FC Wacker Innsbruck zumindest sportlich wieder in die Erfolgsspur gefunden hat, waren doch die Leistungen der vergangen drei Runden wie im Heimspiel gegen die SV Ried (2:0) oder in den entscheidenden Abstiegsduellen jeweils auswärts zwischen dem SV Mattersburg (1:2) und gegen den SC Wiener Neustadt (2:2) – immerhin sieben Punkte aus den vergangen drei Partien – durchwegs positiv und eine deutliche Leistungssteigerung ersichtlich. Somit konnte man auf die ebenfalls abstiegsgefährdeten Vereine wieder etwas aufschließen und hat nun zwei Punkte mehr als der aktuell Tabellenletzte aus der Südstadt. Aber man hat sich offensichtlich zu früh gefreut. Es ist wie alle Jahre wieder die gleiche Zitterpartie, nicht nur sportlich sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene ist bei den Innsbruckern der Wurm drin. In erster Instanz wurde dem FC Wacker Innsbruck am Dienstag, den 30. April die Lizenz seitens des Senat 5 der Bundesliga verweigert.
Fakt ist, dass der Wacker nun die Möglichkeit hat, in den nächsten zehn Tagen beim Protestkomitee Protest einzulegen. Die Entscheidung des Komitees wird innerhalb von fünf Tagen (bis spätestens 15. Mai) getroffen. Sollte die Lizenz auch in zweiter Instanz verweigert werden, kann der Verein innerhalb von sieben Tagen beim Ständigen Neutralen Schiedsgericht Klage einbringen. Dieses wird dann bis spätestens 31. Mai entscheiden.
Wie steht es wirklich um die Tiroler? Aktuell steht der FC Wacker Innsbruck mit 700.000 Euro im Minus, ein Rettungspaket durch Stadt, Land, Hypo Tirol Bank, Tiroler Wasserkraft AG, Olympiaworld zu je 100.000 Euro wurde geschnürt und bereits beglichen, um den Verein vor dem Aus zu retten. Die restlichen 200.000 Euro zweier Wacker-Vorstandsmitglieder waren für den Senat 5 der Bundesliga nicht glaubwürdig genug aufgefangen und daher steht man vorerst ohne Lizenz da. In den nächsten Tagen wird daher noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten sein.
Die Frage stellt sich, warum es (auch) für den Wacker Innsbruck jedes Jahr so ein Kampf ist, die gültige Lizenz für die neue Saison zu erhalten. Warum schaffen es die vermeintlich kleineren Vereine im ersten Anlauf, wie zum Beispiel ein SV Mattersburg, die Wiener Neustädter oder die SV Ried. Die Innviertler haben seit der Einführung der Lizenz (Saison 1996/1997) diese auch immer in erster Instanz erhalten. Das sind alles gesunde Vereine, die mit dem finanziellen Abstieg nichts zu tun haben wollen und sich daher auch voll auf das sportliche konzentrieren können. Die Burgenländer halten sich immerhin schon seit zehn Jahren in der obersten Spielklasse. Da können sich die Herrschaften vom FC Wacker Innsbruck ein ordentliches Stück davon abschneiden.
Unerklärlich für mich, warum sich in einer wirtschaftsstarken Region wie dem "Heiligen Land" Tirol kein finanzkräftiger Sponsor finden lässt. Will sich kein Unternehmen das antun, oder ist der Finanzcrash vor über zehn Jahren anscheinend doch noch in vielen Köpfen der Tiroler Wirtschaft verankert. Was vor mittlerweile über einem Jahrzehnt geschah, scheint auch mit einer der Gründe zu sein, weshalb die Bundesliga dem FC Wacker noch genauer auf die Finger schaut. Der Innsbrucker Geschäftsführer Mag. Gerald Schwaninger macht darauf aufmerksam, dass nicht die kommende Saison das Problem darstelle, sondern das Finanzloch der laufenden.
Das angesprochene Rettungspaket ist mit gewissen Auflagen und einem sechs Punkte Maßnahmenkatalog versehen, denn Geschenke anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums gibt es keine – weder im Kampf um die Punkte in den letzten fünf Runden, noch in Sachen Lizenzierungsverfahren und Finanzen. Ich will mir das Horrorszenario gar nicht vorstellen, was ein sportlicher Abstieg – schlimmer noch ein Zwangsabstieg – für wirtschaftliche und vor allem sportliche Folgen beim einzigen Tiroler Bundesligisten hat. Leider konnten die Schwarz-Grünen in den letzten Jahren nie die gewisse Ruhe in das Thema bringen. Sollte der erhoffte Klassenerhalt nicht geschafft werden und man somit nächstes Jahr in der Ersten Liga spielen, sehe ich den nächsten Jahre eher negativ entgegen.
Viele treue Anhänger und Wacker–Leidensgenossen – so wie ich es einer bin – aber auch das restliche Fußball–Österreich werden sich fragen, wie lange man hier noch zuschaut. Langsam ist es ja doch schon beschämend für den besagten Traditionsverein am Tivoli. Schließlich wusste man ja was zu tun sei, noch dazu ist man bezüglich Lizenzvergabe und vorzeitiger Verweigerung schon mehr als erprobt. Es kann ja auch nicht das Ziel eines Bundesligavereines und 10–fachen Meisters aus Innsbruck sein, jedes Jahr sportlich im unteren Drittel herumzugeistern und finanziell einfach keine Sprünge nach vorne zu machen. Denn es geht heutzutage im Profifußball nun einmal nicht ohne den entsprechenden finanziellen Background. Hat man doch eines der größten und schönsten Stadien Österreichs, einen lautstarken Support auf der bekannten Tivoli Nord sowie (meist) enthusiastische Fans. Gründe warum es jedes Jahr vorkommt, dass die Tiroler immer wieder in dieser prekäre Lage schlittern, gibt es zur Genüge, nur man sollte sie schleunigst ändern. Dabei soll der vorgelegte Forderungskatalog seitens der oben genannten Geldgeber eine rasche Veränderung herbeiführen. Ich denke, viele Anhänger werden nicht damit einverstanden sein, dass die Politik herangezogen wird und dann vielleicht doch etwas zu viel ihre Finger im Spiel hat. Der Verein hat offensichtlich keine andere Wahl, als auf die Richtlinien der Politik einzugehen, ansonsten werden früher oder später die Lichter am Tivoli ausgehen.
Gegen Ende der letzten Saison hatte ich den Eindruck, man kann sich aufgrund der bei Siegen auszuzahlenden Prämien, die erspielten drei Punkte finanziell nicht mehr leisten konnte, das Siegen wurde "zu teuer". Das kann nicht die Zukunft sein, daher hoffe ich, dass der FC Wacker Innsbruck eines Tages wieder zu alter Stärke zurückkehrt, auf einer sicheren budgetären Grundlage, ohne dass man jedes Jahr zittern und bangen muss, ob es die Wackerianer im darauffolgenden Jahr überhaupt in der Bundesliga geben wird. Sportlich sei dem Trainer Roland Kirchler zu wünschen, dass er mit dieser Mannschaft, verstärkt durch den ein oder anderen neuen Spieler sowie mit dem Einbau junger Tiroler Talente wie einen Lukas "Hansi" Hinterseer, Marco Kofler oder einen Sebastian Siller die nächsten Jahre ohne großes Kopfweh nach seinen Vorstellungen planen kann und seitens der wirtschaftlichen Abteilungen der Rücken gestärkt wird. Ansonsten hat jegliches Planen für die nächsten Jahre wenig Sinn – wie heißt es so schön "ohne Moos nix los". Ich denke es braucht einen FC Wacker Innsbruck in der Bundesliga, es braucht die tollen Fans, und die tolle Stimmung am Tivoli. Ob dies nur Zukunftsmusik ist, wird sich weisen.
(Autor: Michael Freinhofer)